Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
Übelkeit in seine Kloschüssel entleert. Mit Sekt und Blümchen kann er die Süße auch nicht mehr zum Sex auf seiner Balkonliege überreden, denn ihr ist nur noch schlecht. Und wenn ihr nicht schlecht ist, dann schläft sie. Oder beklagt sich. Und davon wird sie müde.
Beim gemeinsamen Frauenarztbesuch (wohlgemerkt um halb 8 Uhr morgens!) erfährt er dann ungewollt die vielen möglichen Gründe für ihre Übelkeit und andere Wehwehchen.
»Meinen Sie, das ist eine Pilzinfektion, das Zwicken am Uterus?«, höre ich mich vom Gyn-Stuhl aus ganz selbstverständlich fragen.
»Da müssen wir erst einen bakteriellen Abstrich machen«, befindet der Doc.
Im Nachhinein betrachtet: Spätestens jetzt wäre mir die Lust auf Vögeln und Frühstück als Kerl auch vergangen. Reumütig muss ich auch feststellen, dass es wahrscheinlich völlig überflüssig war, ihn über die Metamorphose meines Busens zu informieren.
»Guck mal, wenn ich auf die Brustwarze drücke, kommt da Flüssigkeit raus«, rief ich ihm neulich in kleinkindlicher Begeisterung in die Dusche zu.
»Ich will’s nicht sehen«, brüllte er zurück.
Später beim Abendessen gestand er dann wenig überraschend, dass er »diese ganze Milchsache echt verstörend« findet. Auch, dass er im Moment keine Lust hat, das Baby mitzuvögeln, auch wenn das ja gar nicht stimmt. Und überhaupt, so erklärte er weiter, wäre es wohl ziemlich schwierig mit dem Vögeln, weil das Stillkissen im Bett mittlerweile wie die Berliner Mauer zwischen uns liege.
Eine gute Aussprache von Partner zu Partner könntest du jetzt sagen, Lisa.
Wären da nicht diese tollen Schwangerschaftshormone, die in dem Moment, in dem er das alles aussprach, bewirkten, dass sich meine Augen mit Tränen füllten und aus meinem Mund der Satz »Dann geh doch in den Puff, du Arschloch!« herauskam.
Türen knallen, aufs Bett werfen und endgültig losheulen, später wieder schmollend M&Ms aus Frust mampfen, Kitschfilme gucken und um halb elf einschlafen – so lief der weitere Abend in Kurzform.
Ich im Schlafzimmer vorm Fernseher, er bei seinem neuen Darling, der Entertainment-Anlage mit 55-Zoll-Bildschirm.
So ist das.
Im Moment bei uns.
Leider.
Und weißt du was, Lisa. Mein Freund ist kein Arschloch. Wirklich nicht. Im Gegenteil. Er ist ein lieber, sanfter Bald-Papa mit einer Frustrationstoleranz, so groß wie der Berg Sprühsahne, den ich jeden Tag löffele.
Und ich bin nur ein schwangeres, hormongesteuertes, ehrlich leidendes Ex-Working-Girl in seiner Sinnkrise, das alles an ihrem Kerl auslässt.
Und deshalb frage ich mich nun mal: Wie sehr leiden unsere Männer wirklich?
Liebe Caro,
»Die man wohl Mutter heißt, ist des Gezeugten Zeugerin nicht, ist Amme nur des frisch gesetzten Keims. Es zeugt, der sie befruchtet; sie hütet Anvertrautes nur, dem Gut des Gastfreunds gleich …« (Rede des Apollon in der ›Orestie‹ des Aischylos; 525 bis 456 v. Chr.)
Wie findest du dieses Zitat? Der Mutterleib als gastfreundliche Hütte! Der Vater als der einzig wahre Erzeuger des Kindes. Meinst du, früher war also wirklich alles besser für die Männer? Damals, als sie noch wertgeschätzt wurden als die alleinigen Schöpfer unserer Kinder? Schwierig zu sagen. Aber leicht haben es unsere Kerle heute jedenfalls nicht, wenn sie Vater werden.
Allein schon das Wort »Wickelvolontariat«, das sie sich gefallen lassen müssen, wenn sie Elternzeit nehmen. Es gibt doch auch Frauen, die noch nie ein Kind gewickelt haben, bevor ihr erstes eigenes zur Welt kam. Mich zum Beispiel. Ein Volontariat musste ich dafür trotzdem nicht machen.
Vor der Geburt empfiehlt die Hebamme dem Mann dann tatsächlich, dass er sich eine Badehose mit zur Entbindung nehmen soll – damit er mit in die Geburtswanne steigen kann. Hatten wir nicht gerade noch gelernt, dass sich einige Frauen bei Muttermundöffnung übergeben müssen? Und gehen da nicht literweise Fruchtwasser und Schleimpfröpfe in das Wasser ab?
Und dann soll er noch die Nabelschnur durchschneiden. Das soll sich ja anfühlen, als schneide er einen Gartenschlauch durch. Das erzählten mir zwei Väter unabhängig voneinander. Da frag ich mich dann aber doch, was die in ihrer Freizeit machen, wenn sie wissen, wie es sich anfühlt, wenn man einen Gartenschlauch durchschneidet …
Nach der Geburt müssen die armen Männer sich dann zwei Dolly-Buster-Brüste um die Ohren schlagen lassen, die aber leider nicht mehr ihnen, sondern dem Baby gehören, was sie auch deutlich an dem
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