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Ich, Gina Wild

Ich, Gina Wild

Titel: Ich, Gina Wild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michaela Schaffrath
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mächtig verarscht worden.«
    »Und wie geht’s jetzt weiter?«
    Mama wollte, dass wir nach Hause kommen. Aber wir haben entschieden, nicht nach Eschweiler zurückzukehren, denn dort hätten wir keine Gelegenheit gehabt, uns wieder aufzurappeln. Wir haben gedacht, in Frankfurt gibt es viel mehr Möglichkeiten. Das haben meine Eltern auch verstanden.
    Ich hatte noch immer meine geschwollene Brust. Allen ist das aufgefallen. Einem ganz besonders.
    Wir haben nach der Rückkehr viele Leute besucht, um zu sagen, dass wir wieder da sind. Unter anderem auch das Fitnessstudio Impuls, wo wir trainierten. Ich hatte einen Personal Trainer, Gerd. Toller Mann, schon um die 60. Als er mich in den Arm nahm, hat der mich sofort wieder weggeschoben, mich angeblickt und gesagt: »Irgendwas ist anders bei dir...«
    Alle haben uns mit offenen Armen empfangen. Auch trainieren konnten wir erst mal umsonst. Allerdings haben wir nur wenigen Leuten unsere wahre Geschichte erzählt.
    Später, als ich wieder unter Vertrag war, wurde von meiner neuen Produktionsfirma eine falsche Version meiner Entdeckung verbreitet, die unser bewusst herbeigeführtes Scheitern vertuschen sollte. Die alte Weisheit von der Krähe, die der anderen kein Auge aushackt, trifft zu.
    Wir versuchten wieder Fuß zu fassen. Auf der Bank hatten wir noch ungefähr tausend Mark. Drei Tage, nachdem wir in Deutschland gelandet sind, wurden wir beide krank. Axel besonders. Er hatte eine eitrige Angina und konnte keinen Ton mehr rausbringen. Fieber schüttelte ihn. Bei mir war es nicht so schlimm. Wir waren nicht krankenversichert, hatten alles gekündigt und wollten auf Mallorca neue Verträge schließen.
    Da es Axel sehr schlecht ging, musste ich mich überwinden und bin auf meine alte Krankenstation gegangen und bettelte meine Ex-Kollegen um Medikamente an. Die Scham einzugestehen, dass wir einen großen Fehler gemacht haben, war nicht leicht zu ertragen. Wir hatten ja einen Monat vorher noch groß getönt: Mallorca! Sonne! Strand! Geld!
    Dann kam ich da an. Die haben mich zuerst gar nicht erkannt. Ich habe allen erzählt, wie übel es uns ergangen ist, dass wir nicht versichert sind und kaum mehr Geld hätten. Ich fragte, ob sie mir helfen könnten. Sie deckten mich mit allem Nötigen ein. Man kann sich nicht vorstellen, wie sehr ich mich schämte. Es gab ein großes Umarmen, Entsetzen, und immer wieder die Frage: »Wie ist das denn passiert? Kommt ihr wieder zurück?«
    Dann bin ich wieder nach Hause und habe mich um Axel gekümmert.
    Meine Stationsschwester Michaela borgte mir für vier Wochen ihr Auto. Einen Renault Clio. Sie verreiste und konnte den Wagen entbehren. Es kam so viel Liebe in dieser Zeit und Hilfsbereitschaft, dass ich heute noch gerührt bin, wenn ich darüber nachdenke.
    Für Axel und mich stand fest, dass wir nicht mehr in unsere alten Jobs zurückgehen würden. Wir wollten unseren großen Traum trotz allem nicht aufgeben. Also stellten wir erst mal einen Antrag auf Arbeitslosengeld. Ich glaube, wir haben dem zuständigen Beamten einfach nur Leid getan. Er hat durchgeboxt, dass wir sofort Unterstützung erhielten. Das waren etwa 3000 Mark für uns beide.
    Anfang September bezogen wir eine eigene Wohnung in Mainhausen. Wir zogen ins Dachgeschoss eines Zweifamilienhauses.
    Ein Auto hatten wir nicht, bis der Autohändler in Mühlheim, bei dem wir unseren letzten Audi gekauft hatten, uns einen Mietwagen zu extrem günstigen Konditionen anbot. Wir zahlten 500 Mark im Monat. Da merkt man, dass man Freunde hat.
    Wenn es eine Geschichte gibt, die unsere Situation in aller Kürze auf den Punkt bringt, dann diese: Sie trug sich zu im HL- Markt von Mainhausen. Es war im September. Ich hatte 10 Mark in der Tasche. Und habe meinen Einkauf, Artikel für Artikel im Kopf zusammengerechnet. Milch, Brot und andere Lebensmittel. Dann steh ich an der Kasse, und die Dame dahinter tippt und tippt und tippt und sagt: »10 Mark einundfünfzig.«
    Ich muss sie völlig entsetzt angesehen haben. Das konnte doch nicht stimmen. Normalerweise würde man so etwas gar nicht merken.
    »Gucken sie bitte noch mal nach. Das kann nicht sein. Da müssen neun Mark und ein paar Pfennige rauskommen.«
    Und es stimmte! Die Kassenfrau entschuldigte sich mehrmals. Es war ihr peinlich. Mir auch. Es war mir peinlich, dass ich auf ein paar Pfennigen rumreiten musste.

5 . Gin a Wil d wir d geboren
    So gut es ging versuchten wir uns eine notdürftige Existenz aufzubauen. Wir nahmen jeden

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