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Ich gegen Osborne

Ich gegen Osborne

Titel: Ich gegen Osborne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joey Goebel
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ihm das Versprechen abgenommen, dass er seinen Freunden ausreden wird, mit dir nach der Schule irgendwas anzustellen.«
    »Danke dir, aber glaubst du, er hält sich daran?«
    »Ich glaube schon. Ich habe ihm gesagt, falls nicht – ja, ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dich in Ruhe lassen werden.«
    »Vor allem jetzt«, sagte Marleen, »denn falls es doch einen Ball geben sollte, na ja, eigentlich dürften sie dann doch keinen Grund haben, so wütend auf dich zu sein.«
    »Sollte man meinen«, sagte ich, »aber einige von ihnen suchen nur einen Vorwand für eine Prügelei.«
    Ich sah auf die Uhr. In etwa 45   Minuten war Schulschluss. Ich beschloss, nicht ins Sekretariat zu gehen. Marleen hatte Recht, und es sah nicht nur so aus, als gäbe es doch noch einen Ball, sondern ich hatte die Festivitäten ungewollt verbessert. Außerdem war die Van-Van-Mafia offenbar kein Problem mehr, und wenn die »Mafiosi«, die im schulischen Kastensystem so weit oben standen, mich in Ruhe lassen wollten, würden ihre unbedeutenderen Gefolgsleute ihrem Vorbild vermutlich folgen. Und falls mir dennoch irgendjemand weh tun wollte, hätte ich mit Brock und Jeff einen wilden Gesellen mit Koteletten und einen ehemaligen Football-Verteidiger an meiner Seite.
    Und sollte es doch zum Schlimmsten kommen, hätte ich eine Abreibung vielleicht sogar verdient.
    [374]  14 . 28   Ich war nicht begeistert von der Vorstellung, dass Tyler sauer auf mich war. Da Mr.   Ottman nichts dagegen hatte, wenn wir andere Tische besuchten, entschuldigte ich mich von Chloe, Marleen und Timothy. Ich trat an Tylers Tisch und sagte zu seinem sandfarbenen Schädel: »Willste ’ne Paprika?« Das war eine Anspielung auf einen Hausmeister auf der Grundschule Blessed Sacrament, einem wohlmeinenden Mann, der Kindern manchmal selbstangebaute Paprikas anbot, die er in seinen Hosentaschen aufbewahrte. (Niemand wollte seine Paprikas haben.)
    Tyler schaute auf und schenkte mir ein knappes Lächeln.
    »Was dagegen, wenn ich mich kurz setze?«
    »Nö.« Ich setzte mich neben ihn. Uns gegenüber war der Junge in Khakishorts, dessen Dad gestorben war. Ich hatte meine Arbeit mitgebracht, fing an zu schaben und hoffte, dass Tyler etwas sagen würde – egal was –, doch er schwieg. Er schaute nicht von seinem Kratzbild auf, das Method Man vom Wu-Tang-Clan darstellte.
    »Du bist also immer noch sauer, weil ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe?«
    »Nö. Is nich wichtig.«
    »Dann bist du wütend wegen meines Kommentars, übers Freundesein?«
    »Nö. Alles paletti.«
    »Wie hat er dich in Schwierigkeiten gebracht?«, fragte der Junge in Khakishorts.
    »Hat mich verpetzt, weil ich Wodka in unserem Spind hatte.«
    »Das ist uncool.«
    »Das weiß ich auch, aber der Rektor hat es mir entlockt. [375]  Darum bin ich hier. Ich wollte dir nur sagen, wie leid es mir tut.«
    »Schon okay.«
    »Tyler, bitte. Es tut mir wirklich leid, dass ich dich in Schwierigkeiten gebracht habe.«
    »Ich sagte doch, is schon okay.«
    »Würdest du mich wenigstens ansehen ?«
    Er sah mich an, nur leicht verärgert. »Ist alles in Ordnung. Chill, Alter.« Wir setzten unsere Arbeit fort, doch Sekunden später sagte er: »Ich bin stinkiger wegen dem Ball als darüber, dass ich vom Unterricht suspendiert werde.«
    »Na ja, das tut mir leid, dass du davon betroffen warst, aber dich wird freuen zu hören, dass der Ball in diesem Moment wieder auf Kurs gebracht wird.«
    »Das steht aber noch nicht fest.«
    »Ich glaube, niemand könnte diesen Ball verhindern. Sei bitte nicht sauer auf mich.«
    »Ich bin nicht sauer auf dich. Es ist nur – ach, vergiss es einfach. Beruhig dich. Alles in Ordnung.«
    »Was wolltest du sagen?«
    »Na ja, ich will dir ja nich dumm kommen, aber die Frage ist, was geht ab mit dir?«
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, ich weiß noch, wie du ein total lieber Kerl warst. Jetzt beklaust du mich, sorgst dafür, dass ich vom Unterricht suspendiert werde, und lässt den Abschlussball verbieten. Du bist so ’ne Art Arsch. Als hättest du dich verändert. Man denkt sich: Scheiße Alter, was ist bloß mit dir passiert ?«
    »Musst du das wirklich fragen?«
    [376]  »Was soll das heißen?«
    »Nur so. Ich glaube nicht, dass ich mich verändert habe. Im Grunde bin ich noch derselbe, der ich mit zwölf war. Ich finde, wenn sich einer verändert hat, dann bist du das.«
    »Wie hab ich mich denn verändert?«
    »Wie hast du dich nicht verändert? Du fragst, was mit mir passiert

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