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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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so eigenartig und unheimlich.
    »Wie lange bist du schon draußen?«, fragte er sie schließlich.
    »Schon ewig.«
    »Gutes Wetter, was?«
    Darauf antwortete sie nicht, und er spürte, dass er nicht mehr weiterwusste, nicht mehr wusste, wie er sich ihr gegenüber verhalten sollte.
    »Wisst ihr was«, sagte er, »vielleicht will ich doch die Tasse Tee.«
    Holly rappelte sich auf. »Ich sag's Mum.«
    Er wollte wirklich nicht mit Karyn allein gelassen werden, aber Holly bestand drauf. Sie drückte sich an ihm vorbei und verzog sich in die Wohnung.
    Karyn blätterte wieder um.
    Er zündete sich eine neue Zigarette an der alten an und zog lang und tief auf Lunge. Er wusste, dass er es nochmal mit Reden versuchen sollte, nur nicht, wo anfangen. Da war so vieles, was er ihr sagen wollte – ihm war erst in letzter Zeit aufgefallen, wie viel Sachen sie machte, eigentlich schon immer gemacht hatte. Seit Jahren hatte sie Holly zur Schule gebracht, sie auch abgeholt, hatte eingekauft und die Wäsche gemacht und Mum auf Kurs gehalten. Er hatte nie was anderes gemacht als zur Arbeit gehen, mit Jacko abhängen und Mädels klar machen. Selbst sein großer Plan, Koch zu werden, war zerplatzt wie eine Seifenblase. Ihm kam es vor, als hätte jemand in den vergangenen Wochen sein Leben auseinandergenommen und ihm gezeigt, wie es funktionierte. Und dabei war ihm aufgegangen, dass er nicht der heldenhafte große Bruder war, der jedes Problem lösen und eine Familie zusammenhalten konnte; nein, er war schlicht und einfach ein Idiot, und natürlich hatte seine Schwester keinen Bock, mit ihm zu reden.
    Er holte tief Luft. Jetzt oder nie.
    »Karyn«, sagte er, »es tut mir leid.«
    Sie sah ihn über den Rand ihrer Sonnenbrille hinweg an.
    »Ich wollte dir helfen, aber ich hab's verhauen.«
    Sie lächelte. Der winzige Hauch eines Lächelns zog sich von ihrem Mundwinkel her über ihre Lippen. »Ich überleg's mir.«
    »Was?«
    »Ob ich dir verzeihe oder nicht.« Damit schob sie sich die Brille wieder auf die Nase und blätterte die nächste Seite ihrer Zeitschrift um.
    Mum brachte den Tee. Sie setzte sich auf einen Liegestuhl, die Füße in der Sonne. Holly kam mit einer Mandarine raus und schälte sie sorgfältig, saugte jedes Stückchen einzeln aus und legte die leeren Häute neben Mikey auf die Schwelle.
    »Da sind Kerne drin«, sagte sie zu ihm, »und ich mag keine Kerne.«
    Karyn lächelte ihr zu. »Du kannst ein Armband draus basteln, wenn es genug sind. Das hab ich mal in der Schule gemacht. Man färbt sie mit Lebensmittelfarben und fädelt sie dann auf. Stacey kommt nachher rüber, und wenn du willst, helfen wir dir.«
    »Cool.« Holly hielt ein Stück Mandarine zur näheren Inspektion ins Licht.
    Es war nett, dazusitzen und seinen Tee zu trinken. Mikey hatte das Gefühl, seit Monaten nichts so Einfaches mehr gemacht zu haben. Holly war mit den Kernen beschäftigt, Karyn blätterte um, Mum knabberte einen Keks. Mehr brauchte es nicht, um mit sich selbst ins Reine zu kommen – nur eine Entschuldigung? Er wusste immer noch nicht, wie er Karyn sagen konnte, was in ihm vorging, aber das schien jetzt nicht mehr so wichtig. Vielleicht wusste sie es auch so, wenn er einfach mit ihr da sitzenblieb. Und später würden die richtigen Worte vielleicht noch kommen.
    »Hey«, sagte Mum nach einer Weile, »jetzt weiß ich wieder, was ich dir noch nicht gesagt habe, Mikey. Erinnerst du dich an diese Sozialarbeiterin, die vorbeigekommen ist, als keiner da war?«
    Holly runzelte die Stirn. »Ich und Karyn waren da. Ich hab die Tür aufgemacht, und alle haben deswegen rumgemeckert.«
    Mikey beugte sich vor und strich ihr über den Rücken. »Was ist mit der?«
    »Sie hat für Holly einen Platz in einem Jugendfreizeitheim organisiert.«
    »Ich mach Fußball und Street Dance«, informierte ihn Holly.
    »Beides gleichzeitig?«
    »Nee, du Dödel. Und wenn's regnet, mach ich Marionetten.«
    Karyn fuhr herum und sah Mikey an. »Und ich krieg 'nen Computer.«
    Mikey war versucht zu fragen, was er wohl bekam, schaffte es aber, den Mund zu halten.
    »Von einem Wohltätigkeitsverein«, erklärte ihm Mum. »Sie überholen alte Geräte und verteilen sie, wie neu. Die Sozialarbeiterin meint, wir können auch noch einen Schreibtisch für das Mädchenzimmer kriegen – ich soll bloß einen Brief schreiben, warum wir ihn brauchen.«
    Mikey lachte. »Weißt du noch, damals, als du die Farbe für Holly gekriegt hast?«
    »Für mich?« Holly strahlte über das ganze

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