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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Beileidsbekundungen.
    »Dein Dad war der Beste, tut mir furchtbar leid.«
    »Wenn ich irgendetwas für dich tun kann …«
    »RIP, Dr. S. Sie waren ein Hammer.«
    »Ich werde nie vergessen, wie dein Dad meiner Schwester geholfen hat.«
    Dann sah ich einen Eintrag, bei dem ich innehielt.
    »Was für eine sinnlose Tragödie. Ich werde die Grausamkeit der Menschen nie verstehen.«
    Ich klickte auf »ältere Postings«. Nach sechs weiteren stach mir wieder eins ins Auge:
    »Ich hoffe, sie schnappen das A…loch, das ihm das angetan hat, und grillen ihn.«
    Ich öffnete eine weitere Suchmaschine und versuchte, mehr herauszubekommen. Nach kurzer Zeit stieß ich auf einen Zeitungsartikel:
    Mord in Savannah
    Chirurg ermordet
    Der Chirurg und Humanist Dr. Todd Sanderson wurde gestern Nacht in seinem Haus ermordet. Die Polizei vermutet, dass er die Täter bei einem Einbruch überraschte.
    Jemand versuchte meine Haustür zu öffnen, die abgeschlossen war. Ich hörte das Rascheln der Fußmatte – originell, wie ich war, hatte ich den Ersatzschlüssel darunter versteckt –, dann wurde der Schlüssel ins Schloss gesteckt und die Tür geöffnet. Benedict kam herein.
    »Hey«, sagte er. »Surfst du nach Pornos?«
    Ich runzelte die Stirn. »Kein Mensch sagt heute noch ›surfen‹.«
    »Ich bin halt ein bisschen altmodisch.« Benedict ging zum Kühlschrank und nahm sich ein Bier heraus. »Wie war dein Ausflug?«
    »Erstaunlich«, sagte ich.
    »Erzähl.«
    Das tat ich. Benedict war ein großartiger Zuhörer. Er gehörte zu den Menschen, die wirklich jedes Wort aufnahmen, sich die ganze Zeit auf dich – und nur auf dich – konzentrierten und nicht unterbrachen. Das war nicht gespielt – und er tat das auch nicht nur bei seinen engsten Freunden. Menschen faszinierten ihn. Und genau das sehe ich als seine größte Stärke als Lehrer. Wahrscheinlich wäre es jedoch passender, es als seine größte Stärke als Don Juan anzusehen. Weibliche Singles sind gegen viele Aufreiß-Maschen immun, nicht aber gegen einen Mann, dem das, was sie sagen, wirklich wichtig ist. Das können sich alle Möchtegern-Gigolos hinter die Ohren schreiben.
    Als ich fertig war, trank Benedict einen kräftigen Schluck von seinem Bier. »Wow. Also … wow. Mehr kann ich dazu nicht sagen.«
    »Wow?«
    »Ja.«
    »Bist du sicher, dass du nicht doch Professor für englische Sprache bist?«
    »Dir ist schon klar«, sagte er bedächtig, »dass es höchstwahrscheinlich eine vollkommen logische Erklärung dafür gibt, oder?«
    »Zum Beispiel?«
    Er rieb sich das Kinn. »Vielleicht ist Todd einer von diesen Typen mit mehreren Familien, die nichts voneinander wissen.«
    »Hä?«
    »Schwerenöter, die viele Frauen und Kinder haben, von denen eine in sagen wir Denver und die andere zum Beispiel in Seattle lebt. Er teilt sich die Zeit zwischen beiden Familien auf, und die merken nichts davon. Kannst du in Dateline sehen. Bigamisten. Oder Polygamisten. Viele bleiben jahrelang unentdeckt.«
    Ich verzog das Gesicht. »Wenn das deine vollkommen logische Erklärung ist, würde ich jetzt gern die weit hergeholte hören.«
    »Auch wieder wahr. Wie wäre es denn, wenn ich dir die naheliegendste nenne?«
    »Die naheliegendste Erklärung?«
    »Ja.«
    »Immer her damit.«
    Benedict breitete die Hände aus: »Es ist nicht derselbe Todd.«
    Ich sagte nichts.
    »Du kannst dich nicht mehr an seinen Nachnamen erinnern, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Tja, woher willst du dann wissen, ob es derselbe Mann ist? Todd ist nicht unbedingt ein seltener Name. Überleg doch mal, Jake. Sechs Jahre nach einem einschneidenden Ereignis siehst du ein Foto, dabei spielt dir dein Gehirn einen Streich, und voilà, du hältst ihn für deinen Erzfeind.«
    »Er ist nicht mein Erzfeind.«
    » War nicht dein Erzfeind. Er ist tot, du weißt schon. Daher Vergangenheitsform. Du wolltest die naheliegendste Erklärung hören?« Er beugte sich vor. »Hier liegt eine Verwechslung vor.«
    Darüber hatte ich natürlich auch schon nachgedacht. Ich hatte sogar Benedicts Betrügerischer-Bigamist-Erklärung in Betracht gezogen. Beide waren nicht logischer als … als was? Welche Möglichkeiten gab es denn noch? Welche anderen naheliegenden, plausiblen oder weit hergeholten Erklärungen gab es denn noch?
    »Und?«
    »Klingt logisch.«
    »Siehst du?«
    »Dieser Todd – Dr. Todd Sanderson – sah anders aus als Natalies Todd. Er hatte kürzere Haare. Außerdem war er glattrasiert.«
    »Dann passt es doch.«
    Ich wandte den Blick

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