Ich greife an
wartete ich auf den Beginn der Offensive unserer Truppen.
In den ersten Junitagen wurde Petro Kutscherenko zu einer anderen Einheit versetzt. Als er fortgeflogen war, schien es mir, als sei es in der Erdhütte ohne ihn leer und öde geworden, denn drei Monate gemeinsamen Frontlebens hatten uns einander sehr nahegebracht.
VOR DER SCHLACHT IM FRONTBOGEN VON KURSK
Auf unserem Feldflugplatz trafen ständig neue Staffeln von Bornbern, Jagd- und Schlachtflugzeugen ein. Auf den Straßen wälzten sich in endlosem Strom Panzer, Artillerie und Fußtruppen dahin. Das alles kündigte den Beginn entscheidender Aktionen und großer Operationen an.
In unserer Ausbildung wurde jetzt den Übungsflügen ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Semjonow prüfte eingehend unsere Kenntnisse.
Ende Juni 1943 wurden die Sergeanten - meine Kameraden und ich - zu Leutnants befördert.
Wir traten vor dem Gefechtsstand an, Podoroshny verlas den Befehl. Dann wandte er sich mit einer kurzen Ansprache an uns, die sich mir tief einprägte: „Genossen! Sie sind in die Reihen des sowjetischen Offizierskorps eingetreten. Dies verpflichtet Sie zu vielem, in erster Linie aber dazu, Ihr kämpferisches Können noch sorgfältiger zu vervollkommnen und noch geschickter gegen den Feind zu kämpfen. Ein sowjetischer Offizier verkörpert stets die Ehrlichkeit, die Tapferkeit und die grenzenlose Ergebenheit gegenüber der Heimat und der Sache Lenins. Ich hoffe, daß Sie sich der hohen Ehre bewußt sind, sowjetischer Offizier zu sein, und daß Sie die ruhmvollen Traditionen unseres Offizierskorps bereichern werden!"
In der am gleichen Tage einberufenen Komsomolversammlung verlangte es jeden, eine kurze Rede zu halten, seine Kampferfahrung mitzuteilen und von jenem Stolz zu sprechen, den er heute, bei seinem Eintritt in das Offizierskorps, empfand.
Ich konnte mich tagelang nicht an den neuen Rang gewöhnen und antwortete anfangs gar nicht, wenn mich jemand rief: „Genosse Leutnant!"
Ich wußte, daß mir noch viel zu einem richtigen Offizier der Luftstreitkräfte, zu einem echten, erfahrenen Flieger fehlte, obgleich ich schon etwa dreißig Kampfflüge ausgeführt hatte. „Das kämpferische Können entwickelt sich allmählich", erinnerte ich mich der Worte Soldatenkos.
Im Regiment wurde die intensive Kampfausbildung ununterbrochen fortgesetzt. Aus allem war herauszufühlen, daß große, entscheidende Kämpfe bevorstanden. Aus den Zeitungen wußten wir, daß im faschistischen Deutschland der „totale Krieg" erklärt worden war und daß man dort neue Waffentypen produzierte, wie die Tiger-Panzer und die Ferdinand-Sturmgeschütze.
Wenn wir über dem feindlichen Gebiet Aufklärung flogen, sahen wir, daß der Gegner frische Truppen heranzog.
Wie wir später erfuhren, machte sich der Feind die Tatsache zunutze, daß es keine zweite Front gab, und konzentrierte hier im Frontbogen von Kursk starke Kräfte, um das von unseren Truppen besetzte Aufmarschgebiet zurückzuerobern und dann nach Moskau durchzubrechen.
Doch unser Oberkommando durchschaute die Pläne der Faschisten und schickte rechtzeitig unsere kampferprobten Truppen und mächtige technische Kampfmittel hierher.
Wir warteten zuversichtlich auf den Beginn der Kämpfe. In diesen Tagen der Atempause erinnerten wir uns unwillkürlich des Weges, den unsere Luftwaffe seit dem Beginn des Krieges zurückgelegt hatte. Die Periode der zeitweiligen Erfolge des Gegners in der Luft gehörte der Vergangenheit an. Die deutsche Luftwaffe hatte von den sowjetischen Luftstreitkräften schon mehrere vernichtende Schläge erhalten, es genügt, Stalingrad und die siegreichen Luftschlachten am Himmel des Kubangebietes zu erwähnen. Als ich mein Notizbuch durchsah, in das ich alles Neue eintrug, was ich über die Taktik der sowjetischen Jagdflieger und über die Taktik des Feindes in Erfahrung bringen konnte, stellte ich freudig fest, daß sich das Arsenal der Kampferfahrungen unserer Flieger bedeutend erweitert hatte. Dieses Arsenal wurde noch vervollständigt durch das in weitem Umfang angewendete Vertikalmanöver, durch verschiedene Formationen der Gefechtsordnung und viele andere Verfahren, die in den bevorstehenden Kämpfen zur Anwendung gelangen sollten.
DER ERSTE ABSCHUSS
Am 5. Juli 1943 weckte mich am frühen Morgen starkes Geschützfeuer. Auch meine Kameraden wachten auf. Wie auf Verabredung sprangen wir von den Schlafstellen und rannten auf den Flugplatz hinaus. Wir traten an. Alle waren erregt. Der Kommodore
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