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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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haben, wenn wir einem Manne gegenübertreten, der uns gefällt und von dem wir spüren, daß er in das eigene Schicksal eingreifen könnte, wenn man ihm nur die Gelegenheit dazu geben würde. Aber ich wollte sie ihm nicht geben, ich liebte ja Gaston, und so interessant dieser John Parkett auch war, so schlank, so weltgereist und so unbekümmert jungenhaft in seiner Art; ich empfand ihm gegenüber nicht mehr als ein bloßes Interesse, das erlöschen würde, wenn er aus meinen Augen entschwand.
    Gaston wollte etwas sagen, vielleicht eine Zusage, da fiel ich ihm ins Wort.
    »Lieber Mr. Parkett. Ihr blauer Botu ist sicherlich sehr interessant. Aber was versprechen Sie sich davon? Wir haben keine Apparate hier, wir können nichts, gar nichts tun als ihn anstarren und den Kopf schütteln. Alle diagnostischen Mittel fehlen. Ich würde Ihnen raten, einmal nach Paris zu fahren. Vielleicht weiß Prof. Bocchanini einen Weg.«
    Ich sagte es schnell, hastig, fast ängstlich, um Gaston keine Möglichkeit zu geben, dazwischenzureden. Die Augen Mr. Parketts waren klein geworden. Durch die Schlitze seiner Lider sah er mich scharf an. Ich senkte den Blick, als ich sah, wie er lächelte. Hatte er meine Sorgen durchschaut? Ahnte er, daß ich Angst vor ihm hatte? Plötzliche, frauliche Angst, ihm bei näherer Bekanntschaft zu erliegen? Er wußte genau, daß eine Faszination von ihm ausging, und daß ich mich wehrte, sie nicht zu sehen!
    Parkett zuckte bedauernd mit den Schultern. »Schade«, meinte er. »Ich dachte, über Butos Blausucht mit Ihnen bekannt zu werden.«
    Seine Ehrlichkeit verblüffte mich. Gaston schien den Hintergedanken nicht zu merken. Er lachte plötzlich und gab John Parkett die Hand, was ich mit Schrecken sah.
    »Eine merkwürdige Methode, Bekanntschaften zu schließen«, rief er aus. »Soll ich sie typisch amerikanisch nennen?«
    »Wenn es Ihnen Spaß macht und Sie mit mir einen Whisky trinken.«
    »Bei dieser Hitze? Nein – ich schlage einen Aperitif vor!«
    »Einigen wir uns auf einen Mittelweg.« Parkett grinste mich unverschämt an und hob leicht die Schultern. Schade, sollte das heißen. Hast dir solche Mühe gegeben, mir auszuweichen, aber deinem Gaston, diesem treuherzigen Idioten, bin ich eben überlegen. Man macht das amerikanisch mit unbekümmerter Frechheit, hinter der niemand, der uns nicht genau kennt, etwas Zwiespältiges entdeckt. »Gehen wir und trinken wir im Miramar einen Eiskaffee.«
    »Akzeptiert.« Gaston nahm meinen Arm. Er spürte nicht, wie ich innerlich zitterte und mich an ihn drängte, um Schutz zu suchen und diesem John zu zeigen, daß ich zu Gaston gehörte, nur zu Gaston und sonst zu keinem anderen Mann!
    Die Eiskaffees im Miramar waren in ganz Juan les Pins berühmt. Es gab drei Sorten davon, was allein schon ungewöhnlich war: eine mit Cointreau, eine mit Kognak und eine – für Kenner und Snobs – mit Anisette, was für meine Zunge abscheulich schmeckte.
    Es war mir von vornherein klar: Parkett nahm für sich das Anisette-Gebräu, während Gaston und ich – wie immer einig – den Kaffee mit Eis und Cointreau vorzogen.
    Wir hatten einen Tisch an der Terrassenbrüstung, blickten auf das flimmernde Meer und schlürften durch Plastikstrohhalme unser Getränk. Parkett, der unter dem Tisch versuchte, meine Beine mit seinen Fußspitzen zu erreichen und dafür einen Tritt bekam, grinste wieder unverschämt, vor allem, weil Gaston gar nichts zu merken schien. So ahnungslos kann nur ein Mann sein, den die Liebe völlig blind für alle Realitäten gemacht hat.
    »Sie sollten uns einmal mit Ihrer Gattin besuchen, Doc«, sagte Parkett und trieb damit seine Unverfrorenheit auf den Gipfelpunkt. Er holte aus dem Jackett eine Brieftasche und packte einige Fotos aus. »Ich hatte vor drei Jahren das unverschämte Glück, ein altes Haus dort oben auf dem Felsen zu kaufen. Ich habe es außen so gelassen, wie es war. Aber innen. Sehen Sie selbst, Doc! Ich muß zugeben: Da hat Hollywood Pate gestanden. Das ist Filmarchitektur, aber ich fühle mich wohl darin!«
    Gaston, der Ahnungslose, betrachtete die Fotos, sah auch hinüber zu der Felsnase, wo ganz oben das Haus thronte, das von hier wie eine Trutzburg wirkte. Während er so abgelenkt war, machte mir Parkett eindeutige Zeichen, angelte unter dem Tisch wieder nach meinen Beinen und benahm sich – gelinde gesagt – unmöglich. Seine Blicke tasteten mich ab. Blicke, die mich nackt machten, durch mein Kleid hindurchstarrten, meine Brüste drückten

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