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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und sah mich mit zur Seite geneigtem Kopf an.
    »Du hast mich vorhin Ekel genannt?« sagte er endlich.
    »Ja. Wegen der GmbH.«
    »Also war es doch ein Mann?«
    »Nein. Eine Frau, ein Mädchen sogar. Ein kleines, dummes Mädchen, das mir von Gentilly das Essen bis hierhin brachte.«
    »Und das soll ich dir glauben? Das Essen von Gentilly bis hierher? Das ist ja kalt, bis sie hier ist. Außerdem haben wir ein Ärztekasino, wo es neben Kollegenklatsch auch leidlich gutes Essen gibt! Ein Topf aus Gentilly! Und das soll ich wirklich glauben?«
    »Du wirst es müssen, weil es wahr ist. Und außerdem hatte sie eine Thermosflasche!«
    »Essen in einer Thermosflasche!«
    »Suppe.« Ich schlug mit der Faust auf den Tisch, denn ich sah, wie er mir immer noch nicht glaubte. »Und außerdem Nudeln mit Gulasch und als Nachtisch Pfirsiche! Hier sind sie. Ich habe sie nicht gegessen!« Ich rannte an meinen Schrank und holte das Glas heraus, setzte es auf den Tisch und warf dabei den Glasdeckel zu Boden. Klirrend zerbrach er.
    »Scherben bringen Glück«, sagte Gaston und erhob sich von der Tischkante. Er trat an das Glas Pfirsiche heran und steckte den Finger hinein. Dann leckte er den Saft ab. »Sehr schmackhaft. Davon könntest du mir einen Teller anbieten!«
    »Sag mal!« Ich stellte mich vor ihn hin und stemmte die Arme in die Seite. »Was fällt dir eigentlich ein? Seit kaum zwei Tagen kennen wir uns, und schon spielst du dich auf, als wenn wir zehn Jahre verheiratet wären!«
    »Es kommt mir so vor, als seien wir schon ein altes Ehepaar.« Er setzte sich lächelnd hinter den Tisch und streckte die Beine weit aus. »Ich habe mich so daran gewöhnt, ständig an Gisèle zu denken, daß es eigentlich seit Jahren gar nicht anders gewesen sein kann.«
    Sollte ich ihm böse sein? Konnte man ihm überhaupt böse sein, diesem großen Mann, der eifersüchtig war wie ein Primaner und dann mit einer Nonchalance und einer Sicherheit ohnegleichen die Situation rettete und das rechte Wort fand?
    Ich holte Teller und Löffel und teilte die eingemachten Pfirsiche aus. Und plötzlich schmeckten sie nicht mehr bitter wie in Brigits Anwesenheit, sondern süß und herrlich fruchtig. Wir sahen uns beim Essen an und lachten und küßten uns und waren wieder glücklich.
    »Wenn du mir gleichgültig wärst wie alle die Frauen, die ich einmal besaß und dann nicht wiederkannte, könntest du zehn Männerbesuche haben. Aber ich liebe dich, Gisèle, und da habe ich immer Angst, diese Liebe könnte verraten werden.«
    »Und ich darf diese Angst nicht haben?« fragte ich.
    »Du wirst nie Gelegenheit dazu haben.«
    »Das sagst du so sicher! Und wenn dir eine schöne Frau begegnet, schöner als ich? Und sie wirft sich dir an den Hals, sie bietet sich dir an. Du wärest kein Mann, Gaston, wenn du nein sagen würdest.«
    Er lachte und schob den Glasteller fort. »Diese Frau wird es nicht geben. Wie sollte ich sie kennenlernen? Mein Leben ist wie ein Pendel. Der eine Schlag führt zur Klinik, der andere Schlag führt zu dir, und der Weg dazwischen ist Arbeit.«
    »Aber das war nicht immer so, Gaston.« Ich faltete die Hände und stützte mein Kinn darauf. Ich blickte ihn an und fragte mich – wie so oft in den vergangenen Tagen –, ob das vielleicht eines der irdischen Wunder ist, daß man eines Tages einen fremden Menschen kennenlernt und plötzlich weiß, das Leben kann nicht mehr weitergehen ohne ihn. Auf einmal erkennt man, daß man bis zu dieser Begegnung nur eine Hälfte von Mensch gewesen war und der andere genau an die freie Seite paßte und das Leben nun erst richtig begonnen hatte.
    »Ich habe immer meiner Arbeit den Vorzug gegeben«, antwortete Gaston.
    »Das war eine deiner typischen diplomatischen Antworten«, sagte ich. »Wie war es mit den anderen Frauen?«
    »Gisèle, wir wollten darüber nicht sprechen. Es ist vorbei.«
    »Aber es war etwas da.«
    »Ich habe einmal geglaubt, eine Frau sehr zu lieben.«
    »Aha.«
    »Sie hieß Lucia de Rainbru und stammte aus einem alten Geschlecht in der Normandie. Der Vater besaß Fabriken und Ländereien und war Abgeordneter im Parlament.«
    »Ein sogenanntes goldenes Töchterlein also?«
    »Es ist jetzt über zehn Jahre her. Unsere Familie, die Ralbais, waren gut bekannt mit den de Rainbrus. Die Väter waren sich längst einig: Gaston und Lucia werden ein Paar. Das bedeutete neben Familienglück auch noch die Zusammenführung von Kapital in Höhe von damals 140.000.000 Francs. 140 Millionen, das mußte nach

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