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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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kam. Mikey genoss das Schweigen.
    Karyn brach es als Erste. »Prima Tee, Jacko, danke.«
    Mikey hatte das Gefühl, gleich kotzen zu müssen, und verzichtete darauf, mit den Füßen Platz zu machen, als Jacko eine Stelle zum Sitzen für sich auf dem Teppich suchte.
    »Also«, sagte Mum, »wie lange geht das schon so?«
    »Genau«, fiel Karyn ein, »wann hat sie sich dich das erste Mal gekrallt?«
    »Red nicht so über sie.«
    »Ich rede über sie, wie ich will.«
    »Sie ist nicht so wie er, sie ist anders als der Rest der Familie.«
    »Ach ja? Was ist denn so Besonderes an ihr? Die sieht doch noch nicht mal gut aus.«
    »Halt den Mund, okay?«
    »Nein. Du denkst immer, du weißt alles am besten, aber diesmal irrst du dich gewaltig.« Karyn kreischte schon fast. »Ellie Parker ist genau wie ihr Bruder, und sie sind beide Lügner.«
    »Sie ist keine Lügnerin.«
    »Sie war im Haus, als es passiert ist!«
    »Das macht sie nicht zur Lügnerin.«
    »Hör dich doch selber reden, Mikey, zu wem hältst du eigentlich?«
    In ihm kochte wieder die Wut hoch. Mit geballten Fäusten stand er auf. »Sie wird nicht mal mehr als Zeugin für ihren Bruder aussagen, weil sie ihn für schuldig hält, also halt gefälligst den Mund, was sie angeht, klar?«
    Ein furchtbares Schweigen machte sich breit. Eine halbe Ewigkeit passierte gar nichts. Dann fragte Karyn sehr sanft: »Das hat sie dir gesagt?«
    Er nickte, und eine Zeitlang beobachtete sie prüfend sein Gesicht, ehe sie sagte: »Sie weiß es also seit all diesen Wochen und hat die ganze Zeit nichts gesagt.«
    Mikey nahm einen letzten tiefen Zug von seiner Zigarette, ehe er sie ausdrückte. Er brauchte etwas, das ihn hier rausholte. Ellie hatte ihm nicht gesagt, dass er Karyn nichts sagen solle, aber als er jetzt sah, welche Wirkung es auf sie hatte, wünschte er, er hätte die Klappe gehalten. Selbst seine Mum hielt es wohl für eine Katastrophe, ihrem Stirnrunzeln nach zu urteilen. Er brauchte eine Ablenkung, etwas, das die ganze Stimmung änderte.
    »Hört mal«, sagte er, »ich kann doch mal eben in die Weinhandlung runtergehen und uns noch was zu trinken holen? Ich hab Bargeld.« Zum Beweis klopfte er sich auf die Tasche. »Hättest du gern mehr von dem Wein, Mum?«
    Es war ein billiger Trick, und das wusste er, so wie seine Mutter ihn finster anstarrte. Sie stand plötzlich auf. »Ich ruf Gillian an.«
    »Scheiße, warum das denn?«
    »Weil sie es wissen muss, wenn dieses Mädchen sagt, ihr Bruder war's.«
    An diese Möglichkeit hatte Mikey überhaupt nicht gedacht. Wenn die Bullen ins Spiel kämen, würde Ellie denken, er hätte ihr die Aussage in der Absicht entlockt, sie weiterzugeben. Sie würde ihm nie wieder vertrauen.
    »Es ist mitten in der Nacht«, sagte er, während sich in seinem Kopf alles überschlug. »Es ist Sonntag. Ihr stresst Gillian total, wenn ihr sie jetzt anruft. Vielleicht erinner ich mich auch nicht richtig, bestimmt bring ich da irgendwas durcheinander. Lasst mich mit Ellie reden. Im Ernst, lasst mich erst mit ihr reden.« Er ging zur Tür. »Ich ruf sie jetzt an, um ganz genau rauszufinden, wie sie es gemeint hat.«
    »Wag es ja nicht«, sagte Karyn. »Sie hat in ihrer Zeugenaussage gelogen, und damit steckt sie richtig in Schwierigkeiten. Wenn du sie warnst, ändert sie ihre Geschichte wieder.« Sie wandte sich Mum zu, ein Glitzern im Blick. »Los, ruf Gillian schon an.«
    »Nein«, sagte Mikey, »das macht alles nur noch schlimmer.«
    Karyn warf ihm einen absolut hasserfüllten Blick zu. »Schlimmer kann es überhaupt nicht werden.«
    »Wenn ihre Familie ausrastet, schon. Lasst mich sie anrufen, um rauszufinden, was los ist.«
    »Nein.« Karyn sprang auf und packte seinen Arm. »Ich will, dass denen die Polizei auf den Hals gehetzt wird, und hoffentlich drehen die dann durch, hoffentlich wird sie verhaftet und kann mit ihrem Bruder im Gefängnis verrotten.« Ihre Finger gruben sich in seinen Arm, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. »Das bist du mir schuldig.«
    Und dann legte sie erst richtig los. Als würde ihm die gesamte aufgestaute Wut der letzten Wochen ins Gesicht geschleudert. Trockenen Auges und verbissen warf sie ihm vor, er würde ihr insgeheim die Schuld an dem geben, was passiert war, und das habe sie immer gewusst, wie egoistisch seine Schlägerei mit Tom gewesen sei und dass es ihm bei allem, was er tue, nur um ihn selber und seine Gefühle gehe, nie um sie. Er knickte ein. Er wusste, dass er versuchen musste, wütend zu bleiben,

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