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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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–«
    »Mörderin?«
    » NEIN –«
    »Folterwerkzeug?«
    » HÖREN SIE AUF –«
    »Du belügst dich selbst.«
    Jetzt bin ich bereit, ihn zu zerstören.
    Er legt den Kopf schief und unterdrückt ein Lächeln. »Du stehst schon dein ganzes Leben lang am Rande des Wahnsinns, nicht wahr? So viele Leute haben dich als verrückt bezeichnet, dass du angefangen hast, ihnen zu glauben. Du hast dich gefragt, ob sie recht haben. Du hast dich gefragt, ob du etwas gegen deinen Zustand tun kannst. Du hast geglaubt, wenn du dir mehr Mühe gibst, wenn du nur ein bisschen fleißiger, netter, klüger wärst, würden die Leute ihre Meinung ändern. Du hast dir selbst die Schuld an allem gegeben.«
    Ich keuche.
    Meine Unterlippe zittert gegen meinen Willen. Mein Kiefer fühlt sich an wie Granit.
    Er soll nicht erfahren, dass er recht hat .
    »Du hast all deine Wut und deine Frustration unterdrückt, weil du geliebt werden wolltest«, fährt er fort. Das Lächeln ist jetzt verschwunden. »Vielleicht kann ich dich gut verstehen, Juliette. Vielleicht solltest du mir vertrauen. Vielleicht solltest du endlich die Tatsache akzeptieren, dass diese miesen Kreaturen nie zufrieden waren, so sehr du dich auch bemüht hast, eine andere zu sein. Das war denen scheißegal, nicht wahr?« Er schaut mich an, und einen Moment lang kommt er mir fast menschlich vor. Einen Moment lang möchte ich ihm glauben. Einen Moment lang will ich mich auf den Boden hocken und diesen Ozean von Tränen in meinem Hals herausweinen.
    »Du solltest jetzt aufhören, allen etwas vorzumachen«, sagt er leise. »Juliette –« Er nimmt mein Gesicht in die Hände, erstaunlich sanft. »Du musst nicht mehr nett sein. Du kannst sie alle zerstören. Du kannst sie fertigmachen und dir diese Welt aneignen und –«
    Eine Dampfwalze überrollt mich.
    »Ich will niemanden zerstören«, sage ich. »Ich will niemandem weh tun –«
    »Aber sie haben es nicht anders verdient !« Er lässt mich ärgerlich los. »Wieso willst du keine Vergeltung? Wieso willst du es denen nicht heimzahlen –«
    Ich stehe langsam auf, plötzlich am ganzen Körper zitternd vor Wut. Hoffe, dass meine Beine nicht nachgeben. »Sie glauben, weil mich keiner haben will – weil man mich vernachlässigt und – weggesperrt hat –«, meine Stimme wird immer schriller, meine Gefühle brechen aus mir heraus, »hätte ich kein Herz? Keine Gefühle? Sie meinen, weil ich Schmerz verursachen kann, sollte ich das tun? Sie sind genau wie alle anderen. Sie halten mich für ein Monster. Sie verstehen gar nichts –«
    »Juliette –«
    »Nein.«
    Ich will das nicht. Ich will so ein Leben nicht.
    Ich will nicht für andere da sein, nur für mich selbst. Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen. Ich habe es mir nicht ausgesucht, ein Monster zu sein. Als ich spreche, ist meine Stimme leise und ruhig. »Für mich ist ein Menschenleben sehr viel kostbarer als für Sie, Warner.«
    Er öffnet den Mund, um zu antworten. Hält dann erstaunt inne. Lacht laut und schüttelt den Kopf.
    Lächelt mich an.
    »Was?«, frage ich unwillkürlich.
    »Du hast gerade meinen Namen ausgesprochen.« Das Lächeln wird breiter. »Du hast mich noch nie zuvor direkt angesprochen. Das muss bedeuten, dass ich Fortschritte mache mir dir.«
    »Ich habe doch gerade gesagt, dass ich auf keinen Fall –«
    »Deine moralischen Skrupel sind mir einerlei«, unterbricht er mich. »Du schindest nur Zeit, weil du starrsinnig bist. Keine Sorge, das vergeht. Ich kann noch ein Weilchen warten.«
    »Ich bin nicht starrsinnig –«
    »Aber sicher. Du weißt es noch nicht, Juliette, aber du bist ein ganz schlimmes Mädchen«, sagt er und fasst sich ans Herz. »Genau mein Typ.«
    Dieses Gespräch ist absurd.
    »In meinem Zimmer hält sich dauernd ein Soldat auf.« Ich hole tief Luft. »Wenn Sie mich hierbehalten wollen, müssen die Kameras weg.«
    Warners Augen verdunkeln sich. »Wo ist denn überhaupt dein Soldat?«
    »Keine Ahnung.« Ich hoffe inständig, dass ich nicht rot werde. »Sie haben ihn doch zu mir geschickt.«
    »Ja.« Er blickt nachdenklich. »Ich mag es, wenn du dich unwohl fühlst. Er ist dir unangenehm, oder?«
    Ich denke an Adams Hände auf meinem Körper und seine Lippen so dicht an meinen und den Duft seiner Haut in dem warmen Wasserstrom, der uns beide durchnässt, und mein Herz hämmert mit zwei Fäusten an meine Rippen, will freigelassen werden. »Ja.« Gott . »Ja. Er ist mir sehr … unangenehm.«
    »Weißt du, warum ich ihn ausgewählt

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