Ich gegen Dich
ob. Seine Jacke und sein Handy an irgendeinem Strand liegenließ und wegschwamm. Er könnte jeder sein. Einen neuen Anfang machen. Es nächstes Mal besser machen. Er schnippte seine Kippe auf den Boden und trat sie aus.
»Ich muss los.«
»Du gehst?«
Er nickte, hielt den Mund.
»Wenn du jetzt gehst, ist es aus. Das ist mein voller Ernst, du brauchst mich nie wieder anzurufen.«
Er schaute nicht zurück.
ZWÖLF
E ine SMS von seiner Schwester?« Jacko musste so lachen, dass er fast das Auto zu Schrott fuhr. »Mann, Alter, du machst mich fertig. Du kriegst echt jede rum!«
»Es hat nichts zu bedeuten.«
»Na und ob. Hey, los, wir stecken sie in den Kofferraum und verlangen Lösegeld von ihrem Bruder!«
Mikey schüttelte lächelnd den Kopf. »Was laberst du da? Wir werden sie doch nicht entführen.«
»Ey, hör mal, Alter. Pass auf, was dann passiert: Der Bruder steigt in seinen Jaguar XJ, um sie aufzuspüren, aber in seiner Wut vergisst er, dass er den Turbo hat, und geht volles Rohr zu schnell in 'ne Kurve. Peng!, knallt er gegen einen Baum. Zack, Kopf ab. Sein Hirn spritzt in Einzelteilen über die ganze Straße.« Jacko schlug klatschend aufs Lenkrad. »Das wär doch mal 'ne bildschöne Rache, mein Freund.«
Während sie durch die Stadt fuhren, malten sie sich die Geschichte weiter aus, bekamen beide kaum noch Luft vor Lachen, weil es immer alberner wurde. Sie spießten den Kopf des toten Tom Parker auf einen Stock, marschierten damit über die Hauptstraße und überließen es den untröstlichen Hinterbliebenen, seine Überreste vom Asphalt zu kratzen. Dankbare Mitbürger standen am Straßenrand. Fahnen wurden ihnen zu Ehren geschwenkt, Pubtüren aufgestoßen, Mädchen warfen mit Höschen und Telefonnummern nach ihnen.
»Mann, wie geil wär das denn!«, jaulte Jacko mit Tränen in den Augen. »Mit den schärfsten Weibern gehen wir in den Prince of Bengal – den besten Tisch und den ganzen Abend Lamm Roghan Josh und Papadoms gratis!«
»Es reicht, es reicht!«, lachte Mikey. »Curry und Liebe gehören nicht zusammen, das weißt du doch. Komm, Alter, lassen wir das. Wir müssen uns am Riemen reißen und überlegen, was zu tun ist.«
Für März hatten sie schönes Wetter, die Fensterscheibe war unten, sein Ellenbogen draußen im Wind. Sie überholten eine Gruppe auf Rädern – Touristen vom Radverleih, die wahrscheinlich durch die Gegend gurkten, um sich den Leuchtturm anzusehen, oder vielleicht noch weiter die Küste runter zu den verrückten Golf- und Münzspielautomaten. Als Kind war das Mikeys Lieblingsausflugsziel gewesen – er und Karyn hatten Zwei-Pence-Münzen gespart, bis sie genug beisammen hatten, um sich für einen Nachmittag den Bus dort raus leisten zu können. Dann hatten sie Eis gekauft und sich an den Strand gesetzt.
Was würde es Karyn also bringen, wenn er sich mit Ellie Parker traf? Sie würde ihm Sachen über ihren Bruder verraten, wo man ihn allein finden konnte, wie sein Tagesablauf aussah. Ellie wusste nicht, wer Mikey war. Sie mochte ihn. Damit hatte er schon mal gute Karten.
Vielleicht konnte er sie öfter als einmal treffen, allen Charme spielen lassen, über den er laut Jacko angeblich in so reichem Maß verfügte. Er würde es gründlich machen, sie richtig einwickeln. Dann, wenn sie ihm total verfallen war und er alle Informationen aus ihr rausgeholt hatte, die er brauchte, würde er ihr den Laufpass geben.
Niemand brauchte es zu erfahren. Karyn oder Mum würde er nichts sagen. Er würde aufpassen, dass Ellie nie herausfand, wer er war.
»Fahr nach der Ampel rechts ran«, sagte Mikey. »Dann bei der Tanke umkehren.«
»Was ist los? Ich hab gedacht, wir observieren den Golfclub.«
»Das muss warten.«
»Ich sag dir, Tom Parker ist ein Golffreak. Wir brauchen bloß die Überwachungskameras und Fluchtwege auszuchecken, dann haben wir leichtes Spiel.« Jacko schwang einen imaginären Golfschläger hoch über dem Kopf. »Den erledigen wir mit einem Fünfereisen auf dem Grün.«
»Ich muss zurück.«
»Wohin?«
»Ich will seine Schwester treffen.«
Jacko runzelte die Stirn. »Wir entführen sie wirklich?«
»Wir machen überhaupt nichts. Ich werd sie anmachen und Informationen aus ihr rausholen.«
Jacko zündete sich eine an, während sie an der Kreuzung warteten, dass die Ampel umsprang. »Wenn du dich dem Mädel mit deinem Schwanz auch nur um so viel näherst, Mikey, dann tut sich unter dir die Hölle auf.«
»Ich leg sie nicht flach, ich krieg Sachen aus ihr
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