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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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fehlen, wenn eine von ihnen es vergäße. Es war etwas, womit sie sich beide auskannten, schon fast Routine.
    Ellie fand einen Sitzplatz auf der niedrigen Mauer am Zaun und wandte das Gesicht zur Sonne. Vitamin D wurde am besten durch die Augenlider absorbiert, und es war das Vitamin, von dem man glücklich wurde. Sie hatte eine Dreiviertelstunde, um das zu schaffen.

NEUNUNDDREISSIG
    M ikey öffnete ein Auge Richtung Jacko, der über den Kies auf ihn zugeknirscht kam. Er hielt beide Hände hoch, wie um sich zu ergeben. Es war nicht lustig.
    »Tut mir leid, Mann«, sagte er beim Näherkommen, »also wegen gestern Abend. Im Ernst, ich hätt nicht gedacht, dass da so ein Drama draus werden würde.«
    Mikey schüttelte den Kopf und schaute wieder zum Sandstrand, auf die Boote, die kieloben dort lagen.
    »Ich musste es Karyn sagen, bevor jemand anders es tat.«
    »Wen willst du verarschen?«
    »Echt jetzt. Als ich wiedergekommen bin, um dich abzuholen, und gesehen hab, wie ihr in den Bus eingestiegen seid, hab ich gewusst, ich würd nicht der Einzige sein, der's mitkriegt. Stell dir nur mal vor, irgendein Fremder hätt's ihr gesagt. Wie das wohl für sie gewesen wär.«
    Mikey stierte ihn an. »Für so was hab ich keine Zeit.« Er sah die SMS auf seinem Handy durch. Vielleicht hatte er zuvor etwas von Ellie oder Mum verpasst. Nichts. Er wählte seine Mailbox an. Keine neuen Nachrichten.
    Jacko setzte sich neben ihn auf die Bank. »Irgendwas Neues?«
    »Kann dir doch egal sein.«
    »Isses aber nicht, stell dir vor.«
    Unten am Strand lief ein Kind mit einem Drachen, der an einer Schnur zappelte. Komisch, dass einem nie bewusst war, was für ein Glück man hatte, solange das Leben so einfach war.
    Jacko stieß Mikeys Fuß mit seinem an. »Und, machst du hier draußen grade 'ne offizielle Pause?«
    Mikey rückte weg, klappte sein Handy wieder auf und schrieb Karyn: Beeil dich.
    Jacko sagte: »Hör zu, Mann. Ich weiß, das geht mich nichts an, aber ich glaub, du musst'n bisschen aufpassen mit Sue. Die ist gestern total durchgedreht, als du nicht aufgetaucht bist. Du willst deine Stelle doch behalten, oder?«
    Mikey schrieb an Mum: Ruf mich JETZT an.
    Jacko seufzte. »Vielleicht schauen wir eines Tages auf das alles zurück und lachen drüber.«
    »Das glaub ich kaum.«
    »Man weiß nie.«
    Mikey gab sich den Anschein, als dächte er darüber nach. »Hm, nein, Jacko, ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass es so sein wird. Weißt du, warum? Wenn das hier erst richtig losgeht, wird Ellie nie wieder ein Wort mit mir reden.«
    »Vor zwei Monaten hast du die überhaupt nicht gekannt, und sie hat sowieso nicht mit dir geredet.«
    Mikey vergrub den Kopf in beiden Händen, ganz benommen davon, wie weit entfernt Jacko und er voneinander waren.
    »Gib mir die Schuld, wenn's dich glücklich macht«, sagte Jacko, »da hab ich kein Problem mit.«
    »Jap, gut möglich, dass ich es so mache.«
    Beim Schrillen seines Handys zuckten sie beide zusammen. Seine Finger waren ungeschickt. Er warf Jacko einen finsteren Blick zu. »Kannste mal weghören? Das ist ein Privatgespräch.«
    Jacko zuckte mit den Schultern, rutschte ans andere Ende der Bank und tat so, als hörte er nicht hin. Mikey setzte sich auf die Hafenmauer mit Sicht auf die Boote unten.
    »Mum?«, sagte er. »Was ist los?«
    »Ich kann nicht lange reden, Mikey, wir sind hier gerade noch mitten drin.«
    »Also hast du Gillian angerufen?«
    »Ich hatte nicht vor, Däumchen zu drehen und abzuwarten, was als Nächstes kommt.«
    »Na, dann besten Dank auch.«
    »Ich hab hier eine Tochter, die mich braucht, Mikey. Das hab ich dir gestern Abend gesagt.«
    Brauch ich dich etwa nicht?, dachte er, ohne es laut zu sagen. Er hatte sich das ganz allein selbst zuzuschreiben, und jetzt musste er auch damit fertigwerden.
    »Und, was gibt's Neues?«
    »Gillian ist froh, dass wir es ihr gesagt haben, und hat die von der Kripo angerufen, die an Karyns Fall dran sind, und sie informiert.«
    »Und was haben sie gesagt?«
    »Dass sie losfahren und deine Freundin abholen.«
    Auf Mikeys Stirn schwoll eine Ader. »Von wo abholen?«
    »Ich weiß nicht, von zu Hause wahrscheinlich.«
    »Sie wird nicht da sein, sie ist in der Schule.«
    »Na, dann werden sie wohl da hinfahren.«
    »Man kann keine Bullen in die Schule schicken!«
    »Mein Gott, Mikey, sie wollen doch nur mit ihr reden. Es kann ihr ja wohl nicht schaden, die Wahrheit zu sagen, oder?«
    Er brach das Gespräch ab, wollte nichts mehr hören.

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