Ich, Gina Wild
Gelegenheitsjob an. Axel organisierte für einen wohlhabenden Freund dessen Umzug aus Wiesbaden nach Düsseldorf. Und ich habe gemodelt, war fast jede Woche Fotomodell für die Zeitschrift Coupe . Es ging um Liebestipps, Tricks, Stellungen und Verführungsanleitungen, Ich hatte Sex mit drei Frauen und solchen Kram. Und ich wurde zum Shooting für einen Hersteller mobiler Toilettenanlagen engagiert. Das brachte uns ein wenig Geld. Davon kauften wir uns gebrauchte Möbel.
Allmählich wuchs unsere Hoffnung, dass wir es schaffen. Wir waren überzeugt, wir kriegen das wieder hin. Wir besorgten uns Schritt für Schritt einen gebrauchten Fernseher, Videoapparat, ein eigenes Bett und Hausrat.
Im Oktober 1998 kam der Kontakt zur Firma Videorama zustande. Wir lernten im Swingerclub Oase Isabell Golden kennen. Eine Darstellerin von Videorama. Und ihren Mann Klaus Goldberg. Er ist ihr Manager. Wir unterhielten uns über Hans Moser.
Videorama ist die Tochterfirma eines Filmkopierwerks in Essen. Zu der Firmengruppe gehört der Verlag Silwa, in dem unter anderem Happ y Weeken d erscheint. Goldberg schoss nebenbei Standfotos an den Filmsets und fotografierte für Happ y Weeken d Swingerpärchen, Sexspielzeug und ähnliche Motive. Er bot uns an: »Wenn ihr in der Szene weitermachen wollt, kann ich den Kontakt zu Videorama herstellen.«
So hörten wir von Harry S. Morgan. Hinter diesem weltläufig klingendem Pseudonym verbirgt sich ein erfolgreicher Produzent und Regisseur von Videorama. Morgan leitet Produktionen wie Teeni e Exzesse , Happ y Weeken d und die Amateurserie Happy Video Privat.
Morgan rief uns an, wollte uns treffen. Ende Oktober fuhren wir nach Essen. Wir schilderten ihm unsere Vorstellungen und erzählten ihm die Moser-Story. Ich hatte noch immer das Ziel vor Augen, exklusiv für eine Firma zu arbeiten und die Nummer eins zu werden. Nur wenn man einen Exklusivvertrag hat, wird Geld für Marketing locker gemacht. Für Pappaufsteller, Autogrammkarten, Messepräsentationen. Man wird zu seinem eigenen Label gemacht. Wer von Firma zu Firma tingelt, wird lange nicht so massiv unterstützt.
Harry reagierte positiv: »Du gefällst mir sehr gut. Du bist der Typ, aus dem man was machen kann. Du bist intelligent und eine Deutsche.«
Letzteres ist wichtig für Interviews. Denn es ist manchmal sehr abtörnend, wenn die Mädels keine zwei geraden Sätze rauskriegen.
Im November nahmen wir intensive Vertragsgespräche auf. Dann entwarfen wir eine ganz klare Strategie. Wir beschäftigten uns tagelang damit, welchen Namen wir für mich wählen sollten. Wir wälzten Telefonbücher und suchten nach Namen, die gut klingen. Ich bin Deutsche, also sollte es auch ein deutscher Name sein. Aber deutsche Namen klingen wie eingeschlafene Füße: Hildegard Sommer. Völlig ohne Klang und Geschichte.
Wir kamen auf Gina Wild. Zuerst meinte ich, Tina wäre auch schön. Tina Wild. Dann kamen wir darauf, Tina lässt sich nicht so schön schreiben wie Gina. Man muss ja an alles denken. Und Gina kann man schön geschwungen auf Fotos malen. Wild hat mir von Anfang an gut gefallen. Und Axel sagte, man kann damit sehr viele Wortspiele treiben.
Das war die Geburt von Gina Wild. Eine Telefongeburt. Verträge konnten nicht gemacht werden. Denn wir mussten
zuerst wissen, wie es mit Herrn Moser weitergeht. Unsere Sachen lagen noch bei ihm. Bilder, Geschirr, Bettwäsche, Handtücher, CDs. Vieles, an dem wir hingen.
Noch bevor wir bei Videorama vorstellig wurden, hatten wir uns bei Hans Moser gemeldet. Aber er rief nie zurück. Dann hat uns Videorama angeboten, den Kontakt mit ihm aufzunehmen und die Verhandlungen zu führen.
Das Kapitel Hans Moser - es war noch nicht geschlossen. Ich hätte gerne meine Erinnerungen an diesen Mann aus meinem Gedächtnis gestrichen. Das ging leider nicht. Dieser Mensch sollte uns weiterhin beschäftigen. Selbst zum Schluss unseres Aufenthalts auf Mallorca, als Hans Moser sah und wusste, wie dreckig es uns ging, hatte er kein Mitleid. Bei unserem letzten Treffen in seinem Büro, präsentierte er uns zum Abschied die Rechnung für das Appartement. »Die habt ihr bitte noch zu bezahlen.«
Es waren ungefähr 1.800 Mark, die offen waren. Axel hat die Rechnung eingesteckt und sie draußen auf der Straße zerrissen. Wie kann man nur so sein?
Videorama nahm die Verbindung mit Hans Moser auf. Und er schickte ein Fax, dass ich zur Mahnung an mich selbst aufgehoben habe. Darin steht geschrieben, dass er sich bereit erklärt,
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