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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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Bibliothekswesen! Merken Sie sich die Hauptsache: Ein Bibliothekar muß das Buch kennen und lieben. Ein Buch aus dem Regal nehmen, es aufschreiben, wiederbekommen und ins Regal zurückstellen ist nicht alles, was von einem guten Bibliothekar verlangt wird. Er muß es verstehen, die für den Leser erforderliche Literatur herauszusuchen, er muß sie ihm erläutern und empfehlen können. Du bist verpflichtet, selbst belesen zu sein. Lies und mach dir Auszüge! Stelle ohne jede Hemmung Fragen, wenn du etwas nicht verstanden hast! So, nun will ich dich mit der Arbeit des Bibliothekars bekannt machen."
    Er war zum „Du" übergegangen und lernte mich einige Tage geduldig an.
    Nach der Liste, die mir der Bibliothekar gegeben hatte, begann ich, zum ersten Male ernsthaft und systematisch Bücher zu lesen. Ich las aufmerksam Zeitungen und Zeitschriften. Häufig ging ich zu dem Bibliothekar, um eine Auskunft einzuholen. Stets empfing er mich mit freundlichen Worten: „Na, wie steht's? Was liest du? Sind neue Bücher oder Zeitschriften eingetroffen?"
    Bevor ich neue Bücher auslieh, las ich sie selbst. Das damals neuerschienene Buch „Wie der Stahl gehärtet wurde" las ich in einem Zuge durch. Das Werk bewegte mich. Pawel Kortschagin wurde mein Lieblingsheld. Ich las dieses hervorragende Buch Nikolai Ostrowskis noch mehrere Male.
    Auch das Buch „Unterhaltsame Physik" gefiel mir sehr. Populärwissenschaftliche Zeitungen zogen mich besonders an. Ich interessierte mich immer mehr für die Technik.
    Von der Arbeit und vom Studium war ich so in Anspruch genommen, daß ich häufig gleich im Geschäftszimmer übernachtete. Ich schlief auf einem Tisch und legte mir einige Bücher als Kopfkissen unter. Zuweilen halfen mir die Kameraden Bücher sortieren und blieben, wenn sie über dem Lesen die Zeit vergessen hatten, gleichfalls die Nacht über in der Bibliothek.
    Die Arbeit in der Bücherei hatte viel Gutes für mich. Ich lernte die Welt der Bücher, Zeitungen und Zeitschriften lieben. Sie wurden meine besten Freunde und vermittelten mir viele Kenntnisse. In immer weiterem Umfang tat sich vor mir das großmächtige Bild des Aufbaus in unserem Lande auf.
    Mein Wunsch, Technik zu studieren, wurde immer stärker.
    Ich erinnere mich, wie mich die Leistung Alexej Stachanows begeisterte und interessierte. 102 Tonnen Kohle an Stelle von 7 Tonnen laut Norm pro Schicht! Drei Tage später baute Djukanow, der Parteiorganisator des Schachtes, in sechs Stunden 115 Tonnen Kohle ab, und einige Tage darauf förderte Stachanow 227 Tonnen. In der Zeitung erschienen die Namen der Helden der Arbeit. In unsere Sprache wurde ein neuer Begriff aufgenommen - das Wort „Stachanowarbeiter".
    In jenen Tagen erfuhr ich, daß man mit sechzehn Jahren in das Technikum aufgenommen wird. Ich faßte den Entschluß, nicht erst die Schule zu beenden, sondern mich auf die Aufnahmeprüfung für die Pädagogische Arbeiterfakultät oder das Chemische Technikum vorzubereiten. Welches Spezialfach sollte ich aber wählen? Ich konnte zu keinem Entschluß kommen, denn mich zog zwar die Technik an, aber gleichzeitig verlangte es mich, Malen zu lernen und Pädagogik zu studieren. Alles erschien mir interessant.
    „Laß dich in ein Technikum aufnehmen, wo man Malen lernen kann", riet mir Vater. Und ich tat es. Ich schickte mein Aufnahmegesuch direkt an die Akademie der Künste in Leningrad. Einige Tage später kam die Antwort. Man teilte mir die Aufnahmebedingungen für die Vorbereitungskurse mit. Sie erschienen mir ziemlich schwierig.
    Am Abend beriet ich mich mit meinem Vater. Er ist alt geworden, dachte ich, als ich sein müdes Gesicht betrachtete. Er schwieg lange, dann sagte er: „Ich denke, Wanja, es ist nicht gut, so weit zu fahren und so viel auszugeben. Ich bin krank, Mutter auch. Warum willst du uns allein lassen? Was sollen wir tun, mein Söhnchen? Du bist noch jung, das Malen läuft dir nicht weg!"
    Ich wußte, daß es dem Vater selbst leid tat, daß ich nicht zum Studium nach Leningrad fahren sollte, und bedrängte ihn daher auch nicht weiter.
    „Gut, Väterchen", sagte ich, „ich werde hier die Prüfungen für die Pädagogische Arbeiterfakultät oder für das Chemische Technikum ablegen."
    „Das ist etwas anderes, versuch es", meinte Vater.
    Ich legte die Prüfungen für die Pädagogische Arbeiterfakultät und für das Chemische Technikum ab und bestand sie. Wo sollte ich nun studieren? Das Technikum bildete Produktionsarbeiter aus. Später erwartete mich also

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