Ich gegen Dich
später mit klebrigen Fischschuppen an den Fingern da und hatte in Sachen Essen noch nicht ausgelernt.
»Gibt es irgendwas, was du nicht weißt, Dex?«
»Nicht viel.«
Sie grinsten sich an, und Mikey fragte sich, wie es wohl wäre, Dex zum Vater zu haben – jemanden, der zu einem hielt, der einem Sachen erklärte und einem Ratschläge gab, wenn man nicht weiterwusste. Auf Sue als Mutter konnte er allerdings verzichten. Da kam sie wieder in die Küche gestampft – das zweite Mal an diesem Vormittag und immer noch wütend.
»Was machst du da?«, keifte sie los und zeigte mit dem Finger auf Mikey.
»Fische ausnehmen.«
»Obwohl meine Klos noch nicht geputzt sind und mein Schankraum gleich aufgemacht wird?«
»Meine Schuld«, erbot sich Dex. »Der Junge wollte ein Festessen für dich kochen, Sue, um dir zu zeigen, wie leid es ihm tut.«
Sie bedachte beide mit so finsteren Blicken, als hätte sie sie ein für alle Mal durchschaut.
»Ich hab ihn dazu ermutigt«, erklärte Dex ihr. »Ich hab mir gedacht, damit zeigt er seinen guten Willen.«
Der Anflug eines Lächelns, den sie sofort mit Stirnrunzeln überspielte, als sie sich Mikey zuwandte: »Du weißt hoffentlich, dass du deine Stelle einzig und allein meinem Mann zu verdanken hast?«
Mikey nickte.
»Und du weißt, dass ich dich feuere, wenn du mich noch mal hängen lässt?«
Er nickte wieder, und sie legte nun erst richtig los, erzählte ihm, wie unhöflich und undankbar er sei, dass sie tags zuvor so ausgelastet gewesen seien wie die ganze Saison noch nicht und sie Gäste wegschicken musste, weil er zu faul gewesen sei zu erscheinen. Sie fragte ihn, warum er nicht mehr wie Jacko sein könne, immer zuverlässig und fröhlich, der im Übrigen wegen guter Führung den Vormittag freibekommen habe.
»Vielleicht sollte dir das eine Lehre sein, Mikey«, sagte sie.
Ihm fiel auf, dass Sue die dritte Person war, die ihn innerhalb von nicht einmal zwölf Stunden anschrie; wahrscheinlich sollte er sich allmählich dran gewöhnen, aber noch war es nicht soweit. Das ganze Geschrei schien sich zu einer immer schwereren Last zusammenzubrauen, die ihn runterzog.
Dex warf ihr einen raschen Blick zu. »Verschon den Jungen, Sue. Ich schick ihn dir, sobald er hier fertig ist.«
Die Hände in den Hüften machte sie ein paar Schritte auf ihn zu. »Ich weiß nicht, in was du ihn verwandeln willst, Dex, aber in meinen Augen ist er eine Reinigungskraft, bis er sich meinen Respekt verdient hat. Jetzt leg diesen Fisch weg, Mikey, und komm augenblicklich mit in den Schankraum. Ich hab 'nen Boden, der gewischt werden muss, sobald du mit den Klos fertig bist.«
Als sie weg war, herrschte Schweigen. Mikey spülte den Fisch unter laufendem Wasser und legte ihn auf die Abtropffläche, ehe er sich die Hände mit warmem Wasser und Seife wusch. Er benutzte die Nagelbürste und ließ sich Zeit. Dex hackte auf einem Brett Kräuter. Warmes Vormittagslicht flutete zum Fenster herein und beschien den Fußboden.
»Sie ist sauer, dass du ihr nichts gesagt hast«, meinte Dex schließlich. »Wenn du einen Tag frei haben willst, musst du vorher fragen, das ist alles.«
»Mir ist was Unvorhergesehenes dazwischengekommen.«
»Wie immer.« Dex hörte zu hacken auf und sah ihn an. »Du bist ein schlaues Bürschchen, Mikey, und könntest ein toller Koch werden. Vergeude dein Talent nicht.«
Mikey konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er sich die Hände an einem Tuch abtrocknete. Hatte Dex wirklich so einen unerschütterlichen Glauben an ihn? Er wollte ihm plötzlich eine Freude machen, ihm zeigen, dass er all den Aufwand wert war.
»Wenn du willst, mach ich später mit den Fischen weiter«, sagte er.
Dex' Blick wanderte von den Fischen auf der Abtropffläche über die Innereien im Abfall zu den drei Fischen, die noch im Eimer lagen.
»Nettes Angebot, aber Sue hat bestimmt mehr als genug zu tun für dich. Ich mach die hier fertig, und morgen zeig ich dir, wie man aus den Resten eine Brühe kocht.« Er klopfte sich auf den Bauch. »Ich bring dir bei, wie man eine Bouillabaisse macht – die beste französische Suppe, die du je gegessen hast.«
Darauf gaben sie sich die Hand, und schon hatte Mikey wieder etwas, worauf er sich freuen konnte, einfach so.
In der Toilette rief er wieder Ellie an – immer noch nichts, und von seiner Mum auch noch keine Antwort. Er riskierte es, Karyn anzurufen, weil er sich dachte, angeschrien zu werden sei ein kleiner Preis dafür herauszufinden, was
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