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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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Glaskugeln. Es ist ein bezaubernder Anblick . Ich frage mich, woher diese Blumen kommen. Sie können nicht echt sein. Ich habe seit Jahren keine echten Blumen mehr gesehen.
    Warner sitzt am Kopfende des mittleren Tisches. Als er mich Adam entdeckt, steht er sofort auf. Alle anderen tun es ihm gleich.
    Ich sehe, dass die beiden Plätze an Warners Seite frei sind, und bleibe stehen, obwohl ich das nicht vorhatte. Lasse den Blick über die Menge schweifen. Ich bin das einzige weibliche Wesen im Raum.
    Adam streicht mir sachte mit den Fingerspitzen über den Nacken, und ich fahre fast aus der Haut vor Schreck. Ich gehe rasch weiter. Warner strahlt mich an, zieht den Stuhl zu seiner Linken heraus und weist darauf. Ich setze mich.
    Ich versuche Adam nicht anzuschauen, als er sich mir gegenüber niederlässt.
    »Du weißt doch gewiss … dass es in deinem Schrank Kleider gibt, meine Liebe.« Warner und die anderen lassen sich nieder, und man unterhält sich angeregt. Warner wendet sich mir zu, aber ich bin abgelenkt von meinem Gegenüber. Starre auf den leeren Teller vor mir. Lege die Hände in den Schoß. »Und diese schmutzigen Tennisschuhe musst du auch nicht mehr tragen«, fährt Warner fort und wirft mir einen raschen Blick zu, bevor er etwas in meine Tasse gießt, das wie Wasser aussieht.
    Ich bin so durstig, dass ich einen ganzen Wasserfall trinken könnte .
    Ich hasse Warners Lächeln.
    Hass sieht immer gleich aus, bis er lächelt. Bis er sich umdreht und mit Lippen und Zähnen lächelt, die so passiv wirken, dass man sich nicht wehren kann.
    »Juliette?«
    Ich atme zu hastig ein. Ein unterdrückter Hustenreiz ballt sich in meiner Kehle.
    Warners glasige grüne Augen glitzern, als er mich anschaut.
    »Du hast doch bestimmt Hunger?« In Sirup getauchte Worte. Er berührt mich mit dem Handschuh am Arm, und ich verrenke mich fast, weil ich so hastig abrücke.
    Ich könnte jeden Einzelnen im Raum aufessen . »Nein, danke.«
    Er leckt sich die Unterlippe und lächelt. »Du solltest Mut nicht mit Dummheit verwechseln, Schätzchen. Ich weiß, dass du seit Tagen nichts gegessen hast.«
    Das gibt meiner Geduld den Rest. »Lieber sterbe ich, als hier zu essen und mich von Ihnen ›Schätzchen‹ nennen zu lassen«, stoße ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Adam lässt seine Gabel fallen.
    Warner schaut rasch zu ihm hinüber, und als er mich wieder ansieht, ist sein Blick hart. Er fixiert mich ein paar endlos lange Sekunden. Dann zieht er eine Pistole aus der Jackentasche und schießt.
    Mit einem Aufschrei erstarrt alles im Raum.
    Mein Herz flattert in meinem Hals.
    Ganz langsam drehe ich den Kopf und sehe, dass Warner irgendeinen Braten durchlöchert hat. Er dampft und steht keine dreißig Zentimeter von den Gästen entfernt auf dem Tisch. Warner hat geschossen, ohne hinzuschauen. Er hätte jemanden umbringen können.
    Ich muss mich unglaublich beherrschen, um mich nicht zu bewegen.
    Warner lässt die Pistole auf meinen Teller fallen. Das laute Klappern zerreißt die Stille. »Du solltest dir genau überlegen, was du sagst, Juliette. Ein Wort von mir, und dein Leben hier wird ziemlich beschwerlich werden.«
    Ich blinzle.
    Adam schiebt mir einen Teller mit Essen hin, und sein eindringlicher Blick brennt auf meiner Haut wie weißglühendes Eisen. Er neigt den Kopf den Bruchteil eines Zentimeters. Seine Augen sagen Bitte .
    Ich greife zu meiner Gabel.
    Warner entgeht nichts. Er räuspert sich überlaut und lacht freudlos, während er das Stück Fleisch auf seinem Teller schneidet. »Muss Adam alle Arbeit für mich erledigen?«
    »Wie bitte?«
    »Du hörst ja offenbar nur auf ihn«, sagt Warner leichthin, aber er sieht verbissen aus. Er schaut Adam an. »Es überrascht mich, dass sie nicht umgekleidet ist. Das hatte ich angeordnet.«
    Adam richtet sich kerzengerade auf. »Ich habe es ihr ausgerichtet, Sir.«
    »Ich mag meine Kleider«, sage ich zu Warner. Und dir würde ich gerne eine reinhauen, denke ich.
    Warner setzt wieder sein Lächeln auf. »Niemand hat dich danach gefragt, was du magst, Schätzchen. Und nun iss. Du musst eine gute Figur machen an meiner Seite.«

13
    Warner besteht darauf, mich zu meinem Zimmer zu begleiten.
    Adam ist nach dem Essen mit den anderen Soldaten verschwunden, ohne mich noch einmal anzuschauen. Ich weiß nicht, was mich erwartet. Zumindest habe ich nichts zu verlieren außer meinem Leben.
    »Ich möchte nicht, dass du mich hasst«, sagt Warner auf dem Weg zum Fahrstuhl. »Ich bin

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