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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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eigentlich abging.
    Sie war sofort dran, »Was willst du?«
    »Ich hab mich nur gefragt, wie's bei euch so läuft?«
    »Super.«
    Das hörte sich ernstgemeint an, was ihm Sorgen machte. »Ist Mum auf?«
    »Jap.«
    »Kann ich sie sprechen?«
    »Nee.«
    Ein Tiefschlag. »Warum, was macht sie gerade?«
    Er horchte angestrengt auf Hintergrundgeräusche, etwas, das ihm verraten würde, ob Mum einfach nur in der Küche rumstolperte und ihren ersten Kaffee des Tages machte, ob Karyn bluffte und immer noch alles in Ordnung war. Aber außer dem Atem seiner Schwester hörte er nichts.
    »Hör mal«, sagte er, »mir tut das alles leid, okay? Sag mir einfach nur, was Sache ist.«
    »Warum, damit du deine Freundin warnen kannst?«
    »Ich will nur nicht, dass sie einen Schock kriegt, das ist alles.«
    »Und du bildest dir ein, da würd ich mir irgendwas draus machen?«
    »Sie ist auf deiner Seite, Karyn. Wenn du jemanden hassen willst, dann hass ihren Bruder.«
    »Ich hasse alle beide.«
    In ihm schnürte sich alles zusammen, während er sich das Handy näher ans Ohr presste und angestrengt nach einer Möglichkeit suchte, zu ihr durchzudringen. »Ellie wollte erst glauben, dass er unschuldig ist, das ist doch nicht so verkehrt, oder? Wenn ich was Schlimmes machen würde, würdest du mir dann nicht helfen?«
    »So was würdest du nie machen!«
    »Das hat sie über ihn auch gedacht. Er wird stinkwütend auf sie sein, weil sie ihn verpfeift, warum musst du also alles nur noch schwerer machen? Warum kannst du mir nicht einfach sagen, was los ist?«
    Es kam ihm vor, als wartete er unendlich lange auf ihre Antwort, bis sie schließlich sagte: »Ich sag Mum, sie soll dich anrufen, wenn Gillian weg ist.«
    Und damit beendete sie das Gespräch.
    Mikey stürzte aus der Toilette, durch den Gastraum, zur Haupteingangstür raus und über den Parkplatz. Unterwegs sprach er Ellie eine Nachricht auf: Ruf mich an. Unbedingt. Ruf mich an, sobald du das hier abhörst. Er versuchte es bei seiner Mum, aber sie ging nicht ran. Dann noch mal Karyn. Nichts.
    Er hätte zu Ellie gehen sollen, nachdem er Holly zur Schule gebracht hatte, wie dumm von ihm, dass er das versäumt hatte! Oder sogar noch vor der Schule, am besten am Abend zuvor, als die Lawine losgetreten wurde. Er hätte über das Gartentor steigen, die Regenrinne hochklettern, die Nacht an ihrer Seite verbringen und sie beschützen sollen.
    An der Hafenmauer setzte er sich auf eine Bank und versuchte, sich zu beruhigen. Okay, es konnte immerhin sein, dass Karyn ihn verarschte und seine Mum noch im Bett lag und schlief. Aber es konnte auch sein, dass Gillian in diesem Moment bei ihnen in der Wohnung war, alle Einzelheiten erfuhr und Streifenwagen organisierte. Konnte man nicht wegen Meineids belangt werden, wenn man die Bullen angelogen hatte?
    Er sprach noch eine Nachricht auf: Es tut mir leid, Ellie, es tut mir so leid, aber ich fürchte, etwas Schlimmes wird passieren.
    Die vierte Entschuldigung binnen vierundzwanzig Stunden. Was hatte er bloß für einen Schlamassel angezettelt! Er hatte Karyn verletzt, Ellie verletzt, obwohl er keins von beidem vorgehabt hatte, nicht in einer Million Jahren. Er schloss die Augen, versuchte, ruhig zu bleiben. Wenn er einfach nur hier sitzenblieb und weiteratmete, würde sich vielleicht alles finden.

ACHTUNDDREISSIG
    B rave Mädchen sollen nicht an den samtweichen Hals eines Jungen denken oder daran, wie er beim Lächeln den Kopf schräghält. Schon gar nicht in der letzten Übungsstunde vor der Matheklausur ohne Taschenrechner.
    Ellie blinzelte mehrmals, um jeden Gedanken an Mikey aus ihrem Kopf zu verdrängen.
    »Das war also ein Aufgabenbeispiel«, sagte Ms. Farish. »Jetzt nehmt bitte eure Hefte zur Hand, schreibt drei Kritikpunkte an dieser Schätzmethode auf, und nicht vergessen: Solange das, was ihr schreibt, plausibel und vernünftig ist, kommt ihr auf die erforderliche Punktzahl.«
    Seufzend schlug Ellie ihr Heft auf. Wenn sie sich schon nicht auf Wahrscheinlichkeitsrechnung konzentrieren konnte, konnte sie wenigstens etwas Nützliches tun. Sie schlug eine leere Seite auf und schrieb »Lernen«, zeichnete eine Tabelle mit zwölf Spalten, teilte sie in die Wochen bis zur Mittleren Schulabschlussprüfung ein und verpasste der Tabelle fünfunddreißig Zeilen. Sie würde jeden Nachmittag drei Stunden lernen, wenn sie von der Schule nach Hause gekommen war. Dann wollte sie abendessen (eine halbe Stunde) und nochmals vor dem Schlafengehen zwei Stunden

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