Ich gehoere zu dir
dann blieb ich stehen und schaute mich um. Die Frau sah mir immer noch hinterher, eine Hand in die Hüfte gestemmt, die andere auf den runden Bauch gelegt.
Noch am selben Nachmittag kam ein Lastwagen angefahren, der so intensiv nach Hunden roch, dass ich ihn in der Ecke des Parks, wo ich im Gras lag, sofort bemerkte. Ein Polizist stieg aus und unterhielt sich mit einigen Hundebesitzern, die auf verschiedene Stellen des Parks deuteten. Der Polizist holte eine lange Stange mit einer Schlaufe von seinem Wagen, und ein kalter Schauer fuhr mir über den Rücken. Wozu diese Stange dienen sollte, wusste ich nur zu gut.
Der Polizist umrundete den Park und suchte das Gebüsch ab, aber als er sich meinem Versteck näherte, hatte ich mich längst in den Wald verzogen, der an den Park grenzte.
Vor lauter Panik rannte ich immer weiter, auch als der Wald in ein Wohngebiet überging, in dem viele Hunde und Kinder wohnten. Ich tat mein Bestes, um nicht gesehen zu werden und blieb stets in der Nähe des Waldrandes. Ich war ziemlich weit von der Stadt entfernt, als ich beschloss, kehrtzumachen. Das konnte ich nur wagen, weil meine beste Verbündete, die Nacht, einsetzte.
Doch plötzlich nahm ich eine ganze Hundemeute wahr und folgte meiner Witterung neugierig. Aus dem hinteren Teil eines großen Gebäudes klang vielstimmiges Gebell. Dort saßen einige Hunde in Käfigen und kläfften einander an. Dann drehte sich der Wind, und es klang, als ob sie nun mich anheulten.
Plötzlich wusste ich, dass ich hier früher schon einmal gewesen war: Es war das Haus, in dem sich der nette Mann, der Tierarzt, um mich gekümmert hatte, als ich noch Bailey war. Und es war der Ort, an dem ich das letzte Mal mit Ethan zusammen gewesen war. Ich hielt es für besser, dieses Haus schnell hinter mir zu lassen. Als ich seine Einfahrt überquerte, musste ich plötzlich stehen bleiben und begann zu zittern.
Als ich Bailey war, war eines Tages der Esel Jasper zu uns auf die Farm gekommen, um der unzuverlässigen Flare Gesellschaft zu leisten. Auch als Jasper älter wurde, war er nie so groß wie Flare geworden, obwohl er sonst ganz ähnlich gebaut war. Er brachte Grandpa oft zum Lachen, aber Grandma schüttelte immer nur den Kopf über ihn. Damals hatte ich Jasper immer gründlich beschnuppert, wenn Grandpa ihn bürstete, und ich hatte mit ihm gespielt, so gut das mit einem Esel ging. Jaspers Geruch war mir also genauso vertraut wie der unserer Farm, und dieser Geruch stieg mir jetzt in die Nase, da war ich mir ganz sicher, genau hier, in der Einfahrt des großen Hauses. Ich folgte ihm und kam an eine Stelle auf dem Parkplatz, wo dieser Geruch stark und frisch war. Es lagen sogar ein paar Klumpen aus Erde und Stroh auf dem Asphalt, die so stark nach Jasper rochen, als stünde er leibhaftig da.
Die Hunde heulten mich immer noch an. Wahrscheinlich waren sie wütend, weil ich frei herumlief, während sie gefangen gehalten wurden. Ich ignorierte sie, sog den würzigen Geruch ein, der von Jasper stammen musste, und folgte ihm. Vom Parkplatz führte er zunächst auf die Straße.
Als ein Auto auf mich zufuhr, mich mit den Scheinwerfern blendete und hupte, erschrak ich fürchterlich, weil ich mich voll und ganz darauf konzentriert hatte, Jaspers Spur zu folgen. Ich sprang in den Straßengraben und duckte mich, als der Wagen mit aufheulendem Motor beschleunigte und davonfuhr.
Danach war ich vorsichtiger. Ich konzentrierte mich weiter auf Jasper, aber gleichzeitig horchte ich auf Fahrzeuge und versteckte mich rechtzeitig, ehe ihre Scheinwerfer mich erfassten.
Es war ein langer Weg, aber trotzdem war diese Such-Aktion deutlich einfacher als Such-Wally. Über eine Stunde lang brauchte ich nur stur geradeaus zu laufen, doch dann ging es nach links und anschließend noch einmal. Jaspers Geruch wurde schwächer, je länger ich lief, was bedeutete, dass ich ihm in umgekehrter Richtung folgte, zu seinem Ausgangspunkt. Allerdings bestand die Gefahr, dass sich die Spur ganz verlieren würde, ehe ich diesen Ausgangspunkt erreichte. Doch nach einer letzten Rechtskurve war ich nicht mehr auf meinen Geruchssinn angewiesen: Ich wusste plötzlich, wo ich war. An dieser Stelle kreuzte die Eisenbahn die Straße – es waren die Schienen, vor denen Ethans Wagen Halt gemacht hatte, als er zum ersten Mal zum College gefahren war. Von hier aus kannte ich den Weg zur Farm, und Jaspers Geruch diente mir nur noch als Bestätigung, als ich wieder rechts abbog. Bald kam ich an Hannahs
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