Ich gegen Osborne
werde.«
»Bist du schon bedroht worden?«
»Manche Leute waren ziemlich laut. Allerdings gab es auch einige, die mich unterstützt haben.«
»Ich unterstütze dich.«
Alle an meinem Tisch teilten Tommys Ansicht. Das war mein Lieblingskurs, weil ich hier am Ende jedes Schultags Frieden fand. Oft dachte ich: »Wenn ich es nur bis zu Mr. Ottmans Kurs schaffe, wird alles gut.«
Tommy setzte sich an seinen Tisch, der schräg gegenüber von meinem stand. Mein Tisch befand sich in der hinteren Ecke, neben ein paar Abstellflächen mit Spülbecken, wo wir gelegentlich unsere Pinsel und Paletten reinigten.
»In Ordnung, Kurs«, sagte Mr. Ottman. »Hören Sie zu. Ab morgen befassen wir uns mit Acrylfarben, Sie müssen also allmählich die Schabebilder fertigstellen. Und diejenigen, die immer noch bei den Wasserfarben sind, müssen nun wirklich zum Abschluss kommen. Also, an die Arbeit, und falls Sie mich brauchen, ich bin an meinem Tisch.«
»Können wir eine Colapause machen?«, fragte Tyler.
»An einem Montag?«
»Man hat uns den Abschlussball genommen. Kriegen wir nicht wenigstens etwas Gutes?«
[368] »Mal sehen, wie es in den nächsten zwanzig Minuten läuft, und wenn Sie sich alle richtig in die Arbeit reinknien, könnte ich Sie vielleicht ein paar Colas holen lassen.«
»Hey, Mr. Ottman«, sagte der Ringer. »Würden Sie James fragen, warum er uns den Ball genommen hat?«
»Nein, abgelehnt. Gehen wir an die Arbeit.«
Ein Junge ließ nicht locker. »Sag schon, James. Warum hast du das gemacht?« Auch sein Dad war gestorben, vor etwa einem Jahr, an einem Herzinfarkt. Es war das erste Mal, dass er mit mir gesprochen hatte.
»Ich musste mich in der letzten Stunde rechtfertigen, darum ist mir nicht danach, weiter darüber zu reden. Aber vermutlich wäre es falsch von mir, es dir nicht zu sagen, darum: Im Grunde habe ich es gemacht, weil ich den Ball für eine riesengroße Verschwendung halte und er mich anwidert.«
»Wie meinst du das, er widert dich an?«, fragte der Ringer. »Was ist daran denn widerwärtig?«
»Ich bin halt ein komischer Vogel. Die ganze Sache kotzt mich an – es soll angeblich der tollste Abend unseres Lebens sein, dabei ist das Ganze sinnlos und idiotisch. Alles daran ist idiotisch. Wie getanzt wird, die Musik, die Limousinen. Alles.«
»Oh, die Tänze heutzutage sind wirklich schauderhaft«, sagte Mr. Ottman. »Mir graut davor, wenn ich bei einem die Aufsicht führen muss. Tänze waren nicht immer so. Als ich zur Schule ging, gab es bei Tanzbällen etwas, das sich Tanzkarten nannte, jeder füllte vorher die Tanzkarten aus, und daraus ergab sich, mit wem man später tanzte. Der jeweils erste und letzte Tanz waren für deinen Tanzpartner reserviert. Alles war so organisiert und feierlich.«
[369] »Jetzt ist alles das genaue Gegenteil«, sagte unsere Jahrgangsbeste, ein geniales, freundliches Mädchen, das garantiert auf eine weit entfernte Uni gehen würde. »Heutzutage sind Tänze so ausgelassen und… nuttig, dass man jeden Augenblick das Gefühl hat, alles könnte einfach… aus dem Ruder geraten und so werden, wie es James dem Direktor geschildert hat.«
Ich sorgte dafür, dass die Jahrgangsbeste sah, wie ich sie anlächelte. Ich gönnte mir einen kurzen Tagtraum. Was wäre, wenn meine Handlungen dazu führten, dass die Schule dauerhaft in zwei Fraktionen gespalten wurde: in diejenigen, denen Abschlussbälle gefielen, und in diejenigen, die lieber darauf verzichteten? Vielleicht ließ sich die Welt in diese zwei Sorten Menschen unterteilen.
»Vielleicht könntest du einfach nicht auf den Ball gehen«, sagte eins der Mädchen, die ich nicht mochte, »statt ihn allen anderen zu verderben.«
»So isses«, sagte Tyler.
Mittlerweile war ich so müde, dass mir keine Entgegnung mehr einfiel. Während alle Blicke auf mir ruhten, wandte ich mich ab und betrachtete einige Schülerzeichnungen von Kegeln, Kugeln und Zylindern, die an einer Pinnwand steckten.
»Und?«, fragte jemand.
»Ich bin froh, dass er uns den Ball verdorben hat«, warf Chloe ein. »Er ist wirklich überflüssig. Warum lasst ihr das Thema nicht einfach fallen?«
»Ich teile Chloes Ansicht«, sagte Mr. Ottman. »Wenn Sie Cola wollen, machen Sie sich besser an die Arbeit.«
Das funktionierte sogar. Sie wollten ihre Cokes und [370] fingen an zu arbeiten. Ich dankte Chloe, dass sie sich für mich eingesetzt hatte.
»Ich wollte Wiedergutmachung leisten, weil ich dich in Slims Kurs nicht verteidigt
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