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Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition)

Titel: Ich fürchte mich nicht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tahereh H. Mafi
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verboten.
    Ich staple Kisten auf dem Fließband aufeinander und hoffe inständig, dass ich das Richtige tue. Das Messer ist extrem scharf und durchtrennt mühelos das Seil. Erst jetzt fällt mir auf, dass es das Seil ist, das wir zur Flucht benutzt haben.
    Als Adam frei ist, klappe ich das Messer ein und steckte es in meine Tasche. Ich habe keine Ahnung, wie ich Adam hier rauskriegen soll. Seine Handgelenke sind wund und bluten, sein Körper ist übel misshandelt, er hat eine Schusswunde.
    Er kann sich kaum auf den Beinen halten.
    Ich versuche ihn so behutsam wie möglich zu stützen, ohne ihm noch mehr Schmerzen zuzufügen. Er klagt nicht und versucht zu verbergen, dass er kaum atmen kann. Ich merke ihm an, wie er leidet, aber er verliert kein Wort darüber. »Ich kann nicht glauben, dass du mich gefunden hast«, sagt er nur.
    Ich weiß, dass ich es nicht tun sollte. Dass es wohl kaum der richtige Zeitpunkt ist. Dass es unpraktisch ist. Aber ich küsse ihn dennoch.
    »Du wirst nicht sterben«, sage ich. »Wir schaffen dich hier raus. Wir stehlen ein Auto. Holen James und Kenji. Bringen uns in Sicherheit.«
    Er starrt mich an. »Küss mich noch mal«, sagt er.
    Das tue ich.
    Wir brauchen eine Ewigkeit bis zum Ausgang. Adam war im hintersten Trakt des Gebäudes versteckt, und den Weg zum Ausgang zu finden ist noch schwieriger, als ich befürchtet hatte. Adam bemüht sich, aber er kommt nur langsam voran. »Sie haben gesagt, Warner wollte mich selbst töten«, erklärt er. »Er hat mich nur ins Bein geschossen, um mich erst mal auszuschalten und dich wegzuzerren. Wollte später wiederkommen, um mich zu Tode zu foltern.« Er zuckt vor Schmerz zusammen. »Um es zu genießen. Wollte mich nicht auf die Schnelle umbringen.« Ein bitteres knappes Lachen. Ein kurzes Husten.
    Seine Hände auf meinem Körper seine Hände auf meinem Körper seine Hände auf meinem Körper
    »Die haben dich einfach hier festgebunden und zurückgelassen?«
    »Sie meinten, hier würde mich nie einer finden. Das Gebäude besteht aus Beton und Bewehrungsstahl, Einbrüche sind unmöglich.« Er hält inne und schaut mich an. »Gott, ich bin so froh, dass es dir gut geht.«
    Ich lächle. Hoffe, dass die Löcher in meinem Kopf nicht sichtbar sind.
    Als wir zum Ausgang kommen, bleibt Adam stehen. Starrt auf die zerstörte Tür. Die aussieht, als sei ein wildes Tier darüber hergefallen. »Wie hast du –«
    »Keine Ahnung.« Ich zucke die Achseln. »Ich hab einfach draufgeschlagen.«
    »Du hast einfach draufgeschlagen.«
    »Und ein bisschen dagegengetreten.«
    Er lächelt, und ich möchte mich schluchzend in seine Arme werfen. Ich muss mich auf sein Gesicht konzentrieren. Seinen misshandelten Körper darf ich nicht anschauen.
    »Komm, lass uns Gesetze brechen«, sage ich.
    Wir machen uns auf, halten Ausschau nach verlassenen Autos. Erst in der dritten Seitenstraße finden wir eines.
    »Schaffst du’s noch?«, frage ich Adam.
    Er presst die Lippen zusammen. Nickt mühsam. »Geht schon.«
    Das klingt nicht gut.
    »Warte mal hier.«
    Es ist ziemlich finster, nirgendwo eine Laterne. Das ist gut und schlecht zugleich. Ich bin unsichtbar, kann aber potentielle Angreifer schlecht sehen. Vorsichtig schleiche ich zu dem Auto.
    Ich rechne damit, die Scheibe einschlagen zu müssen, versuche aber zuerst die Tür zu öffnen. Man kann es ja mal probieren.
    Sie ist offen.
    Der Schlüssel steckt im Zündschloss.
    Auf dem Rücksitz steht eine Tüte mit Lebensmitteln.
    Die Leute sind offenbar beim Alarm panisch geflüchtet und haben alles stehen und liegen lassen. Unglaublich. Ideal. Wenn ich nur Autofahren könnte.
    Ich hole Adam ab, stütze ihn und helfe ihm ins Auto. Als er sich hinsetzt, merke ich, wie schlimm seine Schmerzen sind. Er kann den Druck auf seine Rippen kaum aushalten. »Es geht schon«, sagt er tapfer. »Ich hätte nicht mehr länger stehen können.«
    Ich greife nach hinten und durchsuche die Tüten. Sie enthalten echte Lebensmittel. Keine sonderbaren Würfel, die man in Automaten stellen muss, sondern Obst und Gemüse. Bananen gab es nicht einmal bei Warner.
    Ich reiche Adam eine. »Iss das.«
    »Ich glaube nicht, dass ich –« Er starrt auf die Frucht in seiner Hand. »Ist das tatsächlich das, wofür ich es halte?«
    »Ich glaube schon.«
    Wir haben keine Zeit, um uns länger damit zu beschäftigen. Ich schäle die Banane und halte sie Adam hin, damit er abbeißen kann. Ich hoffe, dass sie ihm guttun wird und dass er sie bei sich behält. Bananen

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