Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
nicht schieben kann. Also fuhr sie und plötzlich stellten sich ihr drei Frauen mit Kinderwagen in den Weg. Arme verschränkt. Inge sagte: »’tschuldigung, darf ich mal durch?« Böse Mienen und Dich-zerreißen-wir-in-der-Luft-Blicke. Hätte nur noch gefehlt, dass die drei ihre Colts ziehen, das muss ausgesehen haben wie bei Lucky Luke und den Daltons.
Aber Inge ließ das kalt. Sie sagte: »Oho, das ist ein Statement!«, und fuhr einfach an den Mädels vorbei. Ja, so was gibt’s hier.
Was man macht, man macht es falsch. Tragen wir Barbourjacken, hauen die ›Taz‹-Redakteurinnen auf uns ein, tragen wir Aldi-Kleidung, jagt man uns das Jugendamt auf den Hals. Oder noch schlimmer: die anderen Eltern. »Du ziehst ihnen ja wohl nicht Second-Hand-Schuhe an?« Doch, denn bei drei Kindern alle drei Monate (Fußwachstum) je 39 Euro für Neu-Schuhe auszugeben geht schon echt ins Taschengeld. Wer seine Kinder zum Musikunterricht fährt, der wird wegen Kindsüberforderung missachtet, wer sie sonntagsmorgens vor die Winnie-Puh-Glotze setzt, ist ordinär und verantwortungslos. Was daraus folgt? Die Verunsicherung der Mutter auf höchstem Niveau. Denn selbst wenn ich mir mal Expertenrat holen möchte: lauter verschiedene Meinungen. Geh mal in einen Buchladen! Von Tyrannen oder Engeln ist da die Rede, ADHS versus Entdeckungsdrang, Elite-Kindergarten gegen Waldorf, was soll ich denn nun glauben?Am besten nichts von alledem. Versuch einfach, dir so wenig wie möglich in die eigene Mutterschaft reinreden zu lassen. »Ja, aber was soll’n denn die Leute denken«, höre ich dich schon fragen. »Also bei uns gab es so enge Umstandsmode aber damals nicht«, sagen sie, und sie werden auch bei der Erziehung mit der ein oder anderen Maßnahme vielleicht nicht einverstanden sein.
Hier schadet eine fette Portion Egoismus nicht. Wer es richtig macht, das bin ich! Sag’ dir das morgens im Spiegel und hör’ auf dein Bauchgefühl. Das weist dir den Weg – und nicht die Yogis, Waldorfis, Strenge-Befürworter, die Ablehner öffentlichen Stillens oder die Still-Fanatiker aus deiner Nachbarschaft. Die sollen sich um ihren eigenen Kram kümmern. Und es gibt ja wirklich übertriebene Mütter, die Zeitschrift ›Nido‹ hat einmal vom Phänomen der Hubschraubermütter geschrieben, was ich sehr passend fand. Den ganzen Tag kreisen die Muttis wie Helikopter über ihren Kindern, damit sie ja keinen Schritt in die falsche Richtung, keinen Rotzstriemen unter der Nase, keine Nachbarkind-Keilerei verpassen.
Aber so sind doch nicht alle! Was soll denn dieses Schubladen-Gedenke? Ich hab das Meier-Buch ja tatsächlich gelesen und … was soll ich sagen? Wir werden als Rinder bezeichnet, als überbesorgt und unterfordert. So viel Hass weht uns neuen Müttern darin entgegen, dass ich nur noch misstrauisch durch meinen Kiez laufe. Jedem schau ich ins Gesicht und denke: Bist du auch so ein Mütterhasser? Dabei ist Prenzlauer Berg ja wirklich ein großzügiges Pflaster. Spielplätze in Massen, Wickeltische auf Restaurant-Toiletten und so weiter. Es läuft so gut, dass die ersten Neider kommen. Aber von denen lassen wir uns nicht unterkriegen! Bestimmt nicht!
31.
Atombusen? Nein danke
Liebe Lisa,
neulich konnte ich nicht mehr. Ich stand vor meinem Kleiderschrank und hatte einen Aufräum-Flash. Das Mega-Chaos da drinnen aus abgelegten Sommerkleidern, einzelnen Paar Socken, ausgemusterten Mini-Strings, Schwangerschaftsbändern, rosakarierten Ersatzbezügen für das lieb gewonnene Stillkissen auf der Couch raubte mir schon seit Wochen den letzten Nerv. Also einmal alles umsortiert. In die untere Schublade stopfte ich all die Klamotten rein, die ich in den nächsten Monaten garantiert nicht tragen kann (die schlüpfrigen Kleidersünden meiner endgültig verblassenden Single-Zeit!), in die obere alle Klamotten, die ich auch mit Sieben-Monatsbauchumfang noch mühelos überziehen kann – ohne dass aus dem T-Shirt ein Bauchfrei-Top und aus dem Mini-Kleid ein Oberteil wird. O Gott, da war er auch, der Bikini vom letzten Jahr vom Griechenland-Romantik-Trip, dessen BH mir heute so klein scheint wie ein Dreiecksoberteil für eine Barbie. Was hatte ich damals noch für tolle winzige Paradebrüste!
Klar also, dass die untere Schublade irgendwann randvoll war und in der oberen nur ein paar liebevoll gefaltete Elefanten-T-Shirts und BHs in Größe 42 beziehungsweise Körbchengröße Doppel-D lagen.
Nein, die Schwangerschaft ist keine Zeit, die den Einzelhändlern um
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