Ich gegen Dich
Wandte sich Jacko zu: »Ich brauch das Auto.«
»Kommt nicht in Frage.«
»Du schuldest mir was.«
»Schwachsinn.«
»Komm schon, Alter, du hast es doch gehört. Du musst mir helfen.«
Jacko zog seinen Tabak raus und drehte sich eine, betont langsam, als hätten sie massenhaft Zeit. Mikey versuchte, seine Wut im Zaum zu halten, weil er wusste, dass er null Chancen auf das Auto hatte, wenn er zu viel Druck machte.
Jacko fragte: »Warum magst du sie so gern?«
»Weiß ich nicht, ist halt so.«
»Sehr anschauliche Schilderung.«
Mikey trat so fest mit dem Fuß gegen die Mauer, dass Sand aufstob, »Was willst du von mir hören?«
»Warum du sie magst.«
Jacko wollte ihn unbedingt demütigen, das war klar. Es verstieß gegen jede Regel, gegen jeden Buchstaben des Codes unter Männern. Aber die Autoschlüssel waren es wert.
»Ich kann nichts dran machen, so einfach ist das. Ich kann's nicht stoppen.« Er holte Luft. »So wie du's nicht ändern kannst, dass du süchtig nach deinem Auto bist.«
Jacko runzelte die Stirn. »Sie ist wie'n Auto?«
»Nein, Mann. Sie ist, keine Ahnung...« Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, versuchte, drauf zu kommen, was genau Ellie mit ihm anstellte. Es kam ihm wichtig vor, es in die richtigen Worte zu fassen. »Sie glänzt.«
»Wie'n Auto?«
»Hör auf, mich zu verarschen.« Er setzte sich auf die Bank und sah Jacko in die Augen. »Als ich noch jünger war, hatte ich so eine Fantasievorstellung von dem perfekten Mädchen. Ein Gesicht hatte die eigentlich nie, aber einen tollen Körper, und sie mochte alles an mir.« Er spürte, wie er rot wurde, wusste aber, dass es darum ging weiterzumachen. »Als ich Ellie das erste Mal gesehen hab, wusste ich, dass sie es ist – sie ist meine Fantasie. Ich wollte nicht, dass es stimmte, aber immer wenn ich ihr begegnet bin, ließ es sich nicht übersehen, und das Komische war, dass sie besser war als meine Fantasievorstellung, als würde ich noch mehr kriegen, als ich mir erträumt hatte.«
Jacko blies eine lange schmale Rauchfahne Richtung Hafen. »Was denn zum Beispiel?«
Er zählte an den Fingern auf: »Sie bringt mich zum Lachen, sie weiß Sachen, sie hört zu. Sie überrascht mich, weißt du, die eine Minute kann sie ganz ruhig sein und die nächste voll abgehen. Was noch? Sie ist überwunderschön, sie ist ein Geheimnis. Keine Ahnung, Mann, das hört sich alles total schwachsinnig an.«
Jackos Blick wurde ein klein wenig sanfter, und Mikey fasste Mut weiterzureden.
»Ich hab gedacht, ich könnte mich von ihr fernhalten, aber es ging nicht. Immer wenn ich nicht bei ihr war, hab ich an sie gedacht. Ich hab versucht, auf andere Mädchen zu stehen, aber es ging nicht. Ich mein, ich bin buchstäblich die Straße langgegangen und hab versucht, mir andere Mädels nackt vorzustellen, aber es hat bei mir nicht gewirkt, ich wollte sie nicht. Und als ich gedacht hab, Ellie hätte mir eine Falle gestellt, um mich zusammenschlagen zu lassen, und ich sie ewig lange nicht gesehen und mir gedacht hab, sie macht sich nichts aus mir, da bin ich halb wahnsinnig geworden. Ich wollte nicht aus dem Bett raus oder zur Arbeit oder sonst was, und das tut mir jetzt leid, Kumpel, ich versteh jetzt, wie Scheiße das für dich war, aber ich war voll in Panik, dass ich sie nie wiedersehen würde. So verrückt bin ich nach ihr.«
Na also, jetzt war es raus, und Jacko konnte seinetwegen meinen, was er wollte. Aber anstatt ihn anzuschreien oder zu verarschen, grinste der nur. »Bin ich froh.«
»Worüber?«
»Das ist das erste Mal seit Wochen, dass du mir die Wahrheit sagst.« Er griff in seine Tasche und zog die Autoschlüssel raus. »Hier. Fahr keinen Kratzer rein und behaupte nicht, ich würd nie was für dich tun.« Ihre Finger berührten sich; Jacko ließ die Schlüssel noch nicht los. »Ich bin für dich da, Mann. Ich war immer für dich da, du wolltest nur nichts mehr davon wissen.«
Mikey legte ihm einen Arm um die Schultern und klopfte ihm auf den Rücken. Das war genau das Richtige, wie er an Jackos Lächeln sehen konnte. »Sag Dex, dass es mir leidtut.«
»Das wirst du wohl selber machen müssen.« Mit einem Kopfnicken deutete Jacko auf den Eingang zum Parkplatz, wo Dex angestakst kam. Draußen sah er komisch aus, mit seiner im Wind flatternden Schürze.
»Ihr müsst unbedingt wieder reinkommen«, rief er. »Alle beide, sofort; Sue ist auf dem Kriegspfad.«
Mikey konnte ihm nicht in die Augen sehen, als er näher kam. Er zog seine eigene
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