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Ich finde dich

Ich finde dich

Titel: Ich finde dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Einrichtung so gewählt war, dass sie die Befragten nicht zu sehr einschüchterte. Nicht, dass ich viel Erfahrung mit Vernehmungsräumen hätte, doch ich hatte sie mir immer als kahle Räume mit nackten Wänden vorgestellt. Dieser war jedoch in einem hellen Beige gehalten.
    »Wissen Sie, warum Sie hier sind?«, fragte Mulholland.
    Benedict runzelte die Stirn. »Ist das Ihr Ernst?«
    »Was?«
    »Wie sollen wir Ihrer Ansicht nach auf diese Frage antworten? Vielleicht mit einem Geständnis? ›Oh, aber natürlich, Mr Mulholland, ich nehme an, Sie haben mich festgenommen, weil ich diese beiden Schnapsläden überfallen habe?‹ Könnten Sie diese Spielchen unterlassen und gleich zum Thema kommen?«
    »Hören Sie«, sagte Mulholland und rutschte auf seinem Stuhl nach vorne, »wir sind auf Ihrer Seite.«
    »Oje.«
    »Doch, das ist mein voller Ernst. Wir müssen nur noch ein paar Details klären, dann können wir alle zufrieden nach Hause gehen.«
    »Was erzählen Sie da?«, fragte Benedict.
    Mulholland nickte Telesco zu. Sie öffnete einen Ordner und schob ein Stück Papier über den Tisch. Als ich die Verbrecherfotos sah – Vorderansicht und Profil –, fing das Blut in meinen Adern an zu kochen.
    Es war Otto.
    »Kennen Sie diesen Mann?«, fragte Telesco.
    »Sag nichts.« Das hatte ich auch nicht vor, aber Benedict legte mir vorsichtshalber die Hand auf den Arm. »Wer ist das?«
    »Er heißt Otto Devereaux.«
    Als ich den Namen hörte, lief mir ein Schauder über den Rücken. Sie hatten mir ihre Gesichter gezeigt. Zumindest Otto hatte mir seinen richtigen Namen genannt. Das konnte nur eins bedeuten – sie hatten nie vorgehabt, mich lebend aus dem Transporter zu lassen.
    »Ihr Mandant hat kürzlich ausgesagt, dass er auf einem Highway in Massachusetts eine Auseinandersetzung mit einem Mann hatte, dessen Beschreibung perfekt auf Otto passt. Damals hat Ihr Mandant auch erklärt, er wäre gezwungen gewesen, Mr Devereaux aus Notwehr zu töten.«
    »Mein Mandant hat diese Aussage zurückgezogen. Er war desorientiert und stand unter Alkoholeinfluss.«
    »Sie verstehen nicht, worauf wir hinauswollen«, sagte Mulholland. »Wir wollen ihm nicht den Hintern aufreißen. Wenn wir könnten, würden wir ihm einen Orden verleihen.« Er breitete die Hände aus. »Wir stehen alle auf derselben Seite.«
    »Soso?«
    »Otto Devereaux war ein Vollzeit-Drecksack von fast biblischen Ausmaßen. Es würde zu lange dauern, Ihnen jetzt sein komplettes Strafregister zu präsentieren. Also konzentrieren wir uns nur auf ein paar Highlights. Wir hätten also Mord, Körperverletzung und Erpressung. Sein Spitzname lautete Heimwerker, weil er seine Opfer gern mit Werkzeugen folterte. Er war Geldeintreiber für die berüchtigten Ache-Brüder, bis einer von denen zu dem Schluss kam, dass Otto ihnen zu barbarisch vorging. Danach hat er dann auf eigene Faust gearbeitet oder für Gangster, die in Schwierigkeiten steckten und einen echten Brutalo zur Unterstützung brauchten.«
    Er lächelte mir zu. »Hören Sie, Jake, ich weiß nicht, wie Sie den Kerl kaltgestellt haben, aber es war ein Segen für die Menschheit.«
    »Das bedeutet also«, sagte Benedict, »dass Sie, rein hypothetisch gesprochen, hier sind, um uns Ihren Dank auszusprechen.«
    »Nicht nur hypothetisch. Sie sind ein Held. Wir wollen Ihnen die Hand schütteln.«
    »Sagen Sie«, warf Benedict ein, »wo haben Sie seine Leiche gefunden?«
    »Das spielt keine Rolle.«
    »Was war die Todesursache?«
    »Auch das spielt keine Rolle.«
    Mit einem breiten Lächeln sagte Benedict: »Wollen Sie Ihren Helden wirklich so behandeln?« Er nickte in meine Richtung. »Wenn sonst nichts weiter ist, würden wir jetzt gerne gehen.«
    Mulholland warf Telesco einen Blick zu. Ich meinte, den Anflug eines Lächelns in ihrem Gesicht zu sehen. Das gefiel mir ganz und gar nicht. »Okay«, sagte er dann. »Wenn es so laufen soll.«
    »Soll heißen?«
    »Das soll überhaupt nichts heißen. Sie können gehen.«
    »Tut uns leid, dass wir Ihnen nicht weiterhelfen konnten«, sagte Benedict.
    »Kein Problem. Wir wollten uns, wie schon gesagt, nur bei dem Mann bedanken, der diesen Scheißkerl aus dem Verkehr gezogen hat.«
    »Mhm.« Wir standen auf. »Wir finden selbst raus.«
    Wir waren fast an der Tür, als Susan Telesco sagte: »Ach, Professor Fisher?«
    Ich drehte mich um.
    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir Ihnen noch ein Foto zeigen?«
    Beide sahen mich an, als wäre ihnen das eigentlich zu viel Aufwand, als hätten sie

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