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Ich geh jetzt in dein Karma rein

Ich geh jetzt in dein Karma rein

Titel: Ich geh jetzt in dein Karma rein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bianca Wagner
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Komme ich mit meiner Herzensdame zusammen?«
    Boah! Ja-haaa, immer noch!!!
    Ich: »Hallo Cornelius. Meine Antwort lautet immer noch Ja.«
    Anrufer: »Du hast jetzt aber keine Karten gelegt. Ich habe nichts gehört.«
    Haarscharf kombiniert, Cornelius!
    Ich: »Brauche ich auch nicht. Ich kenne ja die Antwort.«
    Klack, klack, klack. Cornelius tippte wie ein Weltmeister.
    Anrufer: »Und wann kann ich deine Aussage überprüfen?«
    Ich: »Wenn sie eingetroffen ist?!«
    Anrufer: »Wann wird das sein?«
    ARGH !!!!
    Ich (sanftmütig): »Immer noch nach fünf Stunden, fünf Tagen, fünf Wochen, fünf Monaten oder fünf Jahren.«
    Cornelius haute munter weiter in die Tasten.
    Ich: »Schreibst du das jetzt wieder mit?«
    Anrufer: »Ja.«
    Ich: »Wieso? Das hast du doch letztes Mal schon aufgeschrieben!«
    Anrufer: »Ich schreibe das jedes Mal mit dem aktuellen Datum in einer Datei neu auf, damit ich nichts durcheinanderbringe und alles auswerten kann.«
    Ich: »Äh … Auswerten?«
    Anrufer: »Ja, ich teste euer Portal und die Berater. Jeder Berater hat eine eigene Datei, in der ich mir die Aussagen notiere.«
    Ich: »Das ist aber ein ziemlich kostspieliger Test.«
    Anrufer: »Dient als Recherche für meine Abschlussarbeit.«
    Langsam dämmerte es mir.
    Anrufer: »Die dreht sich nämlich um die Zuverlässigkeit der Prognosen von Kartenlegern.«
    Oder um das perfekte Alibi für einen Theologie-Studenten, der seine Liebeskummeranrufe bei Astro-Hotlines vor dem lieben Gott rechtfertigen wollte.
    Manchmal riefen mich Schäfchen an, die Herde und Hirte vor langer Zeit verloren hatten. Vielleicht auch den Verstand.
    Anruferin: »Äh, hallo?«
    Ich: »Hallo, hier ist die Bianca.«
    Anruferin: »Ich hab morgen Geburtstag. Geh ich danach immer noch zu unserer Kirche?«
    Komische Frage. Und ihren Namen schien sie auch nicht verraten zu wollen. Nun gut …
    Ich: »Ja, aber das kannst du doch selbst entscheiden. Laut meinen Karten fühlst du dich dort sehr wohl und bist mit der Kirche sehr zufrieden.«
    Anruferin: »Ja. Aber dat is so ’ne Sekte, sagen die Außenstehenden. Obwohl dat eigentlich ganz harmlos is.«
    Puh! Harmlose Sekten hatten sich bei mir bislang nicht vorgestellt.
    Ich: »Okay. Mach dich nur nicht unglücklich!«
    Anruferin: »Nee, nee. Mach ich nicht. Aber kommt da wer, morgen?«
    Ich: »Meinst du Gäste? Ja, es kommen welche. Du kannst dir ja Kuchen von ihnen wünschen, dann hast du nicht so viel Arbeit.«
    Anruferin: »Nee, das mein’ ich nicht! Ich will wissen, ob da Jesus kommt!«
    Ich: »Morgen?«
    Anruferin: »Ja.«
    Klar! Und der bringt dann eine selbst gebackene Torte von der heiligen Mutter Gottes mit.
    Ich: »Äh …?«
    Anruferin: »Na, ob der kommt und dann in mich fährt!«
    Ich: »Also, öhm …«
    Anruferin: »Na ja, egal. Wie geht es meiner Katze?«
    Diese Anruferin machte mich fertig! Und wie zur Hölle, kam das Katzentier ins Bild?
    Ich: »Du, ich sehe hier keine Katze. Ist sie dir vielleicht entlaufen?«
    Anruferin: »Nee, die ist tot.«
    Ich: »Ja, also …«
    Anruferin: »Seit 32 Jahren.«
    Da wurde ja der Hund in der Pfanne verrückt.
    Ich: »Na, wenn du heute noch an sie denkst, muss sie dir ja ganz schön viel gegeben haben. Dann geht es ihr sicherlich gut.«
    Ich fühlte mich langsam überfordert.
    Anruferin: »Hoffentlich nicht! Habe das Mistviech nämlich im See ertränkt.«
    Schluck. Langsam stieg Verzweiflung in mir hoch. Bitte leg jetzt auf, damit Jesus endlich kommen kann!
    Anruferin: »Ach ja, lern ich denn ’nen Mann kennen?«
    Ja, Jesus kommt. Aber du musst jetzt ganz schnell auflegen, damit du ihn nicht verpasst!
    Ich: »Ähm … Gehst du denn raus? Außerhalb deiner Gruppe?«
    Anruferin: »In den Supermarkt!«
    Die Öffentlichkeit war also nicht vor der Dame sicher.
    Ich: »Ja, aber da kann man doch so schlecht neue Leute kennenlernen! Vielleicht schaust du mal im Internet oder in einem Verein, machst einen Kurs oder …«
    Anruferin: »Nee, ich geh inne Kneipe.«
    Nach diesem Gespräch gehe ich da definitiv auch hin!
    Ich: »Sind da denn nette Männer?!«
    Anruferin: »Nee, nur besoffene Alkis.«
    Ich (zusehends verwirrt): »Und was machst du dann da?«
    Anruferin: »Saufen! Schnaps ist da echt billig!«
    Ich: »Öh …«
    Es wollen sich keine Worte mehr in meinem Munde bilden.
    Anruferin: »Und, kommt Jesus morgen?«
    Nee du, das wird sich selbst Jesus nicht antun wollen.
    Ich: »Ähm …«
    Anruferin: »Toll! Ich freu mich!«
    Die Anruferin legt auf und ich gehe SOFORT

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