Ich gab mein Herz fuer Afrika
wehrhafte Briefe an den Mann und an die Riparian Association schickte, sammelte Joan Beweise. Sie ging ihr Grundstück mit Kiari, ihrem alten Familienbediensteten, ab. »Es ist alles da, Memsaab«, sagte Kiari. Er zeigte ihr die Grenzlinien, die es gab, seit die Roots im Jahr 1963 angekommen
waren, und genau so hatte Joan die Abgrenzung auch im Kopf gehabt. Dann stöberten die beiden sogar einen noch älteren Afrikaner auf, der sich an alle Einzelheiten erinnerte: »Die Pumpen, die Stromleitung und der Wassergraben folgen allesamt der alten Linie«, schrieb Joan in ihr Tagebuch. Sie ließ beide Männer Erklärungen unterschreiben, zeichnete Karten, fotografierte die Grenzlinien und brachte diese Beweise zu dem mächtigen Tubby Block, Vorstand von Block Hotels in Kenia, der in der Nähe wohnte und ihr bescheinigte, dass Joans Ufergrenze genau dort verlief, wo sie sein sollte.
Gemeinsam mit Bill Hutton stellte sie den Kenianischen Cowboy auf seiner Farm zur Rede. Hutton ließ ein Tonband mitlaufen, während er seine Anschuldigungen losließ, und Joan hielt durch, obwohl sie »sehr angespannt« war. »Bill konfrontierte ihn mit den Fakten, manchmal ziemlich hitzig«, schrieb sie. Der Cowboy beharrte wütend darauf, sie seien im Unrecht und er im Recht, und er fand es unerhört, dass Bill Hutton so dreist war, das Gespräch aufzuzeichnen. Am Ende hatte Joan trotz seiner Proteste elf Zeugen und ihre unterschriebenen Aussagen, dazu noch Fotos von den Grenzlinien, Satellitenaufnahmen und mehr. Sie und Bill Hutton brachten den Fall vor Lord Andrew Enniskillen, den Präsidenten der Lake Naivasha Riparian Association. (Lord Enniskillen bewohnte auf der anderen Seeseite das berühmte 650 Hektar große Anwesen, das früher Kiki Preston gehört hatte, der berüchtigten Whitney-Erbin aus New York, die nach ihrem Umzug nach Kenia drogensüchtig geworden und dabei allerdings
sehr penibel geblieben war – man nannte sie »das Mädchen mit der silbernen Spritze« 250 .)
Bei dem Treffen gingen Joan und Bill sogar noch weiter. Mit komplexen Argumenten behaupteten sie, dass der Kenianische Cowboy eigentlich sechs Hektar weniger Ufergebiet beanspruchen durfte, als er derzeit besaß, und diese Fläche sollte an Joan gehen. Der Gegenangriff funktionierte. Der Kenianische Cowboy lenkte ein und versuchte sogar, freundlich zu sein. »Er fuhr vorbei, winkte und kam zu mir, und wir schlossen Frieden«, schrieb Joan an dem Tag in ihr Tagebuch, an dem ihre ursprüngliche Grenze wiederhergestellt wurde und ihr Ufergebiet gesichert war.
Joan hatte einen großen Schritt auf dem Weg getan, ohne Alan ihre eigene Stärke zu finden. Sie hatte sich selbst und anderen bewiesen, dass sie kämpfen und auch gewinnen konnte. Doch ihre nächste Schlacht sollte weit härter sein als der Kampf gegen einen einzelnen Landbesitzer. Es ging um einen neuen Hybriden – das Äquivalent einer ganzen Armee Kenianischer Cowboys, gekreuzt mit einer Vielzahl internationaler Geschäftsleute, ausgestattet mit dem Segen der kenianischen Regierung, abgesichert durch Milliarden Dollars und befeuert von einigen hunderttausend Arbeitern. Das alles wurde an ihrem Uferbereich angespült und sollte die bislang größte Herausforderung für sie darstellen.
Kapitel elf
ENDE 2005 VERRIET ein junger Bewohner von Karagita bei einer Vernehmung der Polizei von Naivasha, dass sein Cousin einen Schlägertrupp anführe, der »diese alte Mama überfallen will«, die an der Moi South Lake Road wohne und die er als Memsaab Joan Root identifizierte. Die Bande bestehe aus acht Männern, erzählte er der Polizei, »und sie haben Pistolen und vier Kalaschnikows«. Weshalb sie vorhätten, Joan Root zu töten, gab der Informant nicht preis, aber er sagte aus, der Angriff sei für die Nacht des 31. Dezember geplant. Er hatte der Bande seines Cousins einen Eid geschworen und sollte sie auf Joan Roots Grundstück begleiten. 411
Der Überfall wurde verschoben, weil die Kriminellen fürchteten, in der Weihnachtszeit würden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt. Die Polizei beauftragte den Informanten, weiterhin bei der Bande seines Cousins mitzuspielen und mehr über den geplanten Angriff herauszufinden. Doch als ein neuer Termin, der 12. Januar,
angesetzt worden war, bat die Polizei den Spitzel, den Überfall zu verschieben, damit sie sich besser vorbereiten konnten. Offenbar kam die Bande dieser Bitte nicht nach.
Die Nacht des 12. Januar war klar und mondhell. 412 An dem Tag war schon zweimal Blut
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