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Ich & Emma

Ich & Emma

Titel: Ich & Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Flock
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Mary.
    “Wie groß ist die noch mal?” fragt Emma.
    “Das hat sie uns doch schon gesagt.” Ich verdrehe die Augen genau so, wie es Mama nicht mag. “ Sie ist so groß wie eine Schuhschachtel. Himmel.”
    “Bei dem Gezanke dauert die Fahrt nur umso länger, also Schluss damit.”
    Das ergibt natürlich überhaupt keinen Sinn, weil Zanken die Entfernung nicht größer machen kann. Aber das werde ich Miss Mary nicht erklären. Es ist ein Riesenglück, dass ihre Bekannten in der Nähe von Lowgap wohnen.
    Bald befinden wir uns auf der Hauptstraße von Lowgap. “Die Stadt des Aufstiegs!” steht auf einem Schild. Es sieht nicht nach Aufstieg aus, denn die meisten Geschäfte haben geschlossen. Manche Schaufenster sind so staubig, dass es scheint, die Läden hätten schon seit tausend Jahren geschlossen. Miss Mary hält vor einem Fenster mit dem Schild: Dot’s Kountry Kafaye.
    “Schätze, wir alle sind hungrig”, sagt sie und fischt ihre Tasche vom Beifahrersitz. Sie zieht einen Lippenstift heraus und reckt sich so, dass sie sich im Rückspiegel schminken kann. Sie hat nicht diese winzigen Raucherfalten um den Mund wie Mama, der Lippenstift bleibt dort, wo er hingehört. Mamas Lippen sehen an Sonntagen aus, als würden sie bluten. Miss Mary setzt sich ihren Hut wieder auf, steckt den Lippenstift zurück in die Tasche und wendet sich uns zu.
    “Wir füllen dann mal besser unsere Bäuche, bevor die sich vor lauter Aufregung wegen der Schachtel noch verrückter machen und schließlich noch verknoten.”
    Bis zu diesem Moment war ich hungrig, aber nachdem Miss Mary das Wort Schachtel ausgesprochen hat, verliere ich jeglichen Appetit. Selbst gestern Abend konnte ich nichts essen, obwohl Mama Brötchen mit Bratensoße gemacht hat, mein Lieblingsessen.
    Dot’s Kountry Kafaye sieht genauso aus wie Mickey’s Country Kitchen in Toast. Von der Theke aus kann man zuschauen, wie das Essen zubereitet wird, man kann sich aber auch hinsetzen, wenn man sich überraschen lassen will. Mir gefällt es an der Theke immer am besten, und zum Glück gehen wir dort hin. Mit den Sitzen kann man sich komplett einmal um die eigene Achse drehen! Bei Mickey’s geht das nur bis zur Hälfte.
    Miss Mary sagt, wir können uns was zusammen bestellen und teilen, schließlich bezahlt sie und nicht wir, deswegen einigen wir uns auf einen Hotdog.
    “Mit allem?” fragt die Bedienung.
    “Ja, bitte”, antworte ich. Die Glocke über der Tür klingelt, als Miss Mary sich umdreht und wieder hinausgeht.
    “Geht ihr danach rüber zu Ike?” fragt uns die Bedienung, nachdem sie unseren Bestellzettel an einen Metallbaum befestigt hat, der sich zwischen dem Restaurant und der Küche befindet.
    “Ja, Ma’am”, entgegnen wir gleichzeitig.
    “Hab ich mir gedacht.” Sie nickt ganz ernsthaft, so wie Mr. White. “Viel Glück”, sagt sie, und so, wie sie das sagt, ist mir ganz klar, dass ich kaum etwas von dem Hotdog herunterbekommen werde.
    “Wie wär’s”, fährt sie fort und versucht aufmunternd zu klingen. “Ich spendiere eine Cola und ein paar Erdnüsse.”
    Wir setzen uns beide aufrecht und drehen uns um uns selbst. Erdnüsse und Cola! Das ist das Leckerste auf der Welt!
    “Wetten, ich treffe als Erste!” Emma schreit regelrecht.
    “Wollen wir mal sehen”, sage ich. Und verliere.
    Die erste Erdnuss in der Cola ruft immer die meisten Luftblasen hervor, und das ist jetzt auch nicht anders. Es ist wie ein wissenschaftliches Experiment, der Schaum kommt ganz nah an den Glasrand und fällt dann genauso schnell wieder in sich zusammen. Die restlichen Erdnüsse platschen einfach hinein. Aber durch sie schmeckt die Cola sogar noch besser.
    “Bitte schön.” Die Bedienung schiebt den wabbligen Hotdog vor uns. Daneben liegt als Zugabe eine Gurke.
    Ich esse meinen Teil, aber mein Magen zieht sich zusammen. Ich befürchte, mich übergeben zu müssen und frage, ob ich aufs Klo darf, bevor wir gehen.
    “Natürlich, Herzchen”, sagt die Kellnerin. “Ich schließ’ sie dir auf.” Sie langt hinter sich nach so einem Holzklumpen mit einer kleinen Kette mit Schlüssel dran und bedeutet mit einem Nicken, dass ich ihr folgen soll. Wir gehen an der Küche vorbei, bei dem Geruch muss ich schwer schlucken. Du liebe Zeit. Sie schließt die Tür gerade noch rechtzeitig auf, damit ich hineinrennen, mich über die Schüssel beugen und den Hotdog und die Cola erbrechen kann. Ich höre, wie die Tür hinter mir ins Schloss fällt, doch noch bevor ich nach dem

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