Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)
Schwanke. Verstumme.
»Ich weiß alles über dich, Schätzchen.« Er grinst. »Ich will dich schon lange. Ich warte seit Ewigkeiten darauf, dass du endlich bereit bist. Ich werde dich nicht so leicht vom Haken lassen.«
»Ich will kein Monster sein«, sage ich, eher zu mir selbst als zu ihm.
»Wehr dich nicht gegen das, wofür du geschaffen bist.« Er packt mich an den Schultern. »Hör nicht mehr auf andere, die dir erzählen wollen, was richtig und falsch ist. Nimm dir etwas! Du weichst aus, anstatt zu erobern. Du hast so viel mehr Kraft, als dir bewusst ist, und ganz ehrlich, ich bin«, er schüttelt den Kopf, »fasziniert.«
»Ich bin nicht Ihre persönliche Monstrosität «, fauche ich. »Ich werde nicht für Sie Show machen .«
Er hält mich noch fester, ich kann mich seinem Griff nicht entwinden. Sein Gesicht ist meinem gefährlich nahe, und ich weiß nicht, warum, aber mir stockt der Atem. »Ich fürchte mich nicht vor dir, meine Liebe«, sagt er leise. »Ich bin absolut entzückt.«
»Entweder Sie entfernen die Kameras, oder ich suche jede einzelne und mache sie kaputt.« Ich bin eine Lügnerin. Ich lüge wie gedruckt, aber ich bin wütend und verzweifelt und verängstigt. Warner will mich zu einem Raubtier machen, das über Schwächere herfällt. Über die Unschuldigen.
Wenn er will, dass ich für ihn kämpfe, muss er erst gegen mich kämpfen.
Ein Lächeln breitet sich langsam auf seinem Gesicht aus. Seine geschützte Hand streicht mir über die Wange, greift mir unters Kinn, als ich mich wegdrehen will. »Du bist absolut hinreißend, wenn du wütend wirst.«
»Nur schade, dass mein Geschmack Gift ist für Ihren Gaumen.« Ich zittere von Kopf bis Fuß vor Ekel.
»Genau dieses Detail macht das Spiel besonders reizvoll.«
»Sie sind so widerwärtig –«
Er lacht und lässt mein Kinn los, mustert mich von Kopf bis Fuß. Seine Augen wandern über meinen Körper, und ich würde diesem Typ liebend gerne die Eingeweide zerfetzen. »Was wirst du für mich tun, wenn ich die Kameras entferne?«, fragt er mit verschlagenem Blick.
»Nichts.«
Er schüttelt den Kopf. »Das reicht nicht. Ich würde mich vielleicht auf den Vorschlag einlassen, aber nur unter einer Bedingung.«
»Was wollen Sie?«, frage ich zähneknirschend.
Sein Lächeln wird breiter. »Das ist eine gefährliche Frage.«
»Was ist die Bedingung ?«, frage ich ungeduldig.
»Fass mich an.«
»Was?« Mein erschrockenes Keuchen bleibt mir fast in der Kehle stecken.
»Ich möchte genau wissen, wozu du fähig bist.« Seine Stimme ist ausdruckslos, sein Blick abwartend.
»Ich mach das nicht noch mal!«, versetze ich. »Sie haben doch gesehen, wie es Jenkins ging –«
»Scheiß auf Jenkins«, faucht er. »Ich will, dass du mich anfasst – ich will es selbst fühlen –«
»Nein –« Ich schüttle so heftig den Kopf, dass mir schwindlig wird. »Nein. Niemals. Sie sind wahnsinnig – ich werde niemals –«
»Doch, wirst du –«
» NEIN –«
»Du wirst irgendwann so oder so … arbeiten müssen«, sagt er, mühsam beherrscht. »Selbst wenn du auf meine Bedingung nicht eingehst – du bist nicht grundlos hier, Juliette. Ich habe meinen Vater davon überzeugt, dass du ein Zugewinn wärst für das Reestablishment. Dass du sämtliche Rebellen zügeln könntest, die wir –«
»Sie meinen foltern –«
»Ja.« Er lächelt. »Verzeih mir, ich meinte tatsächlich foltern. Du kannst uns dabei helfen, alle zu foltern, die wir in die Finger kriegen.« Er hält inne. »Schmerz, weißt du, ist eine ungemein wirkungsvolle Methode, jemandem Informationen zu entlocken. Und wenn wir dich als Werkzeug benutzen?« Er blickt auf meine Hände. »Nun, das ist günstig. Unaufwendig. Schnell und effektiv.« Er grinst. »Und wenn wir dich am Leben erhalten, kannst du uns ein paar Jahrzehnte nützlich sein. Es ist sehr hilfreich, dass man dich nicht mit Batterien betreiben muss.«
»Sie – Sie –«, knurre ich.
»Du solltest mir dankbar sein. Ich habe dich aus diesem Drecksloch von Irrenanstalt geholt und dir zu einer gewissen Machtposition verholfen. Ich gebe dir alles, was du brauchst, um ein angenehmes Leben zu führen.« Er schaut mich an. »Und jetzt hör mir gut zu. Du solltest dich von der Vorstellung freimachen, so leben zu können wie andere. Du bist nicht normal. Du warst es nie, und du wirst es niemals sein. Akzeptiere dich so, wie du bist.«
»Ich –« Ich schlucke –, »Ich bin nicht – ich bin nicht – ich bin keine
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