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Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Ich glaube, der Fliesenleger ist tot!

Titel: Ich glaube, der Fliesenleger ist tot! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Karnick
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Sanden und sandigen Schluffen gefüllten Swimmingpool handelt? Sich diese Frage laut zu stellen, dafür ist es zu spät.
    Drei Tage später treffen wir uns zu einer Krisensitzung mit den Architektinnen. Die Architektinnen haben bereits einen Krisenplan erarbeitet: einen Plan für ein kellerloses Haus, das stilistisch dem alten Entwurf entspricht.
    Die Garage wird aus dem Haus ausgelagert und in Form eines massiv erbauten, geschlossenen Werkzeug- und Fahrradhauses mit angeschlossenem Carport in den Vorgarten verlegt; notfalls wird noch ein Geräteschuppen im Garten errichtet. Statt der Garage wird es im Erdgeschoss einen kleinen Technik- und einen Wirtschaftsraum geben, der vom Eingangsflur, aber auch von außen durch einen Seiteneingang zugänglich ist – er wird die Funktion der ursprünglich extra eingeplanten Schmutzschleuse mit übernehmen müssen. Das Gästezimmer samt Bad muss gestrichen werden. Was die Wohnräume angeht, ist der neue Entwurf genauso schön wie der alte. Wir sind einverstanden. Uns bleibt ja auch nichts anderes übrig.
    Eine Frage haben wir noch: Wäre es nicht klüger gewesen, das Bodengutachten noch vor den ersten Hausplanungen anfertigen zu lassen?
    »Ja«, sagt Sarah, »das wäre es. Tut uns wirklich leid. Für uns ist das auch wahnsinnig doof – ein echter Haufen Mehrarbeit. Aber natürlich stellen wir euch den neuen Entwurf nicht in Rechnung.«
    Na ja, denke ich, immerhin haben wir nicht schon angefangen zu bauen.

    Die nächsten Wochen verbringen wir damit, uns das Leben ohne Keller schönzureden. Im Schönreden sind mein Mann und ich Meister, denn zum Glück gehören wir nicht zu denen, die gerne länger als unbedingt nötig unglücklich sind. Ziel des von uns virtuos beherrschten Schönredespieles ist es, sich mit einer unangenehmen Tatsache nicht nur abzufinden, sondern Argumente dafür zu erfinden, dass man bei näherer Betrachtung eigentlich froh, nein, nachgerade dankbar sein muss, dass es so und nicht anders gekommen ist. Wem als Erstes die Argumente ausgehen, hat verloren.
    »Eigentlich brauchen wir auch gar kein Gästezimmer«, sage ich.
    »Stimmt«, sagt mein Mann. »Uns besucht sowieso nie jemand über Nacht, und wenn, dann höchstens für zwei, drei Tage.«
    »Ein Gästezimmer mit eigenem Bad braucht man nur, wenn die Eltern in einer anderen Stadt leben und sich dreimal im Jahr für jeweils zwei Wochen bei einem einnisten«, sage ich.
    »Und spätestens in acht Jahren sind sowieso beide Kinder ausgezogen«, sagt mein Mann, »dann haben wir Gästezimmer genug.«
    »Und es gibt ja auch noch die Abseite unter der Treppe, da passt auch was hin«, sage ich.
    »Denk mal an den Keller vom alten Haus: total nass«, sagt mein Mann. »Und auch die Nachbarn haben ständig feuchte Füße, trotz neuer Keller und Drainagen, und einige müssen sogar abpumpen.«
    »Das kostet ja auch Strom«, sage ich. »Wer weiß, ob die Weiße Wanne wirklich dicht gehalten hätte. Wahrscheinlich ersparen wir uns eine Menge Ärger.«
    »Bestimmt«, sagt mein Mann. »Onkel Rolf sagt immer: Der einzige trockene Keller ist kein Keller. Vielleicht ist es ja auch ganz gut, wenn wir nicht so viel Stauraum haben. Dann bewahrt man eben nicht jeden Scheiß auf.«
    »Genau«, sage ich. »Dann müssen die Kinder auch nicht so viel ausmisten, wenn wir mal tot sind.«
    »Also wirklich«, sagt mein Mann, »ich finde, es reicht.« Gewonnen.

    Baunebenkosten inkl. MwSt.:
    Übertrag 35.978,83 €
    Bodengutachter, Baugrunderkundung 1.357,20 €
    Zwischensumme 37.336,03 €

Allein unter Abreißern
    Unser Sohn hat Geburtstag, er wird zwölf, es ist ein ungewöhnlich sonniger Freitag Mitte April. Die Großfamilie ist nachmittags zum Kaffeetrinken angerückt. Nachdem die Geschenke ausgepackt sind und der Kuchen vernichtet ist, beschließen die erwachsenen Mitglieder des Familienrats, einen Spaziergang zu machen, bevor es Abendessen gibt.
    »Och nö, keine Lust«, nörgelt der Zwölfjährige.
    »Wir gehen zum Haus«, sage ich. »Wir gucken mal, ob die Garage schon abgerissen ist.«
    Anfang der Woche habe ich das Haus und das Grundstück mit Herrn Yildirim besichtigt. Herr Yildirim arbeitet für die von uns beauftragte Abbruchfirma. Er ist der Vorarbeiter, der den Abriss unseres Hauses leiten wird, das er vor Beginn der Arbeiten noch einmal mit mir begehen wollte – ein großer, glutäugiger, dunkel gelockter Mann um die vierzig, der mich mit der charmanten Herablassung des höflichen türkischen Machos behandelt: Wenn er –

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