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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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geflossen: Morgens hatten Wilderer bei Joans Haus einen Wasserbock getötet, den sie in einer Falle gefangen hatten, und nachmittags hatte ein Leopard eine Gazelle gerissen und über Joans Grundstück gezerrt. Die Blutspur verlor sich in der Nähe des Sees, und der Leopard lief trotz einer langwierigen Suche noch frei herum. Um achtzehn Uhr war Joan mit dem Abendessen fertig. Eine Stunde später wünschte sie Samuel, der seit vierzehn Jahren als Koch für sie arbeitete, eine gute Nacht und schloss sich in den Stahlwänden ihres Schlafzimmers ein. 413 Ihre beiden neuen somalischen Wachmänner meldeten sich zum Dienst. Ihre acht Angestellten sahen fern, auf dem Apparat, den Joan ihnen geschenkt hatte, und sie selbst schaute sich wahrscheinlich einen Film an. Um zweiundzwanzig Uhr schliefen Joan, ihre Angestellten und ihre Tiere tief und fest.
    Um halb zwei Uhr morgens bemerkten die Wachen, wie sich zwei Männer von der Moi South Lake Road auf das Grundstück schlichen. 414 Der eine war mit einer Kalaschnikow bewaffnet, der andere mit einer Panga. Der Wachmann, der die Eindringlinge bemerkt hatte, gab später zu Protokoll, dass sie Kapuzen über dem Gesicht trugen. Er löste Alarm aus, aber John Sutton hatte gerade in Tansania zu tun, und die
Wachmänner waren wegen der strengen kenianischen Waffengesetze unbewaffnet. Statt die Eindringlinge zu stellen, rannten sie davon und versteckten sich. Einer der beiden sagte aus, er hätte gehört, wie die beiden darüber diskutierten, ob sie die Wachmänner erschießen sollten, die Alarm geschlagen hatten, sich dann aber dagegen entschieden. »Erledigen wir die Arbeit«, sollen sie gesagt haben. 415
    Sie gingen zur Rückseite des Hauses, wobei sie den Elektrozaun mieden, der einen Teil von Joans Grundstück schützte, sondern das nicht elektrifizierte Tor wählten, das zu Joans Schlafzimmer führte. 416 Sie krochen durch das grasbewachsene Tierasyl, in dem einige Riesenschildkröten mit gesprungenem oder zerbrochenem Panzer in unterschiedlichen Stadien der Genesung wohnten. Mit der Kalaschnikow schossen sie das äußere Schloss an der Hintertür von Joans Schlafzimmer weg, aber innen wurden sie von Stahltüren aufgehalten. 417 Joan, durch den Alarm und die Schüsse wach geworden, vernahm die gleichen furchteinflößenden Worte wie drei Monate zuvor: »Mama, fungua malango.« Mama, mach die Tür auf.
    Es gelang ihr, John Sutton per Handy zu erreichen. »John, sie sind wieder da«, flüsterte sie. Das Stahlgitter dröhnte, als die Einbrecher energisch versuchten, ins Schlafzimmer einzudringen.
    »Joan, schalte das Licht aus«, sagte Sutton. Am Telefon hörte er die Alarmsirene und die immer lauter werdenden Stimmen der Männer. Er überlegte, dass Joan in dieser gefährlichen Situation wahrscheinlich zuerst
Licht gemacht hatte, um die Tastatur der Alarmanlage bedienen zu können.
    »Mach das Licht aus«, wiederholte Sutton. »Leg dich auf den Boden, krieche ins Schlafzimmer und bleib dort. Ich sage meinen Leuten Bescheid, dass sie sofort kommen sollen.« 418
    Sobald Sutton seine Wachmannschaft und die Polizei von Naivasha angerufen hatte, klingelte sein Telefon erneut. Joan, die sonst immer so ruhig und gelassen war, klang verzweifelt. »John, John«, jammerte sie mit zittriger Stimme. Die Männer wurden lauter, riefen immer wieder: »Mama, fungua malango!« Sie forderten Joan auf, die Tür zu öffnen, und auf Swahili fügten sie hinzu: »Oder wir durchlöchern dich so, dass du aussiehst wie ein Sieb.« Danach hörte Sutton Schüsse, so viele, dass er zunächst annahm, die Männer würden gegen die Stahltüren hämmern.
    »John, Hilfe, John, hilf mir!«, flehte Joan, dann war die Leitung tot.
    Eine Kugel hatte sie ins Bein getroffen. Sie schleppte sich über den Boden des Schlafzimmers, das war später an der Blutspur zu sehen, und versuchte, die Blutung mit Bettzeug zu stillen. Als kein Laut mehr aus dem Haus drang, wollten die Schützen fliehen, glaubten, die Frau sei tot. Doch plötzlich leuchtete in dem dunklen Schlafzimmer etwas auf.
    Ob es eine Taschenlampe war oder das Licht ihres Handys, wird niemals jemand erfahren, aber die Polizei sagte später, durch dieses Licht hätten die Männer gemerkt, dass ihr Opfer am Leben und ihre Arbeit noch
nicht ausgeführt war. Mit einem erneuten Feuerstoß vollendeten sie ihren Job. Als die Polizei und der private Sicherheitsdienst eintrafen, waren die Mörder verschwunden, die Bediensteten weinten, und der blinde Buschbock in dem Gehege

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