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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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wie du.«
    »Wie können Sie es wagen –«
    Er lacht lauthals. »Du kannst dich natürlich gerne selbst belügen, wenn du dich dann besser fühlst.«
    »Ich lüge nicht –«
    »Warum hat es so lange gedauert, bis du dich von Jenkins gelöst hast?«
    Meine Lippen erstarren.
    »Warum hast du dich nicht sofort gewehrt? Warum hast du zugelassen, dass er dich so lange berührt?«
    Meine Hände beginnen zu zittern, und ich halte sie fest. »Sie wissen gar nichts über mich.«
    »Aber du glaubst mich so gut zu kennen.«
    Ich beiße die Zähne zusammen, wage nicht zu antworten.
    »Ich bin zumindest ehrlich«, fügt er hinzu.
    »Sie haben grade zugegeben, ein Lügner zu sein!«
    Er zieht die Augenbrauen hoch. »Ja, ich gebe ehrlich zu, ein Lügner zu sein.«
    Ich knalle das Wasserglas auf den Tisch. Stütze den Kopf in die Hände. Bemühe mich, ruhig zu bleiben. Atme tief ein. »Also, warum brauchen Sie mich dann?«, krächze ich. »Wenn Sie selbst so ein exzellenter Mörder sind?«
    Ein Lächeln huscht über sein Gesicht und erstirbt. »Eines Tages werde ich dir die Antwort auf diese Frage vorstellen.«
    Ich will protestieren, aber er hebt die Hand. Nimmt ein Stück Brot vom Teller und hält es mir unter die Nase. »Du hast vorhin kaum etwas gegessen. Das ist nicht gesund.«
    Ich rühre mich nicht.
    Er legt das Brot auf den Teller zurück und stellt ihn neben das Wasserglas. Wendet sich mir zu und schaut mir so tief in die Augen, dass ich mich einen Moment lang nicht wehren kann. Ich will alles Mögliche schreien, habe aber plötzlich die Worte vergessen, die geduldig in meinem Mund warten. Es gelingt mir auch nicht wegzuschauen.
    »Iss etwas.« Seine Augen geben mich frei. »Und dann schlaf. Ich komme morgen früh wieder.«
    »Warum kann ich nicht in meinem eigenen Zimmer schlafen?«
    Er steht auf. Wischt sich imaginären Staub von der Hose. »Weil ich will, dass du hierbleibst.«
    »Aber warum?«
    Er gibt ein kurzes Lachen von sich. »So viele Fragen.«
    »Wenn Sie mir eine klare Antwort geben würden –«
    »Gute Nacht, Juliette.«
    »Werden Sie mich freilassen?«, frage ich, vorsichtig und leise.
    »Nein.« Er geht 6 Schritte zu der Kerze hinüber. »Und ich werde auch nicht versprechen, dass ich dir das Leben leichter mache.« Aus seiner Stimme ist kein Bedauern, keine Reue, kein Mitgefühl herauszuhören. Er könnte auch übers Wetter reden.
    »Vielleicht lügen Sie ja.«
    »Wäre möglich.« Er nickt. Bläst die Kerze aus.
    Und geht hinaus.
    Ich versuche dagegen anzukämpfen
    Ich versuche wach zu bleiben
    Ich versuche klar zu denken, aber es geht nicht.
    Ich kollabiere vor Erschöpfung.

15
    Warum bringst du dich nicht einfach um?, hat mich mal jemand in der Schule gefragt.
    Ich denke, die Frage sollte vorsätzlich grausam sein, aber sie eröffnete mir eine Möglichkeit, an die ich vorher einfach noch nie gedacht hatte. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Es war vielleicht verrückt, das zu glauben, aber ich dachte immer, wenn ich nur lieb genug war, wenn ich alles richtig machte, wenn ich die richtigen Sachen oder gar nichts sagte, würden meine Eltern es sich vielleicht noch anders überlegen. Mir zuhören, wenn ich mit ihnen reden wollte. Mir eine Chance geben. Mich vielleicht doch noch lieben.
    Dieser dümmlichen Hoffnung gab ich mich damals hin.
    »Guten Morgen.«
    Ich reiße abrupt die Augen auf. Ich schlafe niemals tief.
    Warner sitzt, in frischer Uniform und mit perfekt polierten Stiefeln, am Rand seines eigenen Bettes und starrt mich an. Er sieht von Kopf bis Fuß adrett und makellos aus. Ich spüre seinen Atem auf dem Gesicht. Er ist kühl und frisch.
    Mir wird bewusst, dass ich unter denselben Laken liege, unter denen schon Warner geschlafen hat. Mein Gesicht wird heiß, und ich versuche hektisch, mich aus dem Stoff zu befreien. Falle dabei fast vom Bett.
    Versuche ihn zu übersehen.
    »Hast du gut geschlafen?«, fragt er.
    Ich schaue auf. Das Grün seiner Augen ist so seltsam hell, kristallklar und stechend. Seine dichten Haare sehen aus wie Gold. Er ist schlank und durchschnittlich gebaut, kann aber fest zupacken. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass er einen Jadering am kleinen Finger der linken Hand trägt.
    Er bemerkt meinen Blick und steht auf. Verschränkt die Hände hinter dem Rücken.
    »Du solltest jetzt in dein eigenes Zimmer zurückgehen.«
    Ich blinzle. Nicke. Stehe auf und stürze fast. Halte mich am Bett fest, weil mir so schwindlig ist. Warner seufzt.
    »Du hast nichts gegessen von

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