Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
Vom Netzwerk:
intim?«
    »Irgendwie schon.«
    »Ellie, ich brauche Ja- oder Nein-Antworten. Tut mir leid, wenn du dich von mir bedrängt fühlst, aber die Verteidigungsanwälte werden wesentlich härter vorgehen, das kannst du mir glauben. Ich muss mir ganz sicher sein können, dass du als Zeugin nicht einknickst.«
    Ihre Mutter beugte sich angespannt auf dem Stuhl vor. Sie sah wie eine Statue aus, atmete fast nicht mehr, so angestrengt hörte sie zu.
    Ellie wandte sich ihr zu, während ihr die Tränen über die Wangen liefen. »Tut mir leid, dass du es so erfahren musst, Mum. Tut mir leid, dass ich es dir nicht zuerst gesagt hab.«
    »Wir können deine Mum bitten, den Raum zu verlassen«, sagte Detective Thomas, »wenn dir das lieber ist, Ellie. Möchtest du, dass sie draußen wartet?«
    »Ich will, dass sie bleibt. Geheimnisse hab ich satt.«
    Die Polizistin überlegte kurz. »Sind Sie damit einverstanden, Mrs. Parker?«
    Mum lächelte Ellie traurig zu und hielt ihre Hand fest. »Ich bleibe.«

DREIUNDVIERZIG
    K aryn sah Mikey schräg von der Seite an, als er aus dem Aufzug kam. »Oh«, sagte er, »du bist das.«
    Sie war draußen! Sie war vor der Wohnung und versteckte sich nicht unter einer Bettdecke oder einem Haufen Pullis. In Leggings und T-Shirt saß sie in der Frühlingssonne auf dem Balkon!
    Holly neben ihr, beide mit Sonnenbrillen auf der Nase wie zwei Hollywood-Diven. Sie hatten die Liegestühle rausgeholt und Chips und einen Keksteller zwischen sich auf den Boden gestellt.
    »Hey«, sagte Mikey, »wie läuft's?«
    Karyn schob ihre Sonnenbrille hoch, um ihn besser sehen zu können. »Super. Wie ich dir gesagt hab.«
    Holly grinste zu ihm hoch. »Willste 'n paar Chips? Wir feiern.«
    »Nee danke, lass mal. Wo ist Mum?«
    »Macht sich drinnen 'ne Tasse Tee.«
    Er setzte sich auf die Schwelle und zog seine Kippen raus, versuchte sich einzureden, es sei vollkommen normal, dass Karyn draußen auf einem Liegestuhl war, die bloßen Füße auf dem Geländer, mit pink lackierten Zehennägeln. Wann hatte sie das gemacht? Mit solchen Sachen hatte sie sich wochenlang nicht mehr abgegeben. Blass sah sie allerdings aus, wie von einer langen Grippe geschwächt. Dünner war sie auch geworden, was er zu seiner Überraschung vorher gar nicht bemerkt hatte. Hatte vielleicht was mit der Bettdecke und den Pullis zu tun.
    »Na«, sagte Mikey, »wie war's heut in der Schule, Holly?«
    »Mist.«
    »Hast du was gelernt?«
    Den Mund voller Chips, schüttelte sie den Kopf. Er wusste, dass er Konversation machte, und war selbst davon überrascht, dass er keine Gesprächspausen aufkommen lassen wollte, dass er vor seinen eigenen Schwestern in Verlegenheit geriet.
    »Irgendwas musst du doch gelernt haben.«
    »Gar nichts. Wir hatten einen Vertretungslehrer, und der hatte uns nicht unter Kontrolle.« Sie lachte, dass die Chips überall durch die Gegend flogen. »Aber ich weiß ein Geheimnis. Soll ich's dir verraten?«
    »Okay.«
    »Etwas wohnt unter dem Weihnachtsbaum. Rate mal, was?«
    »Keine Ahnung, ein Wichtel?«
    »Nee, du Dummi.«
    »Eine Ratte? Ein Wolf? Ein Bär?«
    Sie drehte sich um und hob den Blumentopf an. »Asseln. Guck mal, Hunderte.« Sie hob eine auf und zeigte sie ihm. In ihrer Hand rollte sich das Insekt auf und lief zum Rand; sie drehte die Hand um, und es lief über den Handrücken. Und immer so weiter; es stellte sich wohl vor, es würde wegkommen.
    »Es sieht aus wie ein Dinosaurier«, sagte sie. »Wie ein Ankylosaurus, findest du nicht auch?«
    »Wahrscheinlich schon.«
    »Doch, echt. Weißt du überhaupt, wie ein Ankylosaurus aussieht?«
    »Wie 'ne Assel?«
    Sie grinste ihn an. »Du bist so'n Iddi.«
    Mum streckte den Kopf raus. »Dacht ich's mir doch, dass ich dich gehört hab, Mikey. Du bist also wieder da?«
    »Sieht so aus.«
    »Alles klar bei dir?«
    »Jap.«
    »Willst du 'ne Tasse Tee?«
    Er schüttelte den Kopf, was sie mit einem Stirnrunzeln quittierte. Was das wohl zu bedeuten hatte? Stimmt was nicht mit meinem Tee? Karyn ist draußen, hast du gesehen? Reg sie nicht auf? Halt deine große Klappe? Die Zeichen waren alle neu, und Mikey wurde einfach nicht schlau draus.
    Draußen auf dem Hof kickte ein Junge einen Ball gegen die Mauer, und in einer Wohnung pfiff jemand vor sich hin. Holly fütterte die Asseln mit Chips, und Mikey rauchte seine Zigarette und sah verstohlen zu, wie Karyn die Seiten einer Zeitschrift umblätterte. Auch wenn sie nur so tat, als läse sie, und Interesse an den Fotos vortäuschte. Alles war

Weitere Kostenlose Bücher