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Ich gegen Dich

Titel: Ich gegen Dich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Downham
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irgendetwas von Tom ausrichtet, müsst ihr mir das berichten.«
    »Und was passiert, wenn es vorbei ist? Dann lassen Sie sie fallen, oder? Nach der Gerichtsverhandlung werden wir Sie nie wiedersehen.«
    »Deshalb ist es ja so wichtig, dass ich Karyn mit Betreuungseinrichtungen in Verbindung bringe, die ihr jetzt und auch danach helfen können. Wenn du sie überreden könntest, sich ein paar von den Broschüren anzusehen, die ich ihr gegeben habe, das wäre toll. Wer weiß, vielleicht würde es auch dir eine Last von den Schultern nehmen, Mikey.« Sie stellte ihre Tasse ab. »Wie kommt Holly mit der Sache mit Karyn zurecht? Weiß sie Bescheid, was ihr zugestoßen ist? Redet ihr zusammen darüber?«
    Mikey schüttelte den Kopf. »Sie ist ein kleines Kind. So was versteht sie noch nicht.«
    »Fragt sie überhaupt, warum Karyn nicht mehr zur Schule geht, oder macht sich Gedanken, was mit ihr los ist?«
    »Karyn ist in der Elften, war also sowieso kurz vor dem Abschluss, und Holly denkt, sie wär traurig, weil sie Liebeskummer hat.«
    »Das habt ihr ihr erzählt?«
    »Irgendwie schon.«
    Sie nickte. »Und was ist mit dir? Es muss sehr schwer sein, der große Bruder eines Mädchens in dieser Situation zu sein.«
    Er fragte sich, was sie wohl hören wollte. Erwartete sie von ihm, dass er Vergeltung wollte, oder machte es sich am besten, ihr zu sagen, dass er die ganze Sache auf sich beruhen lassen wollte? Ihm fiel ein Ausspruch seiner Mutter ein, der ihm hier gut zu passen schien:
    »Damit könnt von mir aus ihr fertig werden.«
    Sie nickte. Wenigstens das war ein Treffer.
    »Und wir werden damit fertig, Mikey. Ich weiß, die Polizei stellt eine Menge Fragen, die Karyn verunsichern können, aber wir müssen alle Umstände korrekt erfassen. Das weißt du doch, nicht wahr? Es sind sehr persönliche Dinge, mit denen man sich nicht gern auseinandersetzt. Das ist nicht leicht für euch alle.«
    Er zuckte mit den Schultern. Was konnte diese Frau schon verstehen? Niemand würde je so mit ihr umspringen, wie die Bullen mit Karyn umgesprungen waren, als sie sie gefragt hatten, ob sie schon vorher mit Tom geschlafen hätte oder ob sie sich normalerweise auf Partys so betrank. Frauen wie sie hatten studiert und wussten immer genau, was man sagen musste. Sie hatten Eltern, die paarweise auftraten, und erwarteten später das Gleiche von ihren eigenen Kindern.
    Mikey sah ihr kurz in die Augen. Aus unerfindlichen Gründen stellte er sich vor, wie sie ein Eis aß – Erdbeer-Vanille, in einem sonnigen Garten.
    Sie lächelte ihn an. »Du hast vorhin gesagt, dass du Arbeit hast?«
    »Ich bin in der Ausbildung zum Koch.«
    »Das hört sich gut an.« Sie war offensichtlich beeindruckt. »Hast du eine volle Stelle?«
    Bei ihm hörte es sich nach einem Spitzenjob an. In seiner kleinen Story war er praktisch der Chefkoch, und ohne ihn lief in dem Pub gar nichts. Er beschrieb Gerichte, die er noch nie zubereitet hatte – Coq au vin, Cassoulet, Choucroute garnie und eine klassische russische Kulibijaka. Nein, erzählte er ihr, er habe nicht die Absicht, aus Norfolk wegzugehen. Ja, behauptete er, der Pub werde ihn bald aufs College schicken, damit er seine berufspraktische Zusatzqualifikation erhalte. Ja, das werde Zeit kosten, aber dagegen habe er nichts. Er sei ein Arbeitstier. Zielorientiert. London und seinen Traum, dass Karyn bald über die ganze Sache hinwegkäme, damit er sich dorthin auf den Weg machen könne, ließ er weg.
    Zum Schluss setzte er noch eins drauf: erzählte ihr, seine Beförderung stünde noch vor Jahresende ins Haus, ehe er sich mit seinem breitesten Grinsen auf dem Sofa zurücklehnte.
    Doch anstatt zurückzulächeln, runzelte sie schon wieder die Stirn.
    »Das macht mir Sorgen, Mikey. So viel Verantwortung und die langen Arbeitszeiten. Ich weiß, dass deine Mum nicht gesund ist und wie schwierig die Situation mit Karyn sein muss. Wäre es nicht vielleicht eine Überlegung wert, ob es jemand anderes gibt, der euch eine Zeitlang aushelfen könnte? Vielleicht eine Verwandte oder eine Freundin der Familie?«
    »Nein«, sagte er, »da gibt's niemand.«
    Warum kriegte er das hier nicht richtig hin? Und was meinte sie mit Mum, die nicht gesund war? Wie viel wusste sie?
    Er stellte sich vor, wie sie zur Polizeiwache zurückging und all ihren Bullenfreunden erzählte, dass er es nicht auf die Reihe kriege, dann beim Jugendamt vorbeischaute und denen das Gleiche berichtete. Alle miteinander würden sie die Köpfe schütteln und sich

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