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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Tode sah er grauenerregend aus, gefährlich und mitleidlos.
    Während wir noch vor dem Fisch standen, gesellte sich uns ein Mann zu, der seine weiße Sportmütze zog und sich leicht vor mir und Gaston verbeugte. Es war der Amerikaner, der von der Felsenbrüstung aus mit der Pistole auf den Hai geschossen hatte.
    Er war ein großer, sehr schlanker Mann mit einem wettergebräunten, kantigen, sehr männlichen Gesicht, das mich an das Bild eines Hollywoodhelden – war es Gary Cooper oder John Wayne – erinnerte. Er trug weiße Shorts, ein weißes Clubhemd, weiße Lederschuhe und um das rechte Handgelenk ein dünnes, goldenes Kettchen mit einem goldenen Elefanten daran. Während er Gaston die Hand entgegenstreckte, sah ich es aufblitzen. Vielleicht ein Talisman, durchfuhr es mich.
    »Mein Name ist John Parkett.« Er sprach englisch, aber als sich Gaston vorstellte, sprach er sofort französisch weiter, mit jenem englischen Akzent, der unsere Sprache in dem Munde eines Amerikaners so lustig macht. »Ich habe gesehen, daß Sie den Fischer untersuchten und mitnahmen. Sind Sie Arzt?«
    »Ja.« Gaston stellte mich vor. John Parkett drückte mir fest die Hand. Es war der Griff eines Tatmenschen. »Und Sie haben auf den Hai geschossen?«
    »Eine dumme Affekthandlung von mir.« Parketts Gesicht drückte ein wenig Verlegenheit aus. »Ich weiß, daß man einen Fisch nicht schießen kann, es sei denn mit dem Pfeil, wie es die Indianer am Amazonas machen. Und auch dann nur mit speziellen Pfeilen. Aber irgendwie reizte es mich, den Hai zu treffen. Ein Gedanke nur.«
    »Vielleicht hat Ihr Schuß dem Fischer das Leben gerettet.«
    »Glauben Sie, daß er ihn angegriffen hätte?«
    »Es ist ein Menschenhai.«
    John Parkett lächelte. Dabei schoben sich seine Lippen etwas empor. Er hatte blendendweiße Zähne, wie auf einer Reklame für Zahnpasta.
    »Wenn ein Hai angreift, macht er das anders als dieser bequeme Bursche da. Ich habe es erlebt, bei den Molukken, da wurde unser Auslegerboot von vier Haien angegriffen. Regelrecht angegriffen. Sie versuchten, das Boot umzuwerfen. So blutrünstig und angriffslustig sind sie. Aber dieser Bursche da, um den sie soviel Geschrei machen, war fast ein Phlegmatiker.« John Parkett steckte die Hände in die Taschen seiner weißen Shorts. In dieser typischen Haltung schien er sich am wohlsten zu fühlen. »Aber deswegen wende ich mich nicht an Sie, Doc«, fuhr er in seiner nonchalanten Art fort. »Da Sie Arzt sind, habe ich einen interessanten Fall für Sie.«
    »Ich bin im Urlaub«, antwortete Gaston steifer, als ich von ihm gewöhnt war. Etwas wie Mißtrauen und Ärger schwang in seiner Stimme mit.
    »Eben, eben!« John Parkett war nicht aus seiner Ruhe zu bringen. »Es ist eine fabelhafte Urlaubsbeschäftigung. Ich habe einen Diener, einen Malaien, den ich von den Molukken mitbrachte. Seit sieben Monaten schleppe ich ihn von Arzt zu Arzt, von Kapazität zu Kapazität, ohne daß die gelehrten Herren wissen, was sie tun sollen. Sie stehen davor, schütteln den Kopf, stellen den armen Botu im Kolleg den Studenten vor und reden dumm herum. Getan haben sie nichts. Um es kurz zu machen: Botu, von Natur aus braun, ist seit einem Jahr blau!«
    »Blau?« rief ich entgeistert. Gaston winkte ab.
    »Eine Pigmenterkrankung.«
    »Diese Diagnose, die bisher alle Ärzte stellten, hat sich als falsch herausgestellt. Es ist keine Pigmenterkrankung. Ebenfalls scheidet die Cyanose aus. Die typischen Merkmale fehlen alle! Aber Botu ist blau, tiefblau!« John Parkett lächelte wieder sein breites Lachen. »Ich glaube, Doc, Sie sollten sich den guten Kerl doch einmal ansehen.«
    Gaston blickte auf den weißen Sand zu seinen Füßen. »Ich traue mir nicht mehr zu als die Kapazitäten auf diesem Gebiet, die Sie schon befragt haben. Ich bin ein kleiner Chirurg, der von internistischer Medizin recht wenig versteht!«
    »Trotzdem! Weckt es nicht Ihren ärztlichen Ehrgeiz, sich Botu einmal anzusehen?«
    Während John Parkett sprach, sah er mich unverwandt an; mit einem Blick, der mich auszuziehen schien. Noch während Gaston schwankte und John auf ihn einsprach, empfand ich fast körperlich das Gefühl, daß Botu nur deshalb blau war und Gaston interessieren sollte, um John eine Gelegenheit zu geben, sich mit mir näher zu beschäftigen oder sogar mit mir einige Stunden allein zu sein. Davor hatte ich plötzlich eine tiefe, durch nichts begründete Angst. Es war eben nur ein unerklärbares Gefühl, eine Ahnung, die wir Frauen

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