Ich gestehe
über den Tisch wieder zu. »Schön«, sagte ich kühl.
»Das ist alles, wozu Sie sich hinreißen lassen?« fragte er.
»Muß eine Menge Geld gekostet haben, dieser Umbau. Wenn man es hat …«
»Haben Sie das Schlafzimmer gesehen, Madame?« Parkett klopfte mit den Fingern auf die Bilder. »Ein Bett, bezogen mit Leopardenfell. Selbst geschossen in Somalia. Es gingen zehn Leoparden dafür drauf!«
»Grandios!« antwortete ich kühl. »Man sollte Sie beim Welttierschutzverein anzeigen!«
Ich bemerkte Gastons bittenden Blick und seine Querfalten auf der Stirn. Er ärgerte sich. Sei höflicher zu ihm, sagte sein Blick. Was hat dir Mr. Parkett getan? Er ist doch ein netter Kerl. Und er hat einen medizinisch sehr seltenen, pikanten Fall: einen blauen Malaien!
»Sie sollten wirklich meiner Einladung nachkommen«, sagte Parkett unbeirrt zu Gaston. Er erkannte ganz klar, daß Gaston der schwächere Teil von uns war. Wenn er an mich herankommen konnte, dann nur über Gastons Ahnungslosigkeit und mit geradezu naiver Höflichkeit. »Ich verspreche Ihnen ein Souper à la Bali, einen Wein bester Provenienz und einen medizinischen Sonderfall. Wenn das kein Angebot ist.«
»Ich wiederhole«, sagte ich zum Erstaunen Gastons mit gehobener Stimme, »daß wir in Juan les Pins sind, um uns zu erholen und nichts von dem zu hören und zu sehen, vor dem wir aus Paris praktisch geflohen sind: Kranke und Krankenhaus! Ob die Kranken nun blau oder rot, gelb oder lila sind, interessiert mich nicht. Ihr Malaie ist kein akuter Fall. Also kann ich mein ärztliches Gewissen beruhigen. Ich will einfach im Urlaub nichts mehr von Medizin wissen, es sei denn, am Nebentisch fällt jemand mit einem Infarkt vom Stuhl.«
»Botu ist ein akuter Fall, Madame.« Parkett lächelte breit und wedelte dabei mit dem Foto seines Schlafzimmers mit dem Leopardenbett. »Ab und zu bekommt er Erstickungsanfälle. Das sieht sehr akut aus.«
»Interessant!« sagte Gaston nachsinnend. »Erstickungsanfälle. Wie lange halten sie an?«
»Ganz verschieden. Mal nur Sekunden, mal qualvolle Minuten. Bis zu einer halben Stunde manchmal.«
»Aber Botu hat's immer noch überlebt«, sagte ich spöttisch. »Welche Bärennatur!«
»Die hat er.« Parkett war der unbefangenste Gauner, den ich mir vorstellen konnte. »Aber verstehen Sie, Madame: Ich möchte einen solch glänzenden Butler nicht plötzlich verlieren, nur weil die Ärzte mit einem Schulterzucken vor seiner Krankheit stehen. Eine Kapitulation der Medizin. Wollen Sie das auf sich sitzen lassen, Doc?«
Ein raffinierter Hund, dieser Parkett. Er wußte genau, wo er Gaston packen konnte. Der Ehrgeiz des Dr. Ralbais war stärker als seine Menschenkenntnis.
»Ist Botu immer blau?« fragte Gaston.
»Immer. Mal weniger, mal stärker. Ich sagte es schon, glaube ich.«
Gaston tat mir leid. Er wurde systematisch in ein Labyrinth geführt, und ich hatte – zumindest ohne einen Skandal zu entfesseln – keine Möglichkeit, ihn davor zurückzuhalten. Ich konnte nur noch mit ihm gehen. Oder sollte ich ihm sagen: »Gaston, Mr. Parkett angelt unter dem Tisch nach meinen Beinen?« Unmöglich. Wie ich Gaston kannte, wäre er aufgesprungen und hätte Parkett geohrfeigt. Was dann daraus entstehen würde, vor allen Leuten im Miramar, wäre unausdenkbar!
»Wir überlegen es uns«, sagte ich deshalb kühl und erhob mich. Es blieb den Herren nichts anderes übrig, als sich ebenfalls zu erheben. »Ihr Felsenschloß kennen wir jetzt. Den Weg hinauf werden wir finden, wenn wir Interesse haben. Mr. Parkett, ich danke Ihnen für den Aperitif.«
»Er war sehr anregend.« Parkett beugte sich über meine Hand. Aber er küßte nicht nur meinen Handrücken, sondern schabte ganz schnell mit seinen Zähnen über meine Haut. Ich entriß ihm die Hand und legte sie auf den Rücken.
Du Tier, dachte ich. Du verdammtes, ungebändigtes Tier! Auf mich machst du damit keinen Eindruck. Gar keinen!
Am Abend waren wir dann doch bei John Parkett und besichtigten den Malaien Botu mit seiner dunkelblauen Haut. Irgend etwas mißfiel mir an diesem Mann. Während Gaston ihn untersuchte, grinste er andauernd, und es war, als spränge ein lustiges Geheimnis zwischen Herr und Diener hin und her und mache ihnen Vergnügen.
Ich saß in einem tiefen Sessel, in langen, engen Hosen, die Gaston so gerne an mir sah. John servierte eine eisverzierte, gezuckerte Orange und dazu einen scharfen Flip. Gaston war so in seine Untersuchung vertieft, daß er nicht bemerkte, wie
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