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Ich gab mein Herz fuer Afrika

Ich gab mein Herz fuer Afrika

Titel: Ich gab mein Herz fuer Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Seal
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die Geschichte ihrer Mission, den sterbenden See zu retten.
    LEIDENSCHAFT FÜR DIE RETTUNG DER SCHÖNHEIT KENIAS KOSTETE FILMEMACHERIN WOMÖGLICH DAS LEBEN lautete eine Schlagzeile im englischen Guardian.
    FREUNDE BEFÜRCHTEN, MORD AN NAMHAFTER FILMEMACHERIN KÖNNTE MIT IHREN AKTIVITÄTEN FÜR DEN NATURSCHUTZ IN KENIA ZU TUN HABEN sagte die Überschrift eines Artikels in der Londoner Times. 427
    Der Standard, eine Tageszeitung aus Nairobi, brachte eine sechsspaltige Doppelseite mit dem Bild eines schwarzen Kenianers, der einen Blumenstrauß vor Joans Tor ablegt – wie es zig andere bereits getan hatten. »Joan Roots Tod ist nicht nur ein schwerer Schlag für ihre Familie, … sondern auch für die Gemeinschaft von Naivasha und ganz Kenia«, schrieben Reporter im Standard. 428 »Sie wird vielen aufgrund ihrer zahlreichen Bemühungen um den angeschlagenen Naivashasee in Erinnerung bleiben, dem immer wieder von unterschiedlichen Seiten Schaden zugefügt wurde. Bis zu ihrem Tod mit 69 Jahren engagierte sie sich aktiv gegen Wilderei und illegales Fischen am See. Ein Uferstück wurde sogar nach ihr benannt.« Die Zeitung zitierte eine Angestellte: »Sie war nicht einfach meine Arbeitgeberin, sondern mehr wie eine Verwandte.« Ein führender Geschäftsmann aus Nairobi sagte: »Joans Tod ist ein großer Verlust für …
alle, denen die Schönheit und die Erhaltung von Afrikas Wildtieren am Herzen liegen.«
    Unter denjenigen, die auf Joans Land zurückblieben, war auch Richard Waweru, ein vierundzwanzigjähriger schwarzer Kenianer. 429 Joan hatte ihm Arbeit und Unterkunft verschafft und ihm monatlich 4500 Shilling gezahlt, damit er einen Nistkasten von Weißkopf-Bartvögeln überwachte, berichtete Lady Sarah Edwards in einer bewegenden Hommage an Joan, die eine Zeitschrift abdruckte. »Er erzählte mir, wie sie abends mit ihm über ihr Grundstück ging und ihm Leopardenspuren zeigte oder wie man mit einer Python umging und viele andere Dinge. Sie lieh ihm Bücher über Naturkunde und Ornithologie aus. Als wir uns kurz nach ihrem Tod trafen, weinte er.«
     
    »Naivasha ist Chinatown«, sagte ein Journalist aus Nairobi und bezog sich damit auf den Oscar-prämierten Film, in dem eine einst verschlafene Stadt von Gewalt und Verschwörung heimgesucht wird. Auf dem Höhepunkt des Films geschieht ein komplizierter, schockierender Mord. »Das ist ein verdammter Dampfkochtopf«, fügte jemand hinzu, der Joan sehr nahe stand.
    Als ich Ende Februar 2006 nach Naivasha fuhr, um an der Gedenkfeier für Joan teilzunehmen und für Vanity Fair den Artikel über ihr Leben und ihren Tod zu schreiben, begriff ich, was sie meinten. In Naivasha anzukommen ist, als würde man in einem der berühmten Treibhäuser dieser Gegend landen, wo alles, ob gut oder böse, an einem Ort zusammengedrängt und verdichtet wird.

    Adrian Luckhurst und seine kluge blonde Frau Vickie, eine Amerikanerin, fuhren mich nach Naivasha. Von dem prachtvollen Großen Afrikanischen Grabenbruch aus nahmen wir bei helllichtem Tag den Nairobi-Nakuru-Highway, den nachts nur wenige zu befahren wagen, und kamen durch den Ort Naivasha – die Marktstadt, wo die lizenzierten Fischer ihren Fang auf der Hauptstraße verkaufen. Ab da wird die Straße immer kurviger und abenteuerlicher und führt schließlich auf die unglaublich holprige Moi South Lake Road mit den Kolonnen von neunachsigen Sattelzügen, die Rosen in alle Welt transportieren und so viel feinen weißen Staub aufwirbeln, dass man kaum noch etwas sieht. Als sich der Staub wieder legte, sah ich zu beiden Seiten der Straße die Menschen, die bettelarmen, hungrigen, arbeitslosen Menschen, viele mit ausgestreckten Händen.
    »Wenn Ihnen erzählt wird, dass es in Afrika und Asien Menschen gibt, die von nicht einmal einem Dollar pro Tag leben, dann haben Sie sie jetzt vor Augen«, erklärte Adrian Luckhurst, der am Steuer saß. Wir kamen an Karagita vorbei, mit den Barackenbars, den Lehmhütten, den unbefestigten Straßen und all der Verzweiflung, dazwischen scharenweise uniformierte Schulkinder, die sofort im Chor »How are you! How are you!« riefen, sobald sie ein Bleichgesicht sahen.
    Als wir nach rechts auf Joan Roots Grundstück einbogen, war es, als würde man mitten in einem Land der Ödnis und Verzweiflung eine Oase erreichen. Mittlerweile hatte man das Blut in Schlaf- und Badezimmer aufgewischt, aber die Wände waren noch von Kugeln
durchlöchert. Über Joans Wiese stolzierte eine eindrucksvolle Menagerie von Tieren;

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