Ich folge deinem Schatten
sagen.«
»Vor ungefähr einem Jahr hat sie mir erzählt, Sie wären gut miteinander befreundet gewesen und Sie hätten immer ihre Kleidung bewundert. Hat sie Ihnen nicht manchmal einen Schal oder Handschuhe oder eine Brieftasche von sich geschenkt?«
»Sie war immer nett zu mir.«
Alvirah öffnete ihre Handtasche und zog die zusammengefaltete Titelseite der Post heraus. »Zan ist gestern verhaftet und wegen Kindesentführung angeklagt worden. Schauen Sie sich nur mal ihr Gesicht an. Sehen Sie, wie sehr sie unter allem leidet?«
Tiffany sah auf das Bild und wandte schnell den Blick ab.
»Tiffany, die Polizei hat Zan erzählt, Sie würden glauben, Zan habe Ihnen Drogen gegeben.«
»Hat sie vielleicht auch. Deshalb war ich auch so müde. Vielleicht war was in der Pepsi oder in der Erkältungstablette. Ich wette, es war die mit dem Beruhigungsmittel.«
»Ja, das haben Sie meines Wissens auch der Polizei gegenüber behauptet. Aber Zan kann sich sehr genau an den Tag erinnern. Sie haben sie um eine Pepsi gebeten, weil Sie Durst hatten. Sie sind ihr in die Küche gefolgt, und Zan hat Ihnen die Kühlschranktür aufgehalten. Sie haben die Dose herausgenommen und sie selbst geöffnet. Sie hat sie noch nicht einmal angerührt. Ist das richtig?«
»Ich habe das anders in Erinnerung.« Tiffany klang etwas kleinlauter.
»Und Sie haben Zan gefragt, ob sie nicht etwas gegen eine Erkältung habe. Sie hat Ihnen eine Tylenol gegeben, die starke Variante aber hatte sie nie zu Hause. Erst auf Ihre Bitte hin hat sie Ihnen das Medikament gegeben, das gegen Erkältungen. Ich gestehe Ihnen zu, dass die Antihistamine ein wenig schläfrig machen, aber Sie selbst haben sie um das Mittel gebeten. Zan hat es Ihnen nicht angeboten.«
»Das weiß ich nicht mehr.« Tiffany saß mittlerweile kerzengerade auf der Couch.
Sie weiß es durchaus, ging es Alvirah durch den Kopf, und Zan hatte recht. Tiffany versucht alles anders hinzudrehen, damit sie in einem besseren Licht dasteht. »Tiffany, werfen Sie noch mal einen Blick auf dieses Bild. Zan leidet unter diesen Anschuldigungen. Sie schwört hoch und heilig, dass sie nicht die Frau auf den Fotos ist. Sie weiß nicht, wer es ist, und alles, was sie noch aufrechterhält, ist die Hoffnung, dass ihr Sohn lebend gefunden wird. Sie wird vor Gericht gestellt werden, und Sie werden als Zeugin aussagen müssen. Ich hoffe nur, dass Sie sich gut überlegen, was Sie sagen, wenn Sie unter Eid stehen. Und dass Sie die Wahrheit sagen, falls Zans Darstellung der Ereignisse an jenem Tag richtig ist. So, und jetzt mache ich mich auf den Weg. Ich verspreche Ihnen, wenn ich diesen Artikel schreibe, werde ich betonen, dass Zan immer sich selbst die Schuld für Matthews Verschwinden gegeben hat, niemals Ihnen.«
Tiffany blieb sitzen.
»Ich lasse Ihnen meine Visitenkarte da, Tiffany. Darauf ist auch meine Handynummer. Wenn Ihnen noch irgendetwas einfallen sollte, rufen Sie mich an.«
Sie war bereits an der Tür, als sie aufgehalten wurde. »Mrs. Meehan«, rief Tiffany. »Es ist vielleicht nichts, aber …« Sie stand auf. »Ich muss Ihnen ein Paar Sandalen zeigen, das Zan mir geschenkt hat. Als ich die Fotos aus dem Central Park gesehen habe, ist mir eines aufgefallen. Einen Moment.«
Sie verschwand im Flur und kam kurz darauf mit einem Schuhkarton in der einen Hand und einer Zeitung in der anderen zurück. Sie öffnete den Karton. »Zan hat genau die gleichen Sandalen wie die hier. Sie hat sie mir geschenkt, weil sie irrtümlich ein zweites Paar in genau der gleichen Farbe gekauft hat. Und nicht nur das, daneben hatte sie auch noch ein drittes Paar, das genau gleich war, nur mit breiteren Riemchen.«
Alvirah wartete – sie wusste nicht, was noch kommen würde, und wagte kaum zu hoffen, dass es sich als bedeutsam herausstellen könnte.
Tiffany deutete auf die Zeitung. »Schauen Sie sich die Schuhe an, die Zan oder die Frau trägt, die wie sie aussieht, als sie sich über den Buggy beugt.«
»ja. Was ist damit?«
»Sehen Sie, die Riemchen sind breiter als bei diesem Paar.« Sie nahm eine Sandale aus dem Karton und hielt sie ihr hin.
»Ja, die sind anders, nicht viel, aber, Tiffany, was ist damit?«
»Mir ist aufgefallen – und ich kann es beschwören –, dass Zan an dem Tag von Matthews Verschwinden die Sandalen mit den schmaleren Riemchen getragen hat. Wir haben gemeinsam das Gebäude verlassen, sie ist zum Taxi geeilt, und ich bin mit dem Buggy in den Park.«
Sorgenfalten bildeten sich auf
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