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Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)

Titel: Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Rosales , Lisa Harmann
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bekam. Heute ist das so, dass ich, wenn ich krank bin, trotzdem drei Kinder versorgen und einfach weiter funktionieren muss. Dabei würde ich in solchen Momenten so gern mal wieder die schwache Tochter sein statt die starke Mama. Letzte Woche noch rief ich meine Mutter verschnieft und heiser an: »Ich kann nicht mehr.« Normalerweise hätte sie sich sofort in den nächsten Zug gesetzt – sie ist die selbstloseste Person, die ich kenne –, aber das ging diesmal nicht, sie hatte Termine. Und zwischen Köln und Berlin liegen halt leider 600 Kilometer. Trotzdem lag am nächsten Tag etwas im Briefkasten. Ein kleines Päckchen, in dem sich ein teures kleines Rougekästchen befand. Und ein Zettel, auf dem stand: »Liebe Lisa, bitte hier wenigstens etwas Farbe! Mama«.
    In der Schwangerschaft habe ich sie ausgequetscht über jedes noch so kleine Detail. Wir wunderten uns beide über diese wachsende Nähe. Das ist doch neu, dass sich Mütter und Töchter über solch intime Dinge austauschen wie eine Schwangerschaft. Einfach, weil sich früher die eigenen Lebensentwürfe in der Regel so heftig von denen der Eltern absetzten.
    Mir scheint, als seien wir die erste Generation, die ihre Kinder wirklich so großziehen möchte, wie es die Vor-Generation – die eigenen Eltern – getan hat. Und da liegt die Vorbildlatte wirklich meterhoch! Natürlich gibt es auch Leute, die Großeltern werden und sagen: »Ach, Babys sehen ja alle gleich aus, da muss ich es nicht in den ersten vier Monaten sehen.« Aber es gibt auch viele andere Beispiele, wo die Eltern und Schwiegereltern selbstlose Babysitter, Umsorger, Im-Notfall-Einspringer und Erziehungsratgebersind. Vor lauter Mitfiebern bekam meine Mutter nach der Geburt meiner Tochter zum Beispiel Brustschmerzen. Ein mitgefühlter Milcheinschuss? Unheimlich!
    So nah sind sich natürlich nicht alle, trotzdem merke ich, dass auch meine Freunde ihren Eltern durch ihre Kinder näher werden. Viele beziehen sie aktiv in die Versorgung mit ein, geben die Kleinen gern auch mal ein ganzes Wochenende zu den Großeltern. Das war doch früher nicht so!
    Ich frage mich oft, was ausschlaggebend gewesen sein muss, dass ich meine Kindheit als eine so glückliche in Erinnerung habe. Aber ich denke natürlich darüber nach, weil ich meinen Kindern gern ein ähnliches Glück ermöglichen möchte. Wahrscheinlich waren es 1001 Dinge zusammen. Selbstentfaltung, Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein, das wollten uns meine Eltern ermöglichen. Und als ich in einem letzten pubertären Anfall beschloss, Leonardo Di Caprio heiraten zu müssen, da sagte mein Vater: »Na, dann fahr halt zu ihm in die USA.« Aus der Traum. Mach ihn wahr!
    Wir wurden nicht in eine Richtung gedrängt, wir gaben eine eigene Richtung vor und die wurde auf ihre Machbarkeit hin überprüft. Als ich also mit 15 Jahren beschloss, für ein Jahr zum Spanischlernen in eine Gastfamilie nach Kolumbien gehen zu wollen, da riefen meine Eltern im Auswärtigen Amt an, wo man ihnen mitteilte, dass sie ja »selbst schuld« seien, wenn sie ihre Tochter in dieses Bürgerkriegsland mit der hohen Entführungsrate geben würden. Wir besprachen das, ich drückte auf die Tränendrüse und ziemlich bald danach stand ich am Flughafen. Ich weiß nicht, ob ich als Mutter ähnlich cool mit so etwas umgehen würde, und das macht das Ganze ja noch skurriler! Wenn man sich eingestehen muss, dass man selbst viel ängstlicher ist, als es die eigenen Eltern waren.
    Immer haben sie uns Kindern das Gefühl gegeben, dass sie stolz auf uns sind, dass sie uns ernst nehmen, dass sie hinter uns stehen. Und nachdem ich erfahren hatte, dass ich nur anderthalb Jahre nach der Geburt meines ersten Kindes Zwillinge erwartete, da freute sich meine Mutter erst mit mir am Telefon, setzte sich dann aber schleunigst in den Zug, um nur wenige Stunden spätermeinen Angstschub aufzufangen: »Wie soll ich das nur alles schaffen, Mama?« Sie war da.
    Auch, als ich mit Frühwehen in die Klinik fuhr. Auch, als die Babys dann kamen. Sie kümmerte sich um meine »Große« und begrüßte mich nach der Entbindung mit einer Torte zu Hause, auf der ein Foto der zwei Minis prangte, ein Bild aus weißer Schokolade.
    Als plötzliche Dreifachmutter mit 26 wuchs ich mit meiner Überforderung und lernte, wirklich auch mal Hilfe anzunehmen (wobei das Ganze auch immer eine Abwägung ist zwischen »Ich brauche Hilfe« und »Ertrage ich noch eine weitere Person in meinem Haushalt?«). Von Mama und jedem sonst,

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