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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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die bald verschwinden könnten.« 196

    Damals faszinierten die Tierfilmer selbst und die Tiere, die sie filmten, das Publikum gleichermaßen, und das wussten ihre Auftraggeber. Alan und Joan waren häufig gefragt worden: »Wie zum Teufel haben Sie es geschafft«, diese oder jene verblüffende Einstellung zu drehen? Alan beschloss, diese Frage mit einer Auswahl aus ihren erfolgreichsten Filmen zu beantworten, abgerundet durch Aufnahmen von ihrem außergewöhnlichen Leben zu Hause am Naivashasee. Der Film sollte in Großbritannien unter dem Titel Two in the Bush ausgestrahlt werden, in den USA lief er später als Lights! Action! Africa! 197
     
    Alan drängte es wie immer, seine Grenzen auszureizen, besonders jetzt, als es um einen Film über sie beide ging. Deshalb waren sie 1980 wieder am Baringosee, wo sie ein Tier aufspürten und einfingen, mit dem sie das Paradestück des neuen Films drehen wollten: eine Speikobra. Sie wollten aber nicht irgendeine Speikobra, sondern eine Schwarznacken-Speikobra. Und es sollte auch nicht irgendeine Schwarznacken-Speikobra sein – nicht in einem Film von Alan und Joan Root. Es musste ein großes, wütendes Ungetüm von einer Schlange sein, die ihr Gift mit der Kraft eines Gartenschlauchs herausspritzen konnte.
    Unterstützt von einigen europäischen und afrikanischen Schlangenfängern sammelten Joan und Alan sechs »gute Spritzer« ein, wie Joan es ausdrückte. Alan hatte die perfekte Idee für den Dreh – die Kobra sollte Joan anspritzen. Joan machte natürlich mit, obwohl sie wusste, dass Kobras auf die Augen zielen und dass ihr
Gift blind macht, wenn es nicht sofort entfernt wird. Sie kaufte sich eine Brille, die entspiegelte Gläser hatte, damit die Kobra ihre Augen besser sehen konnte – zwei große runde Glupschaugen in ihrem schönen Gesicht.
    Aus den sechs Kobras suchten sie »eine ganz große heraus, die viele Schuppen über den Augen hatte«, schrieb Joan. Alan hielt sie am Hals fest und zog die Schuppen ab. Als die Schlange die Scheinwerferkisten angriff und versuchte, die Kameraausrüstung zu beißen, wussten sie, dass sie die perfekte Darstellerin für einen sensationellen Film gefunden hatten.
    Alan ging hinter die Kamera, Joan kam ins Bild, und … Action! Joan, die sich hinter ihrer Brille in Sicherheit fühlte, begann zu tanzen, sie bewegte sich vor und zurück und brachte die Schlange dazu, ihre Bewegungen nachzuahmen. Da das Licht genau richtig eingestellt sein musste, damit der Giftstrahl voll beleuchtet war, arbeiteten sie innerhalb eines Radius von gut einem Meter – Alan und ein Kameraassistent auf der einen Seite und Joan auf der anderen. Die Kobra, wütend über die Menschen um sie herum, hatte ihren Nackenschild eindrucksvoll gespreizt. Sie erhob sich zu ihrer ganzen Größe von einem Meter, riss das Maul weit auf, spritzte ihr Gift und sorgte so für den Höhepunkt des Films.
    Es war großartig. Der Strahl sah aus wie ein Schwall reines Gold vor der sonnenbeschienenen afrikanischen Savanne. Wie geplant traf das Gift genau auf die Brille. Ein bisschen jedoch, und das kam nicht ganz überraschend, geriet Joan auch in die Augen.
    Ruhig wich sie ein paar Schritte zurück, zog ein Taschentuch
heraus, wischte die Brille ab und trocknete sich die Augen. Dann fragte sie Alan, ob nachgedreht werden müsse.
    Es musste nachgedreht werden. Sie wiederholten die Einstellung mehrfach, und jedes Mal traf das Gift der Kobra sein Ziel. Immer wieder wich Joan ruhig zurück, um sich die Brille und die Augen, die zunehmend brannten, abzuwischen. »Alan sagt, ich sehe aus wie eine Geisha, mit dem weißen Gesicht und den verquollenen Augen. Das sieht man auch im Film«, schrieb Joan stolz an ihre Mutter. Glücklicherweise wurden ihre Augen nicht dauerhaft geschädigt. 198
     
    Die Roots waren mittlerweile in Afrika und Großbritannien berühmt. 1981 dehnten sie ihren Wirkungskreis auf Amerika aus. Als Lights! Action! Africa!, gesponsert von Kraft Foods, auf CBS gesendet werden sollte, wurden die beiden von Nairobi nach New York geflogen, um eine Werbereise durch Amerika anzutreten. »Wir haben mit zig Journalisten gesprochen, die in Zeitschriften und Zeitungen über uns berichten«, schrieb Joan ihrer Mutter. »Wir haben in den berühmtesten Restaurants der Stadt zu Mittag gegessen. Ich habe mich bald daran gewöhnt und auch etwas gesagt, aber Alan hat die Fragen richtig gut beantwortet, so dass die Journalisten eine prima Geschichte für ihre Leser hatten und gleichzeitig

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