Ich gegen Dich
raus.«
Jacko schüttelte den Kopf. »Da kommst du doch überhaupt nicht lebend raus.«
Ohne ihn zu beachten, schrieb Mikey: Wann?
Die Antwort kam wie im Flug: Jetzt.
»Das ist ein schlechtes Zeichen«, sagte Jacko.
Mikey schrieb: Wo?
Wieder sofort die Antwort: Friedhof.
Jacko runzelte die Stirn. »Das ist 'ne Falle. Sie weiß, wer du bist.«
»Ach was. Woher denn?«
»Ich komm mit.«
»Nein, sie kriegt Panik, wenn sie uns zu zweit sieht.«
Jedenfalls ging der Friedhof in Ordnung, da würde niemand sein, sie würden bestimmt nicht gesehen werden. Auch wenn sie nicht wusste, wer er war, kannten ihn doch eine Menge Leute hier in der Gegend. Wenn auch nur einer eine unüberlegte Bemerkung fallenließ, würde er absolut gar nichts aus ihr rausbekommen.
Auf dem ganzen Weg dorthin textete Jacko ihn weiter mit Mist voll, erzählte ihm, wenn Tom Parker sich an Karyn vergriffen hatte, habe er gegen jedes Gebot der Bibel verstoßen, was bedeutete, dass das Böse auf seine Blutsverwandten abfärbte. Beschwerte sich, er hätte ausschlafen können, wenn er gewusst hätte, dass Mikey ohne ihn losziehen wollte. Motzte, dass seine Mutter ihm ein leckeres Frühstück angeboten hatte, und er hatte es abgelehnt. Sagte ihm, sie hätten sich mit Woody, Sean und Mark kurzschließen sollen, weil Mikey sich nie getraut hätte, sich aus einer Gangaktion zu drücken.
Als er das Auto in der Nähe der Kirche geparkt und sämtliche Risiken aufgezählt hatte, war er komplett eingeschnappt. »Nur dass du es weißt«, sagte er. »Ich hab ein ganz mieses Gefühl bei der Sache.«
»Schon klar. Aber glaub mir, ich weiß, was ich tue.«
»Wenn du das Zeug dazu hättest, aus der Kleinen Informationen rauszuholen, hättest du's schon längst erledigt.« Er sah auf seine Uhr. »Ich geb dir 'ne Stunde. Das Café, an dem wir vorbeigekommen sind – da wart ich auf dich.«
»Du willst warten?« Mikey lehnte sich zurück und sah Jacko prüfend an. Das Arbeitshemd hing ihm wie immer über die Jeans, die Jacke mit ihrem komischen Karomuster sah so albern aus wie eh und je, und sein Gesichtsausdruck war nicht mehr allzu weit entfernt von grantig. Aber er war ein echter Freund. Mikey wollte ihm etwas schenken, kam aber auf nichts außer einer Selbstgedrehten.
»Nett von dir«, sagte er. Etwas anderes fiel ihm nicht ein.
Jacko lächelte widerwillig. »Los, steig schon aus. Ich will mein Frühstück.«
Während Mikey durch das Holzgatter auf den Friedhof ging, hatte er das Gefühl, eine Zeitschleuse öffne sich. Von dem Zitronenlicht, das auf das Gras sickerte, wurde ihm ein wenig schlecht, aber es war ein guter Plan.
Genau genommen sogar ein fantastischer Plan.
DREIZEHN
S ie hörte ihn, bevor sie ihn sah. Das Klicken des Törchens, das Schlurfen der Schuhe im Gras. Sie schlug die Augen auf, kurzzeitig geblendet von der grellen Sonne. Er trug Jeans und ein weißes T-Shirt, eine abgewetzte Lederjacke. Grinsend kam er auf sie zu, mit Schlagseite, die Hände in den Taschen, vielleicht schüchtern.
Er sagte: »Hier bist du.«
»Sieht ganz so aus.«
»Ich war mir da nicht so sicher.«
»Ich auch nicht.«
Sie versuchte, lässig zu klingen, so als würde sie sich tagtäglich mit Jungs auf Friedhöfen verabreden, doch ihr Herz raste, und ihre Stimme kam schrill und jung aus der Kehle. Als er dastand und auf sie runtersah, bemühte sie sich, gleichmäßig zu atmen, nicht rot zu werden.
Er sah aus, als versuchte er, sich seine Worte zurechtzulegen. Dann sagte er: »Schön, dich zu sehen, Ellie.«
Er erinnerte sich an ihren Namen. Das hieß, dass er sie mochte.
»Möchtest du dich setzen?« Sie klopfte neben sich auf die Bank.
Er setzte sich auf seine Hände, beugte sich vor und sah sich die verblichenen Steine und schiefen Gräber um sie her an. Er sagte nichts, und das gefiel ihr, wie er sich so seine Gedanken machte, den Ort auf sich wirken ließ. Sie waren die einzigen lebenden Menschen hier. Es war aufregend. Der Wind strich langsam durchs Gras, die Sonne warf Schattenmuster auf die Gräber.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du mir je schreiben würdest«, sagte er.
Sie zog ihre Schuhe durchs Gras, trat es platt.
»Ich hab mir gedacht, wenn du mir bis morgen keine SMS schickst, dann geh ich bei dir zu Hause vorbei.«
Sie warf ihm einen raschen Blick zu. »Echt?«
»Jap. Ich wollte dich sehen.«
Er fühlte sich vollkommen anwesend, wie er so dasaß und sie ansah. Und dadurch fühlte auch sie sich vollkommen anwesend, so als wäre sie
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