Ich glaub, mich tritt ein Kind: Bekenntnisse einer Schwangeren und schonungslose Wahrheiten einer dreifachen Mutter (German Edition)
meine Wohnung besonders viel Freude mit mir macht – vom Taschengeschäft und der Konditorei, bei denen ich meine volle Kompensation finde, mal ganz abgesehen.
Du siehst, Lisa, ich versuche das alles mit viel Humor zu nehmen, obwohl mir gerade beim Anziehen morgens wirklich zum Heulen ist. Ich meine, bevor ich schwanger wurde, dachte ich wie viele Frauen, es geht nur den anderen so. Ich war immer schonschlank bis sehr schlank, wog gerade mal 51 Kilo bei 1,70 Meter, trug stolz meine Strenesse-Kleidchen in Größe 36 und achtete zugegeben sehr streng darauf, wenig bis keine Süßigkeiten zu essen.
Doch dann brach der Damm: Ich wurde im Februar schwanger und vergaß vier Monate lang alles, was ich mir jemals in Frauen-Magazinen über Diät und die schlanke Linie mühevoll angelesen hatte.
Plötzlich war kein Geburtstagskuchen-Buffet auf der Arbeit mehr sicher vor mir. Abends gehörte ein Mitternachtsbesuch beim 24-Stunden-Bäcker plötzlich zum Tagesablauf. Muffins, Cookies, Creme-Kekse – wie gut das schmeckte. Da konnten die Schwangerschaftsratgeber, die mittlerweile stapelweise bei mir zu Hause herumlagen, noch so sehr predigen, dass eine ausgewogene Schwangerenmahlzeit nicht nur aus Limonade, Bratwurst und Kuchen bestehen dürfe. Der freundliche Hinweis war spätestens dann vergessen, wenn ich bei mir um die Ecke an der Feinkosttheke stand und mir für 30 Euro päckchenweise Hähnchen- und Nudelsalate in kleine Papptüten einpacken ließ. Die Frage der Verkäuferin, ob ich dazu zwei Gabeln und zwei Servietten brauchte, empfand ich als bodenlose Frechheit.
Ich erkläre mir das so: Wie ich gelesen habe, will die Natur, dass Frauen in den ersten Wochen ihrer Schwangerschaft eine Art Reservespeck anlegen, für den Fall, dass im späteren Verlauf eine Dürre oder Hungersnot eintrifft, die so kompensiert werden könne.
Klar ist trotzdem, dass ich nach sechseinhalb Monaten locker zehn Kilo zugelegt habe, was sich körperlich nicht nur am Bauch bemerkbar macht. Nein, mein Busen hat sich einfach mal von Körbchengröße C in Doppel-D verwandelt, meine Brustwarzen haben sich von hell- in dunkelrosa gefärbt und von Cent-Größe in Espresso-Untertassen-Durchmesser vergrößert. Zeitgleich tritt sich das Baby in meinem Bauch fröhlich und ungestört in immer neue Organregionen vor. Rippen? Ach interessant, da war ich noch gar nicht! Magen? Kann weiter nach oben, braucht kein Mensch!
In Gedanken träume ich schon davon, im nächsten Sommernach der Entbindung wie in einem schlechten Werbespot in meinen (wohlgemerkt alten) American-Apparel-Hotpants und T-Shirt neben einer schwangeren Freundin im Café zu sitzen und mit neidischem Blick torpediert zu werden und dabei ganz nebenbei zu bemerken, dass ich gar nicht mehr so genau weiß, wie das mit dem Abnehmen nach der Schwangerschaft war. Aus heutiger Sicht bin ich tatsächlich aber wesentlich realistischer, und weil ich den Heidi-Klum-Quatschkram nicht mehr hören kann, wie man sechs Wochen nach der Entbindung mit flachem Bauch eine Victoria’s-Secret-Modenschau läuft, frage ich dich nach der Wahrheit und bitte der absoluten: Werde ich jemals wieder meine alte Figur zurückbekommen?
Liebe Caro,
everything changes but you. Von wegen! Was die Boygroup Caught in the Act mit diesem Lied in die Welt gesetzt hat, ist schlichtweg gelogen. Zumindest in Bezug auf eine Schwangerschaft. Du beschreibst es ja sehr treffend. Und ich finde es bewundernswert, wie optimistisch du dich jetzt schon wieder in Hotpants im Café sitzen siehst, den doppelten Espresso in der einen, den schicken Bugaboo in der anderen Hand, schuckelnd, das Baby schläft natürlich und deiner schwangeren Freundin erzählst du, wie easy alles war. Vorher musst du aber noch mal ganz stark sein. Denn die Zeit direkt nach der Geburt ist keine Hotpants-Zeit. Leider.
Zwei Tage nach der Geburt meines ersten Kindes stand die Krankenschwester vor mir und sagte: »Heute ist ›Dolly Buster Day‹«, und ich schaute fragend. Sie ergänzte: »Sie werden im Laufe des Tages einen Atombusen bekommen« und ich dachte: Ja, ja. Doch dann schwollen meine Brüste an! Ich dachte, ich sei im falschen Film, als ich merkte, dass meine 80 F (vor der Schwangerschaft: 75 C) noch größer werden konnte und hart wie Ziegelstein! Warum hat mich niemand rechtzeitig vor diesem Atombusen-Moment des Milcheinschusses gewarnt? Dann hieß es vom Weißkittel: »Normal ist, wer am dritten Tag nach der Geburt Tränen vergießt, die Hormone, Sie wissen
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