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Ich gestehe

Ich gestehe

Titel: Ich gestehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und meinen Schoß belagerten.
    »Eindrucksvoll!« sagte Gaston und gab die Fotos an mich weiter.
    »Das kann man sagen«, antwortete Parkett unverschämt. Sein mokantes Lächeln – die Antwort auf meine heftige, aber unsichtbare Gegenwehr – wurde unerträglich.
    Warum ich Gaston nichts sagte, warum ich nicht einfach aufstand und wegging? Warum ich nicht das Einfachste tat und sagte: »Gaston, ich bin müde, ich möchte gehen.« Oder warum ich nicht ehrlich sagte: »Gaston, Mr. Parkett benimmt sich mir gegenüber unmöglich.« – Ganz einfach aus folgendem Grund: Ich wollte keinen Skandal. Ich wollte Ruhe. Ich wollte die Tage mit Gaston in Juan les Pins voll seligen Glücks genießen, aber nicht verwickelt werden in männliche Auseinandersetzungen meiner Person wegen.
    Außerdem erlebte ich es zum erstenmal, daß sich zwei Männer gleichzeitig um mich bewarben, wovon der eine schon viele Siege errungen hatte und der andere nun die fremde Festung stürmen wollte. In der Clique um Fioret und Laroche, unter uns damaligen Studenten, gab es so etwas nicht. Zwar nahmen die Jungs alles, was sich an Röcken anbot oder was sie erobern konnten, aber ich war immer ausgenommen. Ich war ihr Kumpel, ich war für sie kein Mädchen, sondern ein Kamerad, der zufällig Rock und Bluse trug und anatomisch anders gebaut war als sie. Nie wäre es Fioret oder Laroche, Jacque oder Vince in den Sinn gekommen, mich anzufassen mit dem Gedanken, ich sei eine Frau. Im Gegenteil. Wenn andere Männer mich ansprachen und Fioret sah das, kam er sofort ›zu Hilfe‹, wie er es nannte, und gab dem verdutzten Verehrer zu verstehen, daß er sehr schnell eine Kehrtwendung zu machen habe, sonst läge er in der nächsten chirurgischen Klinik.
    »Und wenn er mir nun gefallen hat?« habe ich ein paarmal gesagt. »Fioret, ich bin eine Frau! Du hast deine Weiber; wo habe ich meinen Mann?«
    Dann lachte Fioret immer laut, klopfte mir kumpelhaft auf die Schulter und rief: »Unsere Gisèle in sexuellen Nöten! Zum Brüllen! Wir sind uns doch alle einig, daß dein Geliebter die Medizin ist!«
    So war es immer gewesen, bis ich Gaston kennenlernte. Die anderen Männer vor ihm? Ich sagte es schon: Es waren Episoden, die mich allesamt enttäuschten. Neugierprodukte. Und jedesmal, wenn es vorbei war – und es ging schnell vorbei, weil ich nicht mehr empfand als die Schwere eines männlichen Körpers auf meinem Leib – fragte ich mich: Ist das alles? Ist das die viel besungene Liebe und Leidenschaft? Über so viel Nichtigkeit macht man so viel Worte? Von diesem Bißchen lebt die Literatur, leben Malerei und Skulptur, Musik und Philosophie, wurden ganze Völker ausgerottet, werden täglich Menschen ermordet, werden Milliarden Francs ausgegeben? Wegen dieser wenigen Minuten von Druck und Gegendruck, hinter dem die Leere zurückbleibt, will man Welten verändern?
    Sie müssen das alle gespürt haben, die Männer vor Gaston. Diese Nüchternheit ›danach‹, dieses Vakuum, das plötzlich zwischen uns war und nur mit dummen Worten ausgefüllt werden konnte. Die Fadheit, die man schmecken konnte, wenn man am Morgen nebeneinander aufwachte, und der nackte Körper des anderen geradezu etwas Lästiges war, das man aus dem Bett stoßen wollte. Und dann die qualvollen Stunden bis zum Abschied, bei dem man sich auch noch einen Kuß abringen mußte. Ein Mann im hellen Morgenlicht, nach einer Liebesnacht, war für mich etwas Erschreckendes gewesen, etwas Entlarvendes. Gesichter ohne Ausdruck, flach und dumm. Worte voller Banalitäten, die am Abend vorher noch einen anreizenden Klang gehabt hatten. Bewegungen und Gesten, die albern wirkten.
    War das alles, von dem man sagt, es sei das Entscheidenste im Leben überhaupt?
    Es war bei mir alles, bis ich in Gastons Armen lag und begreifen lernte, was Liebe wirklich ist. An seiner Brust war in mir eine Erweckung erfolgt, unter seinen Händen hatte ich mich verwandelt. Ich hatte sehen und begreifen gelernt, daß Liebe den Menschen grundlegend verändern kann.
    Nun griff Parkett in diese neue Situation ein, mit der Frechheit eines Mannes, der gewohnt war, daß Frauen entweder seinem Wildwest-Charme oder seinem Vermögen erlagen. Zugegeben, er sah gut aus! Und das Tierische in ihm reizte ebenfalls. Ich wäre keine Frau gewesen, hätte ich dieses Urhafte übersehen. Aber hier widerte es mich an. Ich gehörte zu Gaston, und was Parkett da anstellte, war eine Frechheit.
    Ich betrachtete die Buntfotos flüchtig und schob sie dann Parkett

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