Ich geh jetzt in dein Karma rein
anderes. Hoffentlich kannst du mir auch dabei helfen.«
Ich: »Ich bin ganz Ohr.«
Arche Fritz: »Also, ich lebe seit über einem Jahr von meiner Frau und unserer gemeinsamen Tochter Mandy getrennt. Und das macht mir schwer zu schaffen. Ich habe die beiden nie aufgegeben und möchte gerne das Vertrauen meiner Frau zurückgewinnen. Das ist auch der Grund, weswegen ich mir das Grundstück mit der Halle gekauft habe.«
Ich: »Aha?«
Der Zusammenhang zwischen Frau und Tochter und dem Grundstück mit der Halle war mir zwar schleierhaft, doch ich war mir sicher, dass Arche Fritz mich nicht dumm sterben lassen würde.
Arche Fritz: »Folgendes: Du weißt doch sicher, dass 2012 die Welt untergehen wird. Genauer gesagt am 21. Dezember 2012. Das haben ja die Mayas vorhergesagt. Und darauf bereite ich mich vor.«
Ich holte Luft. »I know that the world is NOT going to end in 2012 because Marty McFly travelled to 2015«, wäre mir fast mein Standardspruch herausgerutscht. Arche Fritz konnte mich aber gerade noch rechtzeitig davon abhalten, indem er fortfuhr, mich in seine geheimen Pläne für die drohende Apokalypse einzuweihen.
Arche Fritz: »Wenn die Flut kommt, dann möchte ich gewappnet sein, um mich und meine Familie zu retten. Deswegen habe ich letzte Woche angefangen, ein Hausboot in meiner Halle zu bauen. Und da wollte ich dich fragen, ob ich rechtzeitig mit dem Schiff fertig werde und meine Frau und Mandy vor dem Wasser retten kann.«
Gut, dass ich saß. Das konnte nicht Fritz’ Ernst sein! Eine Arche! Jetzt bloß Haltung bewahren und ihm so nett wie möglich mitteilen, dass er seine Arche zwar für Wochenendfahrten auf der Lausitzer Neiße nutzen konnte, aber auf die Flut am 21. Dezember 2012 jedoch vergeblich warten würde.
Ich: »Fritz, jetzt hör mir mal gut zu. Ich finde das wirklich super, dass du dir so viele Gedanken um deine Familie machst und sogar extra ein Hausboot baust, aber die Flut, die du erwartest, die wird ganz sicher nicht kommen. Das ist lediglich eine Theorie von Endzeitanhängern.«
Meinen Anrufern, die sich häufig mit diesem Weltuntergangsthema befassten, und auch mir zuliebe hatte ich mich gründlich in die Materie eingelesen.
Arche Fritz: »Nein, nein, da irrst du dich. Die Mayas haben ganz klar gesagt, dass die Welt am 21.12.2012 versinken wird. Genau an diesem Tag endet doch auch ihr Kalender.«
Ich weiß nicht, wie es bei Ihnen ist, aber mein Kalender endet auch im Dezember – und zwar JEDES Jahr.
Ich: »Das stimmt so aber nicht ganz, Fritz. Die Mayas haben lediglich nicht ausgeschlossen, dass es irgendwann zu einer Apokalypse kommen könnte. Das ist keineswegs ein konkreter Hinweis auf das bevorstehende Ende der Welt am 21.12.2012. Das Einzige, was an dem Tag sicher endet, ist der dreizehnte Kalenderzyklus der Mayas. Selbst das ist nichts Dramatisches, denn danach geht es mit dem 14. Zyklus einfach weiter.«
Arche Fritz: »Dann war ja alles umsonst! Und ich krieg die Claudia und die Mandy nie mehr wieder!«
Arche Fritz war am Boden zerstört, dass der Weltuntergang nicht stattfinden würde.
Ich: »Mensch Fritz, das eine hat mit dem anderen doch nichts zu tun. Um deine Claudia und deine Tochter wiederzubekommen, muss nicht erst die Welt dran glauben. Die kriegst du laut Kartenbild nämlich eh wieder. Ganz ohne Flut und noch viel eher als erst im Dezember 2012.«
Arche Fritz: »Echt?«
Ich: »Ganz in echt!«
Arche Fritz: »Dann hätte ich den Kredit eigentlich gar nicht gebraucht und das Grundstück auch nicht?«
Ich: »So ist es!«
Und wie Sie sehen: Ich hatte recht. Die Welt steht noch.
»Wie klein die Welt doch ist«, sagen oft die Leute, wenn sie irgendwo in der Walachei auf fremde Menschen treffen, die ihre Nachbarn, Tanten, Schwippschwager oder den Pizzabäcker an der Ecke kennen. Es fallen dann Kommentare, wie »Das gibt’s doch gar, dass du den kennst« oder »Was für ein Zufall!«. Dass mir solche Zufälle auch beim Kartenlegen auf der Line begegnen würden, daran hätte ich im Traum nicht gedacht – bis zu dem Samstagabend, an dem Uschi anrief.
Ich: »Guten Abend, Bianca ist am Telefon.«
Uschi: »Hallo Bianca, und hier ist die Uschi. Ich habe ein etwas heikles Anliegen, und deswegen möchte ich vorab fragen, ob alles, worüber wir sprechen, auch wirklich unter uns bleibt?«
Ich: »Natürlich, Uschi. Du bist absolut anonym, und ich habe Schweigepflicht.«
Uschi: »Da bin ich aber erleichtert. Es geht nämlich um Folgendes: Ich bin in einen Mann
Weitere Kostenlose Bücher