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Ich greife an

Ich greife an

Titel: Ich greife an Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iwan Koshedub
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„Messerschmitt" an mein Heck setzte. Aber mein Rottenhund war auf der Hut gewesen, er hatte mich wie ein Schild gedeckt und den Angriff des feindlichen Jägers abgeschlagen. Wäre er nicht gewesen, hätte mich der Gegner aus nächster Nähe abgeschossen.
    Unsere Freundschaft hatte in diesem heißen Luftkampf ihre Prüfung bestanden. Der Angriff der sowjetischen Jagdflugzeuge erschütterte die Feinde. Der Bomberverband begann sich aufzulösen. Die Faschisten warfen ihre Bomben ziellos ab und drehten auf Heimatkurs.
    Ich war noch gar nicht wieder richtig zur Besinnung gekommen, meine Lippen waren trocken, und mich verlangte es, etwas zu trinken, als ich ein neues Kommando des Staffelkapitäns vernahm: „Eine neue Bombergruppe im Anflug. Angreifen!"
    Wir preschten wieder in die Gefechtsordnung der faschistischen Flugzeuge hinein, die dicht aufschlossen, um sich zu verteidigen. Die feindlichen Bordschützen eröffneten ein rasendes Feuer.
    Ich pirschte mich an eine „Junkers" heran und setzte mich hinter sie. Ich wollte sie aus nächster Nähe abschießen und schloß immer dichter auf. Deutlich sah ich die Balkenkreuze. Es war Zeit, das Feuer zu eröffnen. Ich drückte auf die Knöpfe - aber die Bordwaffen schwiegen. Ich hatte nicht bemerkt, daß bereits die gesamte Munition aufgebraucht war.
    Als ich die erste „Junkers" angriff, hatte ich in meiner Unerfahrenheit das Feuer aus zu großer Entfernung eröffnet und zu lange Feuerstöße abgegeben. Auf diese Weise war innerhalb weniger Minuten der ganze Munitionsvorrat verschossen. Dies war eine gute Lehre für mich. Als ich dann mehr Erfahrung gesammelt hatte, wußte ich, daß man das Feuer erst auf kürzeste Entfernung eröffnen darf, sparsam mit der Munition umzugehen hat und zu diesem Zweck exakt, rasch und überlegt handeln muß. Den Feind aus kürzester Entfernung zu beschießen und dabei kurze und lange Feuerstöße geschickt einzuteilen, wurde von diesem Tage an eine unumstößliche Regel für mich.
    Indessen drehte die „Junkers" jäh von mir ab und stieß in die Flugordnung ihrer eigenen Maschinen hinein, so daß sie um ein Haar eine andere gerammt hätte.
    So kann man feindliche Flugzeuge auch ohne Munition in die Tiefe schicken, dachte ich. Ich jagte etwa zehn Minuten lang hinter dem Gegner her. Die feindlichen Flugzeuge, die dem Angriff unserer Jäger nicht standhalten konnten, drehten auf Westkurs und warfen blindlings ihre Bomben ab.
    Mein persönliches Konto war eröffnet. Ich hatte ein faschistisches Flugzeug abgeschossen!
    Erst nach dieser wirklichen Begegnung mit dem Feinde begriff ich, welche Kraft die Kampfbegeisterung hervorzubringen vermag. Sie verleiht dem Menschen eine ganz besondere Findigkeit, Reaktionsschnelligkeit und Exaktheit. Der Schriftsteller Alexej Tolstoi bezeichnete diesen Zustand als „wohlüberlegte Kampfbegeisterung".
    Wir kehrten wohlbehalten und ohne Verluste zu unserem Flugplatz zurück. In der gewohnten Umgebung empfand ich meine Freude noch stärker. Wie in der Kindheit verlangte es mich, zu schreien und so rasch wie möglich von meinen Eindrücken zu erzählen. Flieger und Mechaniker umringten mich. Aufgeregt gestikulierend berichtete Muchin, wie ich die Feindmaschine in Brand geschossen und er den Angriff der „Messerschmitt" abgeschlagen hatte.
    Ja, aber zunächst mußte ich dem Kommandeur vorschriftsmäßig Meldung erstatten. Ich hatte große Lust, über den Flugplatz zu rennen! Doch ich nahm mich zusammen und ging ruhig und langsam, wie es sich für einen erfahrenen Flieger gehört, zum Gefechtsstand. Semjonow kam mir entgegen. Warum hatte er ein so finsteres, unzufriedenes Gesicht? Ich geriet in Verwirrung, begann zu stottern und vergaß die Worte, die ich mir schon vorher zurechtgelegt hatte.
    Semjonow sah mich an und sagte zornig:
    „Ich weiß Bescheid, habe alles gesehen. Ich bin unzufrieden mit Ihnen. Verwegenheit besitzen Sie ja genug - das ist gut, aber unter so schwierigen Bedingungen muß man sich beherrschen können, sonst wird man selbst abgeschossen wie ein Rebhuhn. Im Kampf darf man sich nie vom Eifer hinreißen lassen!"
    Er schwieg, und ich stand in strammer Haltung und ganz bestürzt vor ihm. Plötzlich lächelte der Kommandeur und reichte mir die Hand: „Aber im großen und ganzen bist du ein Prachtbursche. So mußt du sie schlagen! Bilde dir aber ja nichts darauf ein! Schreib dir meine Worte hinter die Ohren!"
    Mir fiel ein Stein vom Herzen. Ich war dem Kommandeur dafür dankbar, daß er mich

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