Ich geh jetzt in dein Karma rein
(24): Ich bin die heimliche Geliebte von Hamburg-Hugo«, und kleiner darunter »Im fünften Monat schwanger vom Torschützenkönig. Was sagt seine Uschi dazu?«
Es ist schon sonderbar, wenn man Menschen aus dem Fernsehen »kennt« und sie dann plötzlich am Telefon hat, um sie bei allen wichtigen und unwichtigen Belangen ihres Lebens zu beraten. Ich schaute mir gerne die Sendungen auf dem Eso-Sender an. Besonders als Einschlafhilfe waren sie nicht zu toppen. So sah ich meiner bunten Kollegenschar bei ihrer Arbeit zu und konnte mir ein persönliches Bild von vielen Beratern machen. Besonders klasse fand ich die Sendungen mit Suleika, einem Engelmedium, die über große Entertainerqualitäten verfügte. Sie beriet die Anrufer nicht nur live im Fernsehen, sondern führte hin und wieder Bauchtänze vor und diskutierte angeregt mit den (angeblich) anwesenden Engeln, als würde sie bei einem Kaffeeklatsch mit guten Freunden sitzen.
Umso überraschter war ich, als ich eines Tages Suleika an der Strippe hatte.
Ich: »Guten Abend. Hier ist die Beraterin Bianca.«
Suleika: »Guten Abend Bianca, hier sind die Beraterin Suleika und der Erzengel Michael.«
Ich: »Äh … Ach, hallo! Was kann ich für dich … äh, für euch tun?«
Mit diesem Doppelpack hatte ich definitiv nicht gerechnet und war ein wenig überrumpelt.
Suleika: »Andromeda hat dich mir empfohlen. Sie meinte, du wärst gut – und Erzengel Michael teilt ihre Ansicht.«
Ich: »Aha? Echt?«
Das brachte mich vollends aus dem Konzept. Jetzt empfahlen mich schon die Engel. Und überhaupt hatte Andromeda mich bislang noch nie empfohlen, und es sah ihr auch überhaupt nicht ähnlich, so etwas für Berater zu tun, die nicht in ihrem Team waren. Es gab nur eine plausible Erklärung: Andromeda war mit Suleika überfordert und wollte sie an mich loswerden.
Suleika: »Schau doch bei mir mal auf die Liebe und sage mir, was du siehst.«
Suleikas Kartenbild unterschied sich kaum von dem der anderen Kunden. Auch sie war in einen Mann verliebt, der eine feste Partnerin hatte. Der Klassiker.
Ich: »Du weißt schon, dass der Mann, um den es geht, in einer Partnerschaft ist?«
Suleika: »Und in was für einer …«
Suleika kicherte wie eine Hexe und sprach dann mit einer hellen Kinderstimme weiter.
Suleika: »Liebes Kind, ich bin Erzengel Michael. Ich spreche zu dir, damit du deinen Begriff von Liebe in Licht verwandeln kannst und damit die gesamte Schöpfung umarmst. Zur wahren und aufrichtigen Liebe gehört die Liebe zur Natur mit all ihren Lebewesen. Aber am wichtigsten ist die Liebe deiner Selbst, denn ohne sie kannst du weder das Licht in die Welt tragen noch das Herz eines Menschen berühren. Betrachte dein Leben von oben, sei bereit, das große Ganze anzunehmen, und verrenne dich nicht in Kleinigkeiten. Amen.«
Was zum Teufel sollte das bedeuten?
Suleika: »Da hast du es gehört. So geht das mit Erzengel Michael den ganzen Tag.«
Ich: »Er meint es bestimmt nur gut mit dir.«
Ich hatte zwar kein Wort von Michaels Message verstanden, wollte mir das aber nicht anmerken lassen. Auch wenn ich nicht glauben wollte, gerade die Botschaft eines Engels gehört zu haben. Solche Einlagen hatte ich schon zur Genüge bei Suleikas TV -Auftritten bewundern können und fand sie mehr als gewöhnungsbedürftig.
Suleika: »Zurück zum Thema. Was hast du für eine Botschaft für mich? Wann ist der Mann endlich bei mir?«
Ich: »Ich sehe bei diesem Mann leider keine Trennung, sodass ich in den Karten nicht angezeigt bekomme, dass er irgendwann bei dir sein wird.«
Das »leider« war gelogen, der Rest war wahr. Der Typ konnte von Glück reden, dass ihm das lamentierende Doppelpack erspart blieb.
Suleika: »Und wieso kommt er nicht zu mir?«
Suleikas tadelnder Tonfall sollte mich wahrscheinlich einschüchtern, aber da konnte sie lange drauf warten.
Ich: »Weil er, wie ich bereits erwähnte, in einer festen Partnerschaft ist. Sogar in einer äußerst glücklichen Partnerschaft.«
Suleika: »Nein, das kann nicht sein. Guck da bitte noch mal genauer drauf. Du vertust dich.«
Jetzt fing Suleika an, mich mit ihrer kindlichen Art zu nerven. Ich wusste ganz genau, was ich in den Karten gesehen hatte, und wollte das Gespräch nur noch beenden.
Ich: »Sorry, Suleika. Die Karten zeigen mir, wie es ist, und nicht, wie du es am liebsten hättest.«
Suleika: »Du scheinst doch nicht so gut zu sein, wie Andromeda gesagt hat.«
»Und Erzengel Michael«, wollte ich noch hinzufügen,
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