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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Officer«, sagte ich.
    Der Stämmige sah den Dünnen an. Der Dünne schwieg. »Sie müssen die falsche Adresse haben.«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es hier war«, sagte ich.
    »Es gibt hier kein ›Creative Recharge‹. Es ist geschlossen.«
    »Was denn nun?«, fragte ich.
    »Wie bitte?«
    »Ist es die falsche Adresse«, sagte ich, »oder wurde das Refugium geschlossen?«
    Die Frage gefiel dem Stämmigen nicht. Er riss sich die Sonnenbrille vom Kopf und zeigte damit auf mich. »Wollen Sie mich verarschen?«
    »Ich suche nur mein Refugium.«
    »Ich weiß nichts von irgendeinem Refugium. Das Land gehört schon ewig den Drachmans, mindestens seit … wie lange schon, Jerry? Seit fünfzig Jahren?«
    »Mindestens«, sagte der Dünne.
    »Ich war vor sechs Jahren hier«, sagte ich.
    »Davon weiß ich nichts«, sagte der Stämmige. »Ich weiß nur, dass Sie sich auf einem Privatgrundstück befinden, und wenn Sie es nicht sofort verlassen, werde ich Sie festnehmen.«
    Ich sah auf meine Füße. Ich stand weder in der Einfahrt noch auf sonst irgendeinem Privatgrundstück. Ich stand auf der Straße.
    Der Dünne kam näher – zu nah. Ich gebe zu, dass ich mich unsicher fühlte, aber bei meiner Arbeit als Türsteher hatte ich eins gelernt: Lass dir niemals anmerken, dass du Angst hast. In Bezug auf gefährliche Tiere hörte man das immer wieder, und – glauben Sie mir – es gab keine gefährlicheren Tiere als Menschen, die zur »Entspannung« in einen Nachtclub gingen. Obwohl mir das Ganze also überhaupt nicht gefiel, ich vollkommen auf verlorenem Posten stand und nur irgendwie ungeschoren aus der Sache herauskommen wollte, wich ich keinen Millimeter zurück, als der Stämmige bis auf eine Handbreit an mich herankam. Das passte ihm nicht. Ich blieb einfach stehen und blickte auf ihn hinab. Tief hinab. Das passte ihm noch weniger.
    »Zeigen Sie mir einen Ausweis, Hitzkopf.«
    »Warum?«, fragte ich.
    Der Stämmige sah den Dünnen an. »Jerry, ruf die Zentrale an, sie sollen das Autokennzeichen überprüfen.«
    Jerry nickte und ging zum Streifenwagen.
    »Wieso?«, fragte ich. »Ich versteh das nicht. Ich suche doch nur das Refugium.«
    »Sie haben zwei Möglichkeiten«, sagte der Stämmige. »Erstens …«, er hob einen Wurstfinger, »… Sie zeigen mir jetzt ohne weitere Widerrede einen Ausweis. Oder zweitens …«, ja, ein zweiter Wurstfinger, »… ich nehme Sie wegen widerrechtlichen Betretens eines Privatgrundstücks fest.«
    Mir kam das Ganze sehr eigenartig vor. Ich sah mich um und entdeckte eine Sicherheitskamera an einem Baum, die auf uns gerichtet war. Das gefiel mir nicht. Es gefiel mir absolut nicht, aber man gewann nichts dadurch, dass man sich einen Polizisten zum Feind machte. Ich musste den Mund halten.
    Ich griff in die Hosentasche, um mein Portemonnaie rauszuziehen, als der Stämmige die Hand hob und sagte: »Ruhig. Immer hübsch langsam.«
    »Was?«
    »Greifen Sie in die Tasche, aber machen Sie keine schnellen Bewegungen.«
    »Das soll doch jetzt ein Witz sein, oder?«
    So viel zum Mundhalten.
    »Seh ich aus, als würde ich Witze machen? Greifen Sie mit zwei Fingern hinein. Daumen und Zeigefinger. Und ganz langsam.«
    Das Portemonnaie steckte tief in meiner Hosentasche. Es dauerte eine Weile, bis ich es mit zwei Fingern herausgeklaubt hatte.
    »Ich warte«, sagte er.
    »Moment noch.«
    Schließlich hatte ich das Portemonnaie in der Hand und reichte es ihm. Er fing an, es durchzusehen, als wäre er auf einer Schnitzeljagd. Bei meinem College-Ausweis aus Lanford blieb er hängen, sah erst das Foto, dann mich an und runzelte die Stirn.
    »Sind Sie das?«
    »Ja.«
    »Jacob Fisher?«
    »Alle nennen mich Jake.«
    Stirnrunzelnd betrachtete er mein Foto.
    »Ich weiß«, sagte ich. »Es ist schwer, diese rohe, animalische Attraktivität auf ein Foto zu bannen.«
    »Sie haben einen College-Ausweis.«
    Da ich keine Frage gehört hatte, beantwortete ich keine.
    »Für einen Studenten scheinen Sie mir ein bisschen alt zu sein.«
    »Ich bin kein Student. Ich bin Professor. Sehen Sie, da unten steht ›Personal‹.«
    Der Dünne kam vom Streifenwagen zurück. Er schüttelte den Kopf. Ich nahm an, es bedeutete, dass die Überprüfung des Kennzeichens kein Ergebnis gebracht hatte.
    »Was führt denn einen großen Professor in unseren kleinen Ort?«
    Mir kam etwas in den Sinn, das ich im Fernsehen gesehen hatte. »Ich müsste noch einmal kurz in meine Hosentasche greifen. Darf ich?«
    »Wozu?«
    »Das sehen Sie

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