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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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sicher einen guten Grund.«
    Es klingelte, doch da er sich nicht rührte, tat ich es auch nicht.
    »Ich weiß nicht. Ich hätte es nicht tun sollen, aber viele von ihnen sind so gemein, dass es mir ganz egal ist.«
    »Was ist mit mir ? Halten Sie mich für gemein?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Und Ihre anderen Lehrer mögen Sie auch, oder?«
    »Die meisten. Aber ich rede nicht von Erwachsenen.«
    »Aber die anderen Lehrer und ich waren auch einmal Teenager, und wir wurden irgendwann groß und nette Menschen.«
    »Sie sind aber in einer anderen Zeit aufgewachsen.«
    »Stimmt, dennoch, vielleicht können die Menschen aus ihrer gemeinen Art herauswachsen.«
    »Es tut mir leid, dass Sie diese Seite meiner Persönlichkeit kennenlernen mussten.«
    » Sie tun mir leid. Das war für Sie bestimmt ein schwieriger Tag.«
    »Aber ja, Sir. Das kann man wohl sagen. Vielen Dank, dass Sie im Bestattungsinstitut waren.«
    »Gern geschehen. Wir gehen wohl besser rein.«
    »Das sollten wir wohl.«
    14 . 20   Es war eine überwiegend zivilisierte Gruppe, auch wenn bei meinem Eintreten drei buhten. Einer gehörte der Ringermannschaft an und trug seine blauweiße Baseballjacke jahraus, jahrein. Die anderen beiden waren zwei [365]  sprücheklopfende Mädchen, neben denen ich in dem Kurs Kunst I sitzen musste, was schrecklich unangenehm war, weil sie so taten, als wäre ich gar nicht anwesend, während sie sich darüber ausließen, was ihre Boyfriends mit ihnen trieben.
    »Also gut«, sagte Mr.   Ottman, der sogar herzlich klang, wenn er streng war. »Ich als Lehrer will so etwas nicht hören.«
    Meine Mitschüler sahen mich an, als erwarteten sie von mir eine Stellungnahme, doch ich hatte nur ein müdes, gezwungenes Lächeln zu bieten, während ich über den beige-weißen Fußboden ging. Chloe eilte mir entgegen, um mich in dem langen, ausgedehnten Raum auf halber Strecke zu treffen. Trotz allem, was geschehen war, erinnerte mich ihre Schönheit daran, dass ich für eine Chance, ihr auf dem Altar der Weiblichkeit zu huldigen, freudig meine geistige Gesundheit aufs Spiel setzen würde. Im Jargon der Zeit hieß das, sie war »eine krasse Braut«. Ich wollte sie so sehr wie eh und je. Ich konnte nicht anders. Es war kein Ruhmesblatt für mich.
    »Hallo, Mylady.«
    »Hey. Hamilton hat mir erzählt, was in der letzten Stunde los war. Geht’s dir gut?«
    »Mir geht’s hervorragend.«
    »Ich mache mir wirklich Sorgen um dich. Das ist das zweite Mal heute, dass du – na ja, dass du nicht du selbst bist, aber das konnte man natürlich erwarten, wenn man’s recht bedenkt.«
    »Mir geht’s gut. Aber danke für deine Besorgnis.«
    »Dein Anzug hat einen Riss. Was war los?«
    [366]  »Das hat Lauren Mellor verbrochen. Sie wollte mich zwingen, zu Mr.   Shankly zu gehen und den Ball wieder stattfinden zu lassen.«
    »Das ganze Ballgerede – es stimmt also?«
    »Das meiste, was du gehört hast, stimmt wahrscheinlich, abgesehen von der Behauptung, ich sei ein Schwanzlutscher.«
    14 . 21   Wir wollten das Gespräch an unserem Tisch fortsetzen. Doch vorher musste ich meine Arbeit holen. Auf dem Weg zum Schrank kam ich an Tyler vorbei, der schon saß. Er imitierte Adam Sandler als Billy Madison in dem gleichnamigen Film (irgendwas über Shampoo und Pflegespülung) und sah mich nicht an.
    Als ich meine Radierung und ein Album-Cover aus meiner Kunstmappe holte, kam Tommy rüber. Inzwischen waren seine beiden Schuhe nicht zugeschnürt.
    »Mann, warum hast du mir nicht gesagt, was du mit dem Ball gemacht hast?«
    »Ich hab’s keinem gesagt. Na ja, das stimmt nicht ganz. Zuerst hab ich’s Stephanie Schnuck erzählt, wider besseres Wissen, und als dann die Katze aus dem Sack war, hab ich’s meinem Deutschkurs erzählt, weil ich es für das Richtige hielt. Auch wider besseres Wissen.«
    »Mann, du wirst zur lebenden Legende. «
    »Ja, schon klar.« Tommy folgte mir zu einem anderen Schrank, dem ich einen Schaber entnahm, in den ich eine Klinge einsetzte. Dann folgte er mir zu meinem Tisch, wo sich meine Hämorrhoiden und ich auf einen orangefarbenen Plastikstuhl neben Chloe niederließen.
    [367]  »Ich mein’s ernst, Mann. Das hat noch nie einer gemacht. Ist so was wie der Wunschtraum eines Geeks. Ist dir klar, wie viele Loser dich bewundern werden? Und unansehnliche Mädchen auch.« Chloe und die anderen beiden an meinem Tisch lachten. »Ich mein’s ernst! Du wirst eine Legende.«
    »Besonders wenn ich nachher auf dem Parkplatz umgebracht

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