Ich folge deinem Schatten
Starzeugin sein würde. Leise sagte er nur: »Verzeihen Sie bitte die Unannehmlichkeiten.«
Mit einem roten Lederbüchlein in der Hand kehrte Maria Garcia zurück. Sie hatte es bereits am 10. Juni aufgeschlagen.
»Danke, Maria. Warten Sie hier.« Nina Aldrich warf einen Blick auf die Seite, dann reichte sie Billy den Terminplaner. In der Ein-Uhr-Zeile war Alexandra Morelands Name eingetragen. »Hier steht aber nicht, wo Sie sich treffen wollten«, sagte Billy. »Wenn Sie über die Neugestaltung dieses Hauses reden wollten, warum waren Sie dann in Ihrer anderen Wohnung verabredet?«
»Ms. Moreland hatte von allen Räumen hier ausgiebig Fotos gemacht. Wir hatten hier keine Möbel außer einem Spieltisch und zwei Stühlen. Warum sollte ich meine Entscheidungen nicht in einer etwas bequemeren Umgebung treffen? Da ich nun aber, wie gesagt, um fünf Uhr sowieso mit Freunden im Carlyle verabredet war, sagte ich Ms. Moreland, sie möge hier auf mich warten. Sie müsse nicht zum Beekman Place kommen.«
»Verstehe. Dann waren Sie also noch nicht lange hier, als wir Ms. Moreland angerufen haben?«, fragte Jennifer.
»Etwas mehr als eine halbe Stunde.«
»Wie würden Sie Ms. Morelands Verhalten nach Ihrem Eintreffen beschreiben?«
»Nervös. Einsilbig. Angespannt.«
»Verstehe. Wie groß ist dieses Haus, Mrs. Aldrich?«
»Es hat fünf Stockwerke und ist gut zwölf Meter breit, damit ist es eines der größeren Stadthäuser in der Gegend. Das obere Stockwerk ist inzwischen zu einem Garten ausgebaut. Wir haben insgesamt elf Zimmer.« Nina Aldrichs Freude darüber war nicht zu überhören.
»Was ist mit dem Keller?«, fragte Billy.
»Dort befinden sich eine zweite Küche, ein Weinkeller und ein sehr großes Zimmer, in dem sich gern die Enkel meines Mannes aufhalten, wenn sie zu Besuch sind. Daneben gibt es noch einen Lagerraum.«
»Sie sagten, als Sie sich damals mit Ms. Moreland hier getroffen haben, gab es nur zwei Stühle und einen Spieltisch?«
»Ja. Die Renovierungsarbeiten wurden vom vormaligen Eigentümer durchgeführt. Wegen finanzieller Schwierigkeiten wurde das Haus plötzlich zum Verkauf angeboten, da haben wir zugegriffen. Wir waren mit der Grundrenovierung zum größten Teil einverstanden, weswegen wir von weiteren Arbeiten absahen. Nur die Innengestaltung stand noch an, und da wurde mir Alexandra Moreland empfohlen.«
»Verstehe.« Billy sah zu Jennifer, worauf beide aufstanden. »Sie sagten, Ms. Moreland hatte einen Schlüssel für dieses Haus. Hat sie nach Matthews Verschwinden dieses Haus jemals wieder betreten?«
»Ich habe sie seitdem nicht mehr gesehen. Aber sie muss zurückgekommen sein, denn irgendwann hat sie ihre Musterproben und Entwürfe abgeholt. Ob sie den Schlüssel abgegeben hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Natürlich haben wir bei unserem Einzug alle Schlösser austauschen lassen.«
»Sie haben Ms. Moreland also nicht mit der Innengestaltung beauftragt?«
»Es war meiner Ansicht nach offensichtlich, dass sie aufgrund ihres emotionalen Zustands für ein solches Projekt nicht mehr geeignet war. Ich hätte es von ihr auch nicht erwartet. Außerdem konnte ich doch nicht das Risiko eingehen, dass ich hier im Chaos sitze, während sie einen Zusammenbruch erleidet.«
»Darf ich fragen, wer die Arbeit dann übernommen hat?«
»Bartley Longe. Sie haben vielleicht von ihm gehört. Er ist sehr, sehr gut.«
»Was ich gern wissen würde: Wann hat er den Auftrag übernommen?« Billys Gedanken rasten. Das Haus hatte zum Zeitpunkt von Matthews Verschwinden leer gestanden. Zan Moreland hatte Zugang dazu. Wäre es möglich gewesen, dass sie den Jungen in einem der Kellerräume versteckt hielt? Keiner wäre auch nur auf die Idee gekommen, hier nach ihm zu suchen. Sie hätte dann in der Nacht hierherkommen und ihn, tot oder lebendig, woandershin schaffen können.
»Ach, bald darauf«, sagte Nina Aldrich. »Vergessen Sie nicht, Moreland hatte den Auftrag noch nicht. Ich hatte nur in Betracht gezogen, sie zu engagieren. Und jetzt, Detective Collins, wenn Sie nichts dagegen haben …«
Billy ließ sie gar nicht aussprechen. »Wir sind schon fort, Mrs. Aldrich.«
»Maria wird Sie nach draußen begleiten.«
Die Haushälterin führte sie durch den Gang und brachte ihnen mit ausdrucksloser Miene ihre Mäntel. Innerlich aber kochte sie. Kann man wohl sagen, dass Bartley Longe gleich nach der netten jungen Frau mit der Arbeit hier anfing, dachte sie sich. Die hochnäsige Lady fing eine Affäre mit
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