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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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packte sie am Ärmel. »Du lässt mich nicht einfach hier stehen!«
    Ellie riss ihren Arm los und versuchte, an ihnen vorbeizukommen, aber Stacey und ihre Freundin nahmen sie von beiden Seiten so in die Zange, dass sie bis zum Zaun zurückwich. Es war ein gut eingespieltes Manöver, als hätten sie es geprobt. Sie bauten sich vor Ellie auf und versperrten ihr den Weg. Die versuchte, ihre Blicke niederzuzwingen, konnte sie aber nicht richtig anpeilen – es kam ihr so vor, als würde der Schulhof hinter ihnen schräg wegkippen.
    Stacey fragte: »Warum hast du den Bullen erzählt, du hättest nie irgendwas gesehen?«
    »Weil es stimmt.«
    »Wie kann das sein?«
    Beide Mädchen taxierten sie. Ellie versuchte, sich an ihnen vorbeizudrängen, doch sie schubsten sie zurück. Sie stolperte, fiel fast.
    Stacey fragte: »Wo warst du die ganze Nacht?«
    »Ich hab geschlafen.«
    Darauf die Freundin: »Ja klar, sicher.«
    Andere sahen zu ihnen hin. Drei Jungs, die ein Stück weiter am Zaun standen, hatten alles mitgekriegt. Einer von ihnen rief: »Bitchfight!«
    Nein, Ellie wollte das nicht. Wenn alle hersahen, musste sie etwas machen, etwas sagen. Sie würde schwach aussehen, wenn sie sich nicht verteidigte. Oder schuldbewusst.
    Wieder versuchte sie, sich zu befreien. »Lasst mich gehen!«
    Stacey schubste sie zurück. »Und wenn nicht? Was haste vor, Bitch? Willste mich vergewaltigen?«, trötete sie lautstark.
    Die Jungs kamen angeschlendert. Mit funkelnden Augen drehte Stacey sich zu ihnen um. »Sie hat mich bedroht, habt ihr gesehen?«
    Bei Ellie rumorte es im Bauch, als noch mehr angelaufen kamen. Was ist los? Was geht ab? Sie stieß sauer auf.
    »Lass mich gehen.«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil ich dir nichts getan hab.«
    »Du bist schließlich seine verlogene Schwester, oder was?«
    Und da spürte Ellie die Wut überkochen. »Und was bist du, Stacey? Wie nennt man eine, die ihre beste Freundin im Stich lässt, damit sie sich von einem Typen abschleppen lassen kann?«
    »Ich hab sie nicht im Stich gelassen, ich hab sie bei deinem Bruder gelassen. Woher konnte ich wissen, dass er ein Vergewaltiger ist?«
    »Warum hätte er sie vergewaltigen sollen, wo sie doch drum gebettelt hat?«
    »Weil er ein perverser Pädo ist, genau wie der Rest von seiner Familie.« Stacey verdrehte die Augen, spielte sich vor dem Publikum auf. »Hat sich's deine Mutter von 'nem Hund besorgen lassen, oder was?«
    »Ja klar.« Ellie verschränkte die Arme. »Was weißt du sonst noch?«
    »Dass du 'ne Bitch bist.«
    »Das hast du schon gesagt.«
    »Und 'ne Schlampe.«
    »Wie originell.« Ellie ging einen Schritt näher. Ihr Kopf fühlte sich klar an, die Eingebungen schossen ihr heiß und pfeilschnell ins Hirn: »Wenigstens bin ich nicht fett.«
    Stacey sah an sich runter. »Ich bin nicht fett.«
    »Red dir das ruhig weiter ein.«
    Jemand lachte, und Ellie begann es Spaß zu machen.
    »Komm schon«, sagte sie, »dir wird doch wohl noch was anderes einfallen, was du über mich sagen kannst. So beknackt, wie du aussiehst, kannst du doch gar nicht sein.«
    »Beknackt, das bist du.«
    »Wieso?«
    »Weil du 'ne Streberin bist. Sieh dich doch an, mit deiner Scheiß-Strumpfhose und den Schuhen.«
    Stacey hatte bronzefarbenes Make-up aufgetragen. Es hörte da auf, wo ihr Kinn in den Hals überging, da sah man die Linie. Auf ihrer Stirn und um die Nase blühten Pickel. Sie schwitzte.
    Ellie zuckte mit den Schultern. »Ich kann mir immer was andres anziehen, aber was willst du mit deinem Gesicht machen?«
    Wieder anschwellendes Gelächter.
    Ihr rauschte das Blut in den Ohren. »Mach dir nichts draus, Stacey. Im Dunkeln sieht man deine Pickel bestimmt nicht so.«
    Johlende Pfïffe aus der Menge. Ellie nahm diffus wahr, wie einige versuchten, sich durchzudrängen, und von anderen zurückgeschubst wurden. »Nicht unterbrechen, Mann.«
    Ellie zog über Staceys gefakete Bräune, ihre wabbeligen Knie, ihre Plastikohrringe her. Die Menge lachte. Und solange sie Stacey auslachten, lachten sie nicht Ellie aus.
    Jede Beschimpfung, mit der sie je ein Mädchen ein anderes anschreien gehört hatte, kam aus ihrem Mund geflogen. Wenn sie es zuerst sagte, konnte Stacey es nicht mehr verwenden. Wie ein Kettenbrief: weiterleiten oder sterben. Sie sagte Stacey, sie solle ihre Eltern auf Schadensersatz verklagen, und gab ihr den Warnhinweis, sie würde ihr nicht ins Ohr pissen, wenn ihr Hirn brennen würde. Und die Menge feuerte sie an.
    Es war ein Gefühl wie beim Kotzen. Man

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