Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
der sie anbot. Aber bei wem außerhalb der eigenen Verwandtschaft hat man schon sonst das Gefühl, dass er die Kinder so bedingungslos liebt wie man selbst? Dass man sich mal entspannt zurücklehnen kann und die Verantwortung für die drei wichtigsten Minimenschen seines Lebens mal für kurze Zeit abgeben kann?
Ich weiß, dass nicht alle so ein großes Glück haben.
Aber ich habe es.
Und ich bin dankbar dafür.
Wie singt die Kölsche Band ›Brings‹ noch so schön:
Mama, wir danken dir,
Bumm Bumm macht’s Herz bei mir,
du warst immer, immer für uns da,
Mama, du bist wunderbar.
11.
Frag Dr. Google!
Internetforen und ihre Auswirkungen
Liebe Lisa,
ich sag’s mal offen heraus: Ich google alles. Und ja, ich gestehe, ich surfe auch in Foren. Ja, und mir ist bewusst, dass das mindestens genauso anrüchig ist wie ein Date über Flirt-Portale zu suchen, auf YouPorn zu stöbern oder ein Monatsgehalt bei E-Bay für kitschige Porzellanelefanten auszugeben.
Das Dumme nur an diesen Dingen: Sie machen süchtig. Eine langweilige Minute im Büro, ein kleines Kreativitätsloch (und davon gibt es jeden Tag viele!) reichen und ich beobachte meine Finger, wie sie zum Beispiel Schwangerschaft und Hautjucken eingeben. Schwangerschaft und Zahnschmerzen. Schwangerschaft und frühzeitiger Blasensprung. Schwangerschaft und Rückenschmerzen. Und Klick – da sind sie dann: Hunderte Foren-Einträge verzweifelter Frauen wie mir, die schnell mal einen Rat brauchen. GoFeminin, Babyclub, Eltern.de, Rund-ums-Baby, urbia – die Liste der beliebten Foren ist ellenlang. Die Liste der Fragen noch länger: »Wie kann ich mir als Schwangere noch eine ordentliche Intimfrisur rasieren, wenn der Bauch im Weg ist?«, fragt Benutzerin Mandy09 792.
Charlottemartha ist hingegen richtig verzweifelt: »Ich bin nun in der 24. Woche schwanger, wir haben lange an dem Kind gebastelt, mir geht es gut und eigentlich müsste alles toll sein! Seit aber mein Bauch sichtlich wächst, kommt mein Freund irgendwie überhaupt nicht mehr an mich ran.«
Da kann Kittikatz beruhigen: » Bei uns war es auch so. Ich muss allerdings sagen, dass ich auch nicht mehr so Bock hatte, weil mir mein Bauch ständig im Weg war und wehtat.«
Sunshine kennt das Problem offenbar auch: »Wir sind fast nur noch am Kuscheln und sobald ich mehr will, weist er mich ab,haben momentan so alle 4–5 Wochen Sex.« Und ich google weiter. Da erzählt Benutzerin witch74 doch tatsächlich, dass sie seit ihrer 20. Woche immer Orgasmen im Schlaf hat. Ich auch. Ich auch, will ich schreiben, trau mich aber nicht.
Und du bist plötzlich mittendrin. Zwischen den Mandys und Clarissas, Sarah-Mausis und Sunny-Lindas. Und alle haben anscheinend die gleichen Nöte und Ängste wie du. Klar, dass die gegenseitige Panikmache leider auch nicht ausbleibt: »Wenn du rohen Lachs gegessen hast, würde ich mich an deiner Stelle lieber sofort übergeben gehen – wegen der Listeriose-Gefahr«, beschwört Mello die verzweifelte Leah85. »Ich habe solche Angst vor Keimen und dass dem Baby was passiert«, heult diese einen Beitrag später zurück.
Doch es geht noch schlimmer: Da erzählt doch Bluehorizon78, als ich »Blasenentzündung und Schwangerschaft« google: »Ich hatte eine Fehlgeburt in der 20. Woche. Mein Arzt sagt, es sei, weil sich die Bakterien rund um meine Fruchtblase nach einer Blasenentzündung angesammelt hätten.«
Sofort schlägt sich die Angst wie Klauen in mein Herz. Eine Blasenentzündung während der Schwangerschaft hatte ich ja bereits hinter mir. Nun mache ich mir Sorgen, ob erneut eine im Anmarsch ist und sich eventuell dann auch zu viele Bakterien ansammeln, die mein Baby … o nein!
»Hey Caro, Feindiagnostik kannst du später machen«, blafft mein Chef mich halb im Scherz in diesem Moment von hinten an. Ich schrecke auf, doch ich höre ihm längst nicht mehr zu. Halb in Tränen fahre ich sofort nach Feierabend ins Krankenhaus zur Schwangerenberatung. »Ich glaube, ich habe einen Blasenriss«, lüge ich bei der Anmeldung. Ich kann ja schlecht sagen, dass ich »Blasenentzündung« gegoogelt habe. Durch Zufall komme ich als Kassenpatientin zum Oberarzt in die Behandlung, der vermutlich gerade Bereitschaft hat. »Es ist alles okay«, sagt der große Mann, der aussieht wie Dr. House, lächelnd, als ich mich nach dem Ultraschall wieder anziehe. »Gehen Sie nach Hause, entspannen Sie sich und lesen Sie nicht zu viel.« Ich lächele gequält. Traue mich dann aber doch. Schließlich ist
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