Ich gegen Dich
noch etwas mehr, und ihr Slip war ein bisschen... Sie wissen schon, unten... und dann immer so weiter, bis zum letzten, auf dem sie nackt war.«
»Vorhin hast du gesagt, dass sie nicht nackt war.«
»War sie ja auch nicht, nicht ganz...«
»Diese Fotos beweisen gar nichts, oder? Wahrscheinlich hat es sie nie gegeben, und selbst wenn, könnte Karyn freiwillig dazu bereit gewesen sein. Warum nicht? Du hast selbst gesagt, sie mochte deinen Bruder, hat mit ihm geflirtet, ihn geküsst. Sie hat sich von ihm fotografieren lassen, mit ihm geschlafen und es später bereut.«
Ellie schaute aus dem Fenster in den Himmel. Nichts von all dem bewirkte irgendwas, nichts zählte. Sie dachte an Karyn in ihrer Wohnung, aus der sie nicht mehr rauskam. Die ganze Woche in einer Schattenwelt.
Fest entschlossen holte sie Luft. »Ich weiß, dass Sie glauben, ich würde das jetzt erfinden, aber das stimmt nicht. Ich hab mir selbst eingeredet, mein Bruder hätte ein paar Fotos gemacht, um sich vor seinen Freunden zu beweisen, wie bei einer Mutprobe. Deshalb hab ich's nicht gleich erzählt, was nicht richtig war. Das tut mir leid, aber diese Fotos habe ich mit eigenen Augen gesehen.«
Detective Thomas betrachtete sie ungerührt. »Du hast ziemlich bald herausgefunden, dass dein Bruder eine Menge mehr gemacht hat als nur Fotos. Er wurde am nächsten Tag festgenommen und hat zugegeben, dass er mit Karyn Verkehr hatte. Er hat gesagt, dass sie einverstanden war und dass er keine Ahnung hatte, wie alt sie ist. Wenn du wusstest, dass sie unmöglich eingewilligt haben konnte und dass er wusste, wie alt sie war, warum hast du uns das nicht gesagt, als wir dich das erste Mal befragt haben?«
»Ich wollte es nicht wahrhaben.«
»Vernichten von Beweisen macht niemanden unschuldig.«
»Ich weiß.«
»Hat Tom dich gebeten zu lügen?«
»Nein. Ich hab ihn erst wiedergesehen, als er auf Kaution rauskam.«
»Aber er weiß, dass du gelogen hast? Sein Verteidiger hat eine Kopie deiner ersten Aussage, die er ihm gezeigt haben wird. Tom erwartet also vermutlich weiter von dir, als Entlastungszeugin für ihn vor Gericht auszusagen?«
»Wahrscheinlich schon.«
Detective Thomas musterte sie lange und kritisch. »Kennst du einen gewissen Mikey McKenzie?«
»Ja.«
»Wie gut?«
»Ein bisschen.«
»Bloß ein bisschen? Bist du dir da ganz sicher?«
Ein Herzschlag. Sie sahen sich an.
»Ellie, ich will ehrlich zu dir sein. Ich hab dir heute so zugesetzt, weil du von den Anwälten deines Bruders ins Kreuzverhör genommen werden wirst, wenn das hier vor Gericht kommt, und sie werden keine Mühe scheuen, dich auseinanderzunehmen. Dabei finde ich eigentlich, dass du sehr tapfer bist und dass Karyn dir unwahrscheinlich dankbar sein kann, aber deine Aussage ist nicht schlüssig. Sie bestätigt Karyns Aussage in gewisser Hinsicht, ist aber kein Hauptbeweis, sondern einfach deine Aussage gegen die deines Bruders. Erst sagst du das eine, dann änderst du deine Meinung und sagst etwas anderes. Du sagst uns, es hat Beweisstücke gegeben, doch du hast sie vernichtet. Das wirkt suspekt, meinst du nicht? Es ist unerlässlich, dass du ehrlich zu mir bist. Du kannst uns nicht das eine erzählen und von uns erwarten, dass wir dir glauben, und uns im nächsten Moment eine faustdicke Lüge auftischen. Ich frage dich also noch einmal nach deinem Verhältnis zu Mikey.«
Ellie schlug das Herz bis zum Hals. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihn erwähnen würden. Wie dumm von ihr. Natürlich hatte Karyn es ihnen erzählt, natürlich würde alles herauskommen. Es gab kein Versteck mehr.
Mum sah vollkommen verwirrt aus. »Kann mir bitte mal jemand sagen, was los ist?«
Detective Thomas sah sie stirnrunzelnd an, um sie zum Schweigen zu bringen. »Ellie«, sagte sie, »wie gut kennst du Mikey McKenzie?«
»Sehr gut.«
»Ich unterstelle dir jetzt, dass er dich gebeten hat, deine Aussage zu ändern, und dass ihr diese neue Version der Ereignisse gemeinsam ausgetüftelt habt.«
»Das stimmt nicht.«
»Ich behaupte, dass deine ursprüngliche Version korrekt war, dass du die ganze Nacht über weder etwas gesehen noch gehört hast, aber dass Mikey dich unter Druck setzt, dich vielleicht sogar bedroht, um seiner Schwester zu helfen. Was sagst du dazu?«
»Unsinn.«
»Wie lange kennst du ihn schon?«
»Fast zwei Monate.«
»Ist er dein Freund?«
»War er sozusagen.«
»War?«
»Jetzt ist er es nicht. Ich werde ihn nicht wiedersehen.«
»Aber ihr wart miteinander
Weitere Kostenlose Bücher